Schwächere Inflation in der Schweiz - Druck auf Notenbank sinkt

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Zürich (Reuters) - Eine merklich nachlassende Teuerung in der Schweiz hat den Spekulationen auf ein nahendes Ende der Zinserhöhungen in der Alpenrepublik Auftrieb gegeben.

Die Verbraucherpreise erhöhten sich im Mai im Vergleich zum Vorjahresmonat um 2,2 Prozent, wie das Bundesamt für Statistik (BFS) am Montag mitteilte. Im April hatte die Jahresteuerung noch 2,6 Prozent betragen. "Die Nationalbank wird daher ihre Leitzinsen auch nicht so kräftig anheben müssen wie im Euroraum", erklärte Karsten Junius, Chefökonom bei der Bank J. Safra Sarasin. "Wir rechnen daher nur noch mit einer letzten Erhöhung um 25 Basispunkte auf ein Leitzinsniveau von 1,75 Prozent im Juni."

Mehrausgaben fielen im Mai vor allem für Mieten, Pauschalreisen ins Ausland sowie Gemüse und Früchte an. Dagegen verbilligten sich dem BFS zufolge Flüge, Heizöl und Diesel. Gegenüber April stiegen die Verbraucherpreise um 0,3 Prozent. Sowohl die Jahres- als auch die Monatsteuerung entsprach dem von Volkswirten erwarteten Wert.

Ökonom Junius hob hervor, dass die Preissteigerung bei den Dienstleistungen, die den größten Teil des Warenkorbs ausmachten, unter zwei Prozent geblieben seien. "Dies spricht für nur moderaten Lohndruck und dass Zweitrundeneffekte des Inflationsschubs des letzten Jahres nicht so stark sind wie in den meisten anderen Ländern."

Die Schweizerische Nationalbank (SNB) peilt für Preisstabilität einen Zielbereich von null bis zwei Prozent an. Notenbankchef Thomas Jordan und Vizedirektor Martin Schlegel haben wiederholt betont, dass die - im internationalen Verglich moderate - Teuerung noch immer zu hoch sei und sie zu weiteren Zinserhöhungen bereit seien. Für Credit-Suisse-Volkswirt Maxime Botteron ist die Inflation in der Schweiz noch immer relativ breit abgestützt und dürfte in den kommenden Quartalen am oberen Ende des von der Zentralbank angepeilten Bereichs bleiben. "Vor diesem Hintergrund ist eine Zinserhöhung durch die SNB im Juni sehr wahrscheinlich." Der Ökonom prognostiziert eine Zinsanhebung um 50 Basispunkte.

Die SNB entscheidet in der Regel viermal jährlich über die Zinsen: Die nächste sogenannte geldpolitische Lagebeurteilung ist für 22. Juni anberaumt. Aufgeschreckt von der Gefahr einer ausufernden Inflation hatte die SNB vor einem Jahr die geldpolitische Kehrtwende vollzogen und den Leitzins in vier Schritten auf aktuell 1,5 Prozent angehoben. Zudem setzten die Währungshüter auf die inflationsdämpfende Wirkung eines starken Frankens und veräußerten Fremdwährungen.

(Bericht von Paul Arnold und John Revill. Redigiert von Christian Götz. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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