Goldman Sachs schneidet schlechter ab als andere Wall-Street-Banken

Reuters · Uhr
Quelle: (c) Copyright Thomson Reuters 2023. Click For Restrictions - https://agency.reuters.com/en/copyright.html

(Berichtigt Tippfehler "Street" in der Überschrift)

New York (Reuters) - Nachdem eine Reihe von Wall-Street-Banken glänzende Quartalsbilanzen vorgelegt und sich widerstandsfähig gegen negative Einflüsse gezeigt haben, tanzt Goldman Sachs mit einem drastischen Gewinneinbruch aus der Reihe.

Amerikas führende Investmentbank wies am Mittwoch für die Monate April bis Juni einen Gewinn von nur noch 1,07 Milliarden Dollar aus - weniger als die Hälfte der 2,79 Milliarden vor einem Jahr und weniger als am Markt erwartet. Das Quartalsergebnis ist das schwächste seit drei Jahren, als Goldman Sachs wegen des Korruptionsskandals um den malaysischen Staatsfonds 1MDB hohe Abschreibungen verbuchte. Auch dieses Mal verhagelten Wertberichtigungen die Bilanz.

Allein Abschreibungen auf die Plattform GreenSky, die Verbraucherkredite für Hausrenovierungen vermittelt, schlugen mit 504 Millionen Dollar zu Buche. Goldman hatte den Kauf der Fintech-Firma vor knapp zwei Jahren für 2,2 Milliarden Dollar vereinbart und den Deal später für 1,7 Milliarden abgeschlossen. Als Goldman-Chef David Solomon im Oktober vergangenen Jahres einen großangelegten Umbau der Bank ankündigte, wurde nicht nur GreenSky in eine von drei Konzernsäulen integriert. Auch die 2016 mit großen Erwartungen gestartete, aber dauer-defizitäre Online-Bank "Marcus" wurde in die Sparte für Vermögensverwaltung und reiche Privatkunden eingegliedert.

Der damit verbundene schrittweise Rückzug aus dem Privatkunden-Geschäft verursachte nun Abschreibungen und Kreditverluste in Höhe von 615 Millionen Dollar. Weitere 485 Millionen Dollar musste Goldman auf Immobilienanlagen abschreiben. Die Gebühreneinnahmen im Kerngeschäft des Investmentbankings verringerten sich um ein Fünftel auf 1,43 Milliarden Dollar. Die Flaute im Geschäft mit Fusionen hatte unter anderem auch dem Konkurrenten Morgan Stanley das Quartal vermasselt. Allerdings kam Morgan Stanley immer noch besser davon als am Markt erwartet.

Nicht so Goldman Sachs: Mit dem Gewinn von 3,08 Dollar je Aktie verfehlte das Institut die Prognosen der Analysten von im Schnitt 3,18 Dollar. Und von einem Gewinnanstieg wie bei Bank of America von fast 20 Prozent auf gut sieben Milliarden Dollar ist Goldman meilenweit entfernt.

"Sie haben definitiv das Ziel verfehlt, und das scheint ein Sonderfall zu sein im Vergleich zu praktisch allen anderen Großbanken", sagte Randy Frederick vom Finanzmakler Charles Schwab. Der Goldman-Chef sieht sein Geldhaus dagegen auf Kurs. "Dieses Quartal spiegelt wider, wie wir strategisch unsere Ziele umsetzen", erklärte Solomon.

Der Aktienmarkt schien auf Solomons Position einzuschwenken: Nachdem Goldman-Aktien im frühen Handel in New York zunächst 0,7 Prozent nachgegeben hatten, notierten sie später schon wieder 1,2 Prozent im Plus.

(Bericht von Niket Nishant, Noo Zainab Hussain und Saeed Ahzar, geschrieben von Elke Ahlswede, redigiert von Olaf Brenner. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

Neueste exklusive Artikel