Wintershall Dea streicht rund ein Viertel der Stellen

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Frankfurt (Reuters) - Der Öl- und Gaskonzern Wintershall Dea tritt nach dem Aus seiner Geschäfte in Russland heftig auf die Kostenbremse.

Rund 500 der weltweit mehr als 2000 Stellen sollen abgebaut werden, davon etwa 300 in Deutschland. "Wir haben unsere Unternehmensstrategie auf die Herausforderungen für die Energiebranche und den beschlossenen Russland-Exit angepasst und fokussieren unsere Organisationsstruktur entsprechend", begründete Vorstandschef Mario Mehren am Dienstag den Kahlschlag. Der Konzern erhofft sich durch die Maßnahmen jährliche Kosteneinsparungen von 200 Millionen Euro, rund die Hälfte davon durch die Stellenstreichungen.

Der Vorstand von Wintershall Dea wird weiter verkleinert auf künftig drei von bislang vier Mitgliedern. Technologievorstand Hugo Dijkgraaf verlässt das Unternehmen Ende November. Bereits Ende Juni nahm der für die Region Russland, Lateinamerika sowie Transport zuständige Thilo Wieland seinen Hut. Das Gremium besteht künftig nur noch aus Vorstandschef Mehren, Finanzchef Paul Smith und der für das operative Geschäft zuständigen Dawn Summers. Für die Umstrukturierung fallen im dritten Quartal Rückstellungen von 225 Millionen Euro an.

Wintershall Dea hatte im Januar infolge des Kriegs in der Ukraine das Aus seiner Geschäfte in Russland angekündigt - faktisch wurde der Konzern wirtschaftlich enteignet. Die Geschäfte machten zuletzt rund 50 Prozent der gesamten Produktion aus. Der vollständige Rückzug aus Russland befinde sich weiter in Arbeit und schreite voran, erklärte Wintershall Dea nun. Mehren hatte im Juli eingeräumt, dass das Unternehmen dabei mit wachsenden Hindernissen kämpft. Bis Mitte 2024 soll die rechtliche Trennung des internationalen Geschäfts von den russischen Beteiligungen abgeschlossen sein.

Das Unternehmen entstand 2019 aus dem Zusammenschluss der BASF-Tochter Wintershall mit dem Rivalen Dea. Der Ludwigshafener Chemiekonzern hält noch 72,7 Prozent, der Rest liegt bei der ehemaligen Dea-Eignerin LetterOne.

Seit der Fusion 2019 hatte Wintershall Dea zwei Konzernzentralen - die in Kassel von Wintershall und in Hamburg von Dea. Künftig soll Kassel der alleinige Verwaltungssitz sein, rund 100 Stellen sollen von Hamburg dorthin verlagert werden. Nach Angaben von Mehren soll der Stellenabbau insgesamt "möglichst sozialverträglich" gestaltet werden. Die genauen Pläne dazu für die deutschen Standorte sollen nun mit den

Arbeitnehmervertretungen verhandelt werden.

(Bericht von Patricia Weiß; redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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