Russland - Haben ukrainische Offensive zurückgeschlagen

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Moskau (Reuters) - Russland hat nach eigenen Angaben eine größere Offensive der ukrainischen Streitkräfte zurückgeschlagen.

Die ukrainische Armee habe mit acht Bataillonen vergeblich versucht, die russischen Linien im Süden der annektierten Region Donezk zu durchbrechen, teilte das Verteidigungsministerium in Moskau in der Nacht zu Montag auf dem Kurznachrichtendienst Telegram mit. Dabei seien 250 ukrainische Soldaten getötet, 16 Panzer sowie zwei Dutzend Kampffahrzeuge zerstört worden. Der Bericht konnte unabhängig nicht bestätigt werden, eine Stellungnahme vonseiten der Ukraine lag nicht vor. Dort äußerten sich zwar verschiedene Militärs zum Kampfgeschehen, aber nicht zu der russischen Darstellung. Allgemein wurde Russland vorgeworfen, Lügen zu verbreiten.

Die Ukraine habe am Sonntagmorgen eine großangelegte Offensive in fünf Abschnitten der Front gestartet, erklärte das russische Verteidigungsministerium. Diese sei gescheitert. Das Ministerium verbreitete Videoaufnahmen, auf denen mehrere ukrainische Panzerfahrzeuge auf einem Feld zu sehen sein sollen, die nach Treffern explodierten.

Ob es sich bei den Gefechten um den Beginn der Großoffensive handelt, die die Ukraine seit Monaten plant, blieb zunächst offen. Im Tagesbericht des ukrainischen Generalstabs war nur davon die Rede, dass es in den östlichen Regionen Donezk und Luhansk zu 29 Gefechten gekommen sei. Das Zentrum für strategische Kommunikation äußerte sich nicht zu der russischen Darstellung, bezichtigte Russland aber der Lügen: Um die Ukrainer und auch die russische Bevölkerung in die Irre zu führen, würden Falschinformationen über die Gegenoffensive und Verluste der ukrainischen Armee verbreitet.

UKRAINISCHER VERTEIDIGUNGSMINISTER: "ENJOY THE SILENCE"

Auch der Kommandeur der ukrainischen Bodentruppen, Olexandr Syrskji, ging auf die russische Darstellung nicht ein. Vielmehr erklärte er ebenfalls auf Telegram, ukrainische Soldaten rückten weiter auf das im Gebiet Donezk gelegene, nach erbitterten Kämpfen an Russland gefallene Bachmut vor. Es sei gelungen, eine russische Stellung in der Nähe der Stadt zu zerstören. Der Chef der russischen Söldner-Truppe Wagner, Jewgeni Prigoschin, erklärte, ukrainische Truppen hätten Teile der Ortschaft Berchiwka nördlich von Bachmut zurückerobert. Die Wagner-Söldner hatten erst kürzlich nach monatelangen Kämpfen Bachmut in der Ostukraine eingenommen. Inzwischen haben sie die Stadt an Einheiten der regulären russsischen Armee übergeben.

Der ukrainische Verteidigungsminister Olexij Resnikow veröffentlichte am Sonntag auf Twitter eine Nachricht, deren Bedeutung zunächst unklar blieb. Resnikow zitierte ein Lied der britischen Pop-Band Depeche Mode, "Enjoy the Silence" (Genieße die Stille). Am Wochenende hatte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj erklärt, die Ukraine sei bereit für ihre Gegenoffensive zur Rückeroberung von Russland besetzter Gebiete.

Während Ungewissheit über die genauen Pläne der Ukraine herrscht, ist es parallel zu wieder verstärkten russischen Angriffen vor allem auf Kiew auch zu Drohnenangriffen auf russische Gebiete gekommen - besonders nahe der Grenze zur Ukraine, aber auch im Großraum Moskau. Die Regierung in Kiew hat russische Vorwürfe einer Beteiligung stets zurückgewiesen.

Nun stürzten in der russischen Oblast Kaluga zwei Drohnen auf eine Autobahn. "Es gab keine Detonation von Sprengstoff, das Gebiet wurde abgesperrt", teilte Gouverneur Wladislaw Schapscha am Montag auf Telegram mit. Der Vorfall ereignete sich rund 280 bis 300 Kilometer von der Hauptstadt Moskau entfernt. Die Oblast (Gebiet) Kaluga liegt westlich der Oblast Moskau, teilt aber keine Grenze mit der Ukraine. Beide gehören zur größeren Region Zentralrussland. In der Nacht zu Montag geriet zudem in der an die Ukraine grenzenden Oblast Belgorod den Behörden zufolge eine Energieanlage bei einem Drohnenangriff in Brand.

(Bericht von Guy Faulconbridge, geschrieben von Elke Ahlswede, redigiert von Christian Götz. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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