Münchener Rück spürt Rückenwind auf dem Weg zu mehr Gewinn

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(neu: Vorstand in Pressekonferenz, Kursentwicklung)

- von Alexander Hübner

München (Reuters) - Steigende Preise für die Absicherung von Naturkatastrophen und anderen Großrisiken machen die Münchener Rück für das laufende und die nächsten Jahre zuversichtlich.

Vorstandschef Joachim Wenning sprach am Donnerstag von einem "seit 20 Jahren nicht gesehenen, sehr positiven Marktumfeld". Der weltgrößte Rückversicherer bewegt sich mit großen Schritten auf das Ziel zu, in diesem Jahr auf einen Nettogewinn von vier Milliarden Euro zu kommen. 2022 stieg das Ergebnis um 17 Prozent auf 3,42 Milliarden und übertraf damit die Erwartungen des Vorstands. "Wir haben all diesen Katastrophen widerstanden, und wir sind stolz darauf", sagte Wenning mit Blick auf den Ukraine-Krieg, Hurrikane und die Corona-Pandemie.

Naturkatastrophen schlugen im vergangenen Jahr nur mit 2,43 (2021: 3,14) Milliarden Euro zu Buche - trotz des Wirbelsturms "Ian" im Südosten der USA, der die Münchener Rück allein 1,6 Milliarden kostete. Eingeplant hatte der Rückversicherer aber - auch angesichts des Klimawandels - mehr Mittel. Für die Folgen des Krieges in der Ukraine hat die Münchener Rück 475 Millionen Euro reserviert, obwohl viele Policen Kriegsausschlüsse beinhalten. Vielfach drohen Prozesse um die Frage, ob und wer was bezahlen muss. "Das dauert viele, viele Jahre, bis das ausgefochten ist", sagte Wenning. Für die Folgen der Corona-Pandemie konnte der Rückversicherer 140 Millionen Euro an Rückstellungen auflösen. Das verheerende Erdbeben in der Türkei und Syrien könnte die Münchener Rück im schlimmsten Fall einen mittleren dreistelligen Millionenbetrag kosten, sagte Finanzvorstand Christoph Jurecka.

Die Erderwärmung und die Inflation treiben die Schäden aus Stürmen, Überschwemmungen und Erdbeben nach oben, weshalb sich Erstversicherer zunehmend gegen Risiken absichern. Die Naturkatastrophen-Sparte sei für die Münchener Rück trotz allem "eine der profitabelsten", betonte Wenning.

"NICHT SCHLECHTER ALS DIE KONKURRENZ"

Bei den Verhandlungen über die Erneuerung der Verträge zum Jahreswechsel zeichnete die Münchener Rück mit Neuabschlüssen von 15,3 Milliarden Euro 1,3 Prozent mehr Geschäft. Die Preise seien dabei im Schnitt um 2,3 Prozent erhöht worden, auch an den Konditionen wurde gefeilt. "Das war die beste Erneuerung seit Jahren", sagte Finanzvorstand Jurecka. Man habe viel mehr erreicht als einen Inflationsausgleich. Die Münchener Rück habe dabei "mit Sicherheit nicht schlechter als die Konkurrenz" abgeschnitten. Und auch die Erneuerungsrunden im April und Juli seien vielversprechend.

Jurecka widersprach damit Analysten, die die Ergebnisse der Erneuerungsrunde als enttäuschend bezeichneten. Die Erwartungen seien höher gewesen, schrieb etwa Hadley Cohen von der Deutschen Bank. Die Münchener-Rück-Aktie fiel um 3,6 Prozent auf 312,50 Euro. Andere Analysten sprachen von Gewinnmitnahmen - schließlich habe das Papier binnen eines Jahres fast 60 Prozent zugelegt.

Schon 2022 hatte die Münchener Rück das Prämienvolumen im Kerngeschäft um knapp sieben Milliarden auf 48,1 Milliarden Euro ausgeweitet. Konzernweit stiegen die Bruttobeiträge um knapp 13 Prozent auf 67,1 Milliarden Euro - stärker als erwartet. Das machte die Einbußen bei Kapitalanlagen wett, wo der Finanzchef zum Jahresende Aktien und Firmenbeteiligungen auch mit Verlust zu Geld machte, weil Renditen von 3,9 Prozent bei Neuanlagen Hoffnung auf mehr Erträge in der Zukunft machen.

Die steigenden Zinsen trieben die Solvenzquote der Münchener Rück zum Jahresende auf 260 (Ende 2021: 227) Prozent, die damit über dem Zielkorridor von 175 bis 220 Prozent liegt. Mit einem Aktienrückkauf über eine Milliarde Euro und einer auf 11,60 Euro erhöhten Dividende schüttet der Rückversicherer 2,6 Milliarden Euro an die Aktionäre aus. Geld für Übernahmen wäre gleichwohl genügend da, sagte Wenning. In der Rückversicherung seien sie zwar "völlig unwahrscheinlich", dagegen sei bei Ergo und in der Spezialversicherung - vor allem in den USA - "dem Grunde nach der Appetit da".

(Bericht von Alexander Hübner, redigiert von Sabine Wollrab. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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