Bund erwartet Probleme bei Kohle- und Öl-Versorgung

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Berlin (Reuters) - Die Bundesregierung befürchtet zum Herbst und Winter Probleme mit der Kohle-Versorgung für Kraftwerke und der Öl-Versorgung in Ostdeutschland.

"Aufgrund der sehr eingeschränkten Binnenschifffahrt, könnten sich die aufgebauten Kohlelager schnell reduzieren", heißt es im "Lagebild Energieversorgung" des Wirtschaftsministerium, das der Nachrichtenagentur Reuters am Mittwoch vorlag. "Die zusätzlichen Lager, die in Süddeutschland beschafft wurden und noch beschafft werden, können aller Voraussicht nach nicht bis zum Winter befüllt werden...", heißt es mit Blick auf Baden-Württemberg. Grund sei vor allem das Niedrigwasser des Rheins, das keine größeren Kohletransporte per Schiff erlaube. Eine deutliche Verbesserung sei hier nicht zu erwarten. Das überlastete Schienennetz mache die Lieferung per Zug ebenfalls schwierig.

Der Kraftwerksbetreiber EnBW stehe so vor einer Herausforderung: Entweder werde Kohle sparend eingesetzt, in dem je nach Bedarf die Anlagen hoch und runter gefahren würden, heißt es in dem Lagebild. Das erhöhe aber stark die Gefahr von Kraftwerksausfällen. Ein regelmäßiger Einsatz führe auf der anderen Seite zu einem deutlichen Mehrverbrauch.

Die Bundesregierung hat am Mittwoch eine Verordnung beschlossen, wonach Kohle- und Öl-Transporte auf der Schiene Vorrang bekommen sollen. Dennoch kommt in dem Papier mit Datum vom Dienstag wenig Zuversicht auf: Aufgrund unterschiedlichster Faktoren wie etwa Baustellen, Engpässe bei den Fahrzeugen und Störfälle komme es zu Verzögerungen und Engpässen im Schienengüterverkehr, heißt es. "Durch geplante Arbeiten der Deutschen Bahn im Rheintal könnte sich die Situation weiter verschärfen..." Steinkohle kommt überwiegend entlang der Rheinschiene aus Nordsee-Häfen wie etwa Rotterdam.

PAPIER: ÖL-EMBARGO FÜHRT ZU HÖHEREN PREISEN

Während von der Regierung die Lage bei der Kohle-Belieferung im Südwesten kritisch gesehen wird, ist bei der Öl-Versorgung der Nordosten. Die Raffinerien von Schwedt und Leuna müssen wegen des Embargos ab Jahresende auf russisches Pipeline-Öl verzichten. Dies werde dann zumindest zu höheren Preisen führen: "EU-Embargo und deutscher Ausstieg aus Pipeline-Öl mit entsprechender Vorlaufzeit bis Jahresende wäre – wenn auch unter Inkaufnahme von Preissteigerungen und möglichen Einschränkungen - händelbar", heißt es. Die Raffinerie Leuna könne zu rund 75 Prozent mit Öl über den polnischen Hafen Danzig versorgt werden. Dies sei vertraglich gesichert. Schwedt könne ebenfalls etwa 75 Prozent Leistung erreichen, wenn die Pipeline vom Hafen Rostock "unverzüglich ertüchtigt" werde.

Schwedt versorgt große Teile Ostdeutschlands und auch Gebiete Wespolens mit Treibstoff - dazu gehört auch der Flughafen Berlin. Überlegungen, die Region zusätzlich mit Raffinerie-Produkten aus Westdeutschland zu versorgen, treffen wiederum auf Bahn-Engpässe: "Hohe Nachfrage und knappe Transportkapazitäten im Bereich Schienengüterverkehr führen zu herausfordernder Lage in der Mineralöllogistik. Produkte aus Raffinerien können zum Teil nicht abtransportiert werden. Teilweise Stornierung von über 50 Prozent der Transporte durch Eisenbahn-Verkehrsunternehmen."

(Bericht von Markus Wacket. Redigiert von Christian Götz. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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