Maues Investmentbanking und Steuern drücken Gewinn der Deutschen Bank

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Frankfurt (Reuters) - Gewinnrückgang und doch die Analysten-Erwartungen übertroffen: Die Deutsche Bank hat im dritten Quartal wegen schwächerer Geschäfte im Investmentbanking und einer gestiegenen Steuerquote weniger verdient.

Stärkste Ertragssäule war im Sommer das Privatkundengeschäft, das von den gestiegenen Zinsen profitierte. Deutschlands größtes Finanzinstitut erwirtschaftete unter dem Strich und nach Anteilen Dritter im Zeitraum Juli bis September einen Gewinn von 1,03 Milliarden Euro - ein Rückgang von acht Prozent, wie das Geldhaus am Mittwoch in Frankfurt mitteilte. Analysten hatten allerdings nur rund 937 Millionen Euro erwartet. Es war bereits das 13. Quartal in Serie mit Gewinnen für Deutschlands Branchenprimus. Im Frankfurter Frühhandel lagen die Deutsche-Bank-Aktien 1,3 Prozent im Plus.

"Unsere Ergebnisse zeugen von einer starken und nachhaltigen Wachstumsdynamik in unserem Geschäft und anhaltender Kostendisziplin", sagte Vorstandschef Christian Sewing. Die harte Kernkapitalquote (CET 1) verbesserte sich auf 13,9 von 13,3 Prozent. "Das liegt vor allem daran, dass wir unser Kapital wesentlich effizienter einsetzen" erläuterte Sewing. Zudem habe die Bank Spielraum identifiziert, zusätzliches Kapital in Höhe von drei Milliarden Euro freizusetzen. "Dadurch haben wir einerseits größeres Potenzial, die Ausschüttungen an unsere Aktionäre zu steigern – über die acht Milliarden Euro bis einschließlich 2025 hinaus, die wir bereits angekündigt hatten." Andererseits könne die Bank nun noch mehr in Technologie, Kontrollen und in das Geschäft investieren.

Die Konzernerträge nahmen im Quartal um drei Prozent auf 7,13 Milliarden Euro zu. Für das Gesamtjahr 2023 werden rund 29 Milliarden Euro erwartet. "Damit würden wir deutlich stärker wachsen als mit den 3,5 bis 4,5 Prozent, die wir uns zwischen 2021 und 2025 durchschnittlich pro Jahr vorgenommen haben", sagte Sewing. Die Risikovorsorge für Kreditausfälle betrug 245 (Q3 2022: 350) Millionen Euro. Die bereinigten Kosten stiegen um zwei Prozent auf 5,0 Milliarden Euro. Die Aufwand-Ertragsrelation verharrte allerdings bei 72 Prozent - das heißt, dass für jeden Euro Ertrag 72 Cent aufgewendet werden müssen. Die italienische Großbank UniCredtit, die für das dritte Quartal ein Gewinnplus von 36 Prozent meldete, kam hier auf eine Relation von 39 Prozent.

Die im Vergleich zu manchem Konkurrenten hohe Kostenbasis hatten Analysten in der Vergangenheit immer wieder bemängelt. Konzernchef Sewing stemmte sich seit seinem Amtsantritt vor fünf Jahren mit einem Sparprogramm und dem Abbau von Tausenden Stellen dagegen. Damit kam die Bank aus den roten Zahlen heraus. Im April hatte die Konzernführung angekündigt, weitere rund 800 Stellen zu streichen. In den ersten neun Monaten 2023 schloss die Deutsche Bank insgesamt 93 Filialen.

PROBLEME BEI DER POSTBANK

In der Investmentbank sanken die Erträge im Quartal um vier Prozent auf 2,27 Milliarden Euro. Dabei schrumpften die Erträge im Geschäft mit Anleihen und Währungen (FIC) um zwölf Prozent auf 1,9 Milliarden Euro. Maue Börsen hatten zuletzt auch so manchen Konkurrenten in dem Geschäft belastet. Im Privatkundengeschäft nahmen die Erträge dagegen um drei Prozent auf 2,34 Milliarden Euro zu. "In Deutschland betrug das Plus sogar 16 Prozent", merkte Sewing an. Damit war die Sparte im Quartal der stärkste Ertragsbringer für die Bank.

Zuletzt stand die Deutsche Bank hier zu Lande allerdings wegen IT-Problemen bei der Postbank in den Schlagzeilen. Das Geldhaus hatte die Postbank seit 2009 sukzessive übernommen, die Integration verlief aber schleppend. Bei der Umstellung der Informationssysteme der Postbank, die eigentlich im Juli abgeschlossen sein sollte, kam zu erheblichen Problemen. Zeitweise konnten Kunden nicht auf ihre Konten zugreifen, der Kundenservice war kaum erreichbar. Sewing versprach, die Bank werde alles tun, um noch bestehende Einschränkungen zu beheben. Die Deutsche Bank sei auf einem guten Weg und habe zwei Drittel der Rückstände abgearbeitet. "Das gibt uns große Zuversicht, dass wir unseren Kunden wie geplant bis Ende des Jahres wieder das Serviceniveau bieten können, das sie zu Recht von uns erwarten," sagte Sewing.

(Bericht von Frank Siebelt und Tom Sims; Redigiert von Sabine Wollrab. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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