Ergebnis von Covestro bricht ein - Gedämpfte Aussichten

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Frankfurt (Reuters) - Der Kunststoffkonzern Covestro hat im zweiten Quartal eine schwache Nachfrage zu spüren bekommen und wird etwas pessimistischer für das Gesamtjahr.

"Wir befinden uns nach wie vor in einem konjunkturell herausfordernden Umfeld", erklärte Finanzchef Thomas Toepfer am Dienstag. "Für den weiteren Jahresverlauf gehen wir augenblicklich weiterhin nicht von einer wirtschaftlichen Erholung aus." Covestro bekräftigte zwar seine im April angehobene Prognose, die einen operativen Gewinn (Ebitda) von 1,1 bis 1,6 (2022: 1,617) Milliarden Euro vorsieht. Vor dem Hintergrund einer voraussichtlichen konjunkturellen Abschwächung im weiteren Jahresverlauf erwartet der Konzern nun aber eher ein Ergebnis in der unteren Hälfte dieser Spanne.

Mit Ausnahme der Autobranche hätten sich die Aussichten für die Hauptabnehmerindustrien von Covestro, die Bau-, Elektronik- und Möbelindustrie, für die zweite Jahreshälfte weiter eingetrübt. Der Lagerabbau bei den Kunden halte weiter an. "Zumindest sehen wir keine Trendwende", sagte Toepfer der Nachrichtenagentur Reuters. "Natürlich ist unsere Hoffnung, dass dieser Lagerabbau irgendwann zum Ende kommen müsste, aber wann das genau der Fall ist, ist derzeit noch nicht abzusehen."

Unter den großen börsennotierten Vertretern aus der deutschen Chemieindustrie ist Covestro bislang das einzige Unternehmen, dass seine Prognosen für 2023 nicht komplett kassiert hat. Dagegen mussten Branchenprimus BASF und die Spezialchemiekonzerne Lanxess und Evonik ihre Ziele deutlich senken, da die erhoffte Erholung im zweiten Halbjahr ausbleibt. Der ehemalige Mutterkonzern Bayer reduzierte ebenfalls seine Prognose wegen eines schwachen Agrargeschäfts.

SCHWEIGEN ZU ADNOC

Im zweiten Quartal brach der operative Gewinn von Covestro um fast 30 Prozent auf 385 Millionen Euro ein. Das Leverkusener Unternehmen setzte 3,7 Milliarden Euro um, gut ein Fünftel weniger. Unter dem Strich sank der Gewinn um fast 77 Prozent auf 46 Millionen Euro.

"In diesem schwierigen Umfeld liegt unser Fokus auf effizientem und kostenbewusstem Handeln", betonte Vorstandschef Markus Steilemann. Ein neues Sparprogramm ist aber nicht geplant, auch wenn der freie Mittelzufluss (Free Operating Cash Flow) ebenfalls in der unteren Hälfte der Prognose von Null bis 500 (2022: 138) Millionen Euro liegen dürfte. Für das dritte Quartal erwartet der Konzern einen operativen Gewinn zwischen 240 und 340 (Vorjahreszeitraum: 302) Millionen Euro.

Covestro steht derzeit mitten im Zentrum von Übernahmespekulationen. An der ehemaligen Bayer- Kunststofftochter soll der staatliche Ölkonzern Adnoc aus Abu Dhabi interessiert sein. Aber auch mit einer Erhöhung seiner informellen Offerte auf 57 Euro von rund 55 Euro je Aktie konnte Adnoc die Leverkusener Insidern zufolge bisher nicht locken. Analyst Markus Mayer von Baader Helvea hatte zuletzt 60 Euro je Aktie als Startpunkt für Gespräche gesehen.

Finanzchef Toepfer wollte sich zu Adnoc nicht äußern. Er betonte, Covestro sei "sehr gut aufgestellt, sowohl bilanziell als auch operativ". Die Situation in Europa sei aber mit hohen Energiekosten und schwierigen Genehmigungsverfahren eine Herausforderung und ein Wettbewerbsnachteil zu anderen Regionen. Die Politik müsse daher die Rahmenbedingungen verbessern, Covestro wiederum die Effizienz und Verfügbarkeit seiner Anlagen. BASF-Chef Martin Brudermüller hatte in der vergangenen Woche mit Blick auf das Interesse von Adnoc gesagt, dies zeige, wie schwierig die Lage für die Chemieindustrie in Europa geworden sei und sprach von einem "Alarmzeichen".

(Bericht von Patricia Weiß, redigiert von Hans Seidenstücker. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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