Rosige Aussichten bei Tech-Werten schieben Europas Börsen an

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Frankfurt (Reuters) - Die angehobene Prognose beim Chipkonzern Infineon sowie die Aufspaltungspläne des chinesischen Amazon-Rivalen Alibaba hellen die Stimmung der Anleger auf.

Der Dax zog am Mittwoch 0,8 Prozent auf 15.255 Punkte an. Sein europäisches Pendant EuroStoxx50 legte ein Prozent auf 4211 Zähler zu.

Dank der besser als erwartet laufenden Geschäfte mit Autobauern und der Industrie hatte Infineon am Vorabend die Prognose angehoben. "Eine klar positive und schöne Überraschung", sagte ein Händler. "Infineon bestätigt damit die Erwartungen, dass sich der Chipsektor auch in Krisenzeiten und inmitten einer sich abschwächenden Wirtschaft behaupten kann, weil ohne Halbleiter zum Beispiel in den Themen Elektromobilität und Energiewende nicht viel geht", sagte Kapitalmarktstratege Jürgen Molnar vom Broker RoboMarkets.

Mit einem Kursplus von bis zu 7,9 Prozent enteilte der Chipkonzern den übrigen Werten im Dax. Der europäische Tech-Index rückte um bis zu zwei Prozent vor. Zuvor hatten bereits die Aufspaltungspläne des chinesischen E-Commerce-Riesen Alibaba für ein Kursfeuerwerk bei chinesischen Technologiewerten gesorgt. Alibaba will sich in sechs eigenständige Unternehmen aufspalten; jedes davon solle die Möglichkeit von Börsengängen oder anderen Formen der Kapitalbeschaffung ausloten. Dies stärkte Börsianern zufolge das Vertrauen in Chinas Tech-Sektor.

EX-CHEF SOLL ES BEI DER UBS RICHTEN

Mit einem Paukenschlag überraschte die Schweizer Großbank UBS die Investoren. Um die Herkulesaufgabe der Credit-Suisse-Übernahme zu stemmen, holt sie überraschend den langjährigen Vorstandschef Sergio Ermotti an die Konzernspitze zurück. Die Schweizer Regierung und die Regulatoren hatten die UBS vor rund zehn Tagen dazu gedrängt, die ins Trudeln geratene Credit Suisse praktisch über Nacht zu schlucken. Bei Anlegern kam der Chefwechsel gut an: UBS-Aktien zogen in der Spitze rund drei Prozent an.

Auch andere Finanztitel setzten nach dem Banken-Beben in der Vorwoche ihre Erholung fort. Die Anteilsscheine der Deutschen Bank verteuerten sich um rund zwei Prozent. Der europäische Branchenindex stieg um gut ein Prozent. Noch immer sei die Lage im Bankensektor aber fragil, warnte Experte Molnar. Sorge bereite vor allem der Immobiliensektor. "Platzt hier die Blase, stehen die Banken vor einem großen Problem, etwa wenn Anschlussfinanzierungen nicht mehr gestemmt werden können."

Wie erwartet strich auch der Immobilien-Investor Aroundtown wie viele Konkurrenten nach massiven Wertverlusten in seinem Portfolio die Dividende. Die Aktie fiel zunächst mehr als elf Prozent auf ein frisches Rekordtief von 1,20 Euro, bevor sie die Verluste wieder wettmachte.

WARTEN AUF INFLATIONSDATEN

Anleger setzten zudem darauf, dass die Inflationsdaten aus Deutschland und der Euro-Zone zum Ende der Woche in die gewünschte Richtung ausschlagen, sagte Analyst Jochen Stanzl vom Broker CMC Markets. "Jegliche Rückgänge in der Kerninflation bedeuten einen Zugewinn an Flexibilität der Notenbanken in ihrer immer noch straffer werdenden Geldpolitik." Allerdings hielten sich Investoren im Vorfeld noch zurück. "Bleibt die Kerninflation ein Problem, steigt das Risiko für ein neues Bankenbeben."

Angesichts der aktuell herrschenden relativen Ruhe an der Bankenfront zogen sich Anleger zunächst aus als sicher angesehenen Anlagen zurück. So gab der Preis für Gold um bis zu 0,8 Prozent auf 1958 Dollar pro Feinunze nach. Der Dollar-Index, der den Wert zu wichtigen Währungen angibt, zeigte sich wenig verändert bei 102,47 Punkten.

(Bericht von Stefanie Geiger, redigiert von Christian Götz. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte)

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