Allianz: 5,6 Milliarden Euro sind weg - harte Strafe in den USA ausgesprochen

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Das Fehverhalten einiger weniger Mitarbeiter kommt den deutschen Versicherer teuer zu stehen. In den vergangenen beiden Quartalen hatte sich die Allianz bereits auf eine harte Strafe seitens der US-Behörden eingestellt und insgesamt 5,6 Milliarden Euro an Rückstellungen gebildet. Großartig geschadet hat dies der Aktie nicht. Im regulären Handel konnte sie heute die Marke von 200 Euro wieder überwinden. Bereits im Vorfeld hatte der Dax-Konzern zusätzlich erklärt, dass die Strafzahlungen keine Auswirkungen auf die Dividende hat. Das hat ein Großteil der Anleger beruhigt.

US-Behörden bestrafen die Allianz hart

Die US-Regierung erlegt der Allianz nach Fondsverlusten in Milliardenhöhe wegen Betrugsvorwürfen eine harte Strafe auf: Der Münchner Konzern muss Strafe in mindestens dreistelliger Millionenhöhe zahlen, außerdem darf die verantwortliche Vermögensverwaltung Allianz Global Investors ihr US-Geschäft nicht mehr in der bisherigen Form weiterführen. Deswegen wird die US-Gesellschaft der AGI in den USA ihr dortiges Geschäft mit etwa 120 Milliarden Dollar Kundengeldern auf einen "neuen US-Partner" übertragen, wie die Allianz am Dienstag in München mitteilte.

Große US-Anleger hatten im März 2020 mit AGI-Fonds laut Börsenaufsicht SEC fünf Milliarden Dollar verloren und anschließend Milliardenklagen gegen die Allianz eingereicht. Die SEC gab bekannt, den zur Allianz gehörenden Vermögensverwalter AGI und die drei beschuldigten Manager wegen eines "massiven Betrugskomplotts" zur Verantwortung zu ziehen.

Das US-Justizministerium erhob parallele Vorwürfe: Die stellvertretende Justizministerin Lisa Monaco sprach von einem "raffinierten Wall-Street-Plan, der die Opfer Milliarden Dollar kostete".Verwirrung gab es um die Höhe der Strafzahlungen: Das Justizministerium nannte in seiner Mitteilung eine Buße von 2,3 Milliarden Dollar. Die Börsenaufsicht SEC erklärte darüber hinaus, dass die Allianz zur Klärung der Vorwürfe mehr als eine Milliarde Dollar an die Behörde zahle. Die Allianz selbst sprach in ihrer Mitteilung hingegen von 675 Millionen Dollar Strafe an die SEC, weitere 174,3 Millionen gehen demnach als "Gewinnabschöpfung" an das US-Justizministerium. Diese Summen sind laut Allianz die Nettozahlungen.

Strafe finanziell keine Belastung mehr

Dem Unternehmen zufolge bringen die Strafzahlungen an die US-Behörden auch keine weiteren finanziellen Belastungen für den Dax-Konzern mit sich. Denn die Allianz hatte bereits 5,6 Milliarden Euro zurückgelegt, den Großteil davon für Vergleiche mit den geschädigten Anlegern. Darunter zählen laut Justizministerium mehrere Pensionsfonds, unter anderem für Busfahrer und Mitarbeiter der New Yorker U-Bahn ebenso wie für Lehrer im Bundesstaat Arkansas.

Die SEC geht davon aus, dass die drei beschuldigten Manager über mehrere Jahre insgesamt sowohl gut 114 Kunden als auch die Aufsicht über die wahren Risiken der sogenannten Structured Alpha Fonds täuschten. Die Münchner Konzernzentrale räumte in ihrer Mitteilung kriminelles Fehlverhalten einiger weniger AGI-Mitarbeiter ein, die mittlerweile nicht mehr bei dem Konzern beschäftigt seien. Laut US-Behörden haben die drei Manager Schuldeingeständnisse abgegeben.

Die Kunden hatten die AGI 2020 verklagt. Das Unternehmen hatte die Anschuldigungen zunächst zurückgewiesen. Doch die US-Behörden stufen die Verluste als Kriminalfall ein.

Die Allianz zählt zu den größten Vermögensverwaltern der Welt, Kunden haben den beiden Tochtergesellschaften AGI und Pimco fast 2 Billionen Euro anvertraut. Die AGI ist die kleinere der beiden Gesellschaften, wesentlich größer ist das US-Unternehmen Pimco, das jedoch weder an den Verlusten noch an den folgenden rechtlichen Auseinandersetzungen beteiligt war. Wer der neue US-Partner der AGI sein soll, ließ die Allianz offen. AGI soll eine Beteiligung an der neuen Einheit übernehmen, außerdem soll es eine wechselseitige Kooperation im internationalen Vertrieb geben.  

Aktie kommt glimpflich davon

Wohl dem, der solch eine Strafe so "locker" überstehen kann. Ärgerlich ist es trotzdem und für die entsprechenden Mitarbeiter dürfte die Sache nicht ganz so "locker" über die Bühne gegangen sein. Trotzdem hat der ganze Prozess die Anleger größtenteils mit dem Schrecken davon kommen lassen. 

Auf der anderen Seite zeigt es aber auch, wie gut die Allianz aufgestellt ist. Mit dem heutigen Tag ist der Fall, so schmerzlich er für die Allianz auch sein mag, zu den Akten gelegt und damit kann sich der Konzern und die Anleger wieder auf das Kerngeschäft konzentrieren. Um die 200 Euro ist die Aktie immer noch einen Blick wert. Sollte es noch einmal im Zuge der allgemeinen Marktstimmung unter diese Marke gehen, dann wird das Papier noch interessanter. 

Redaktion onvista / dpa-AFX

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