Microsoft schnappt sich geschassten OpenAI-Chef Altman

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San Francisco/New York (Reuters) - Wenige Tage nach seinem überraschenden Rauswurf bei OpenAI hat der bisherige Chef des ChatGPT-Machers einen neuen Job gefunden. Sam Altman werde künftig bei Microsoft ein neues Team zur Entwicklung Künstlicher Intelligenz (KI) leiten, teilte der Chef des Softwarekonzerns, Satya Nadella, am Montag auf dem Kurznachrichtendienst X (vormals Twitter) mit.

Dort gab außerdem Emmett Shear bekannt, dass er als Interimschef die Leitung von OpenAI übernehmen werde.

Die überraschende Freistellung von Altman von seinen Aufgaben bei OpenAI am Freitag hatte neben Verwirrung über die Beweggründe auch große Sorgen über die Zukunft des KI-Spezialisten ausgelöst. Einige Investoren und Beschäftigte hatten am Wochenende versucht, dem 38-Jährigen eine Rückkehr auf den Chefsessel zu ermöglichen. Sie befürchteten einen Massen-Exodus von Mitarbeitern und eine Beeinträchtigung des geplanten Verkaufs von Aktienanteilen, bei dem eine Unternehmensbewertung von 86 Milliarden Dollar angepeilt wurde.

VERLUST FÜR OPENAI - GEWINN FÜR MICROSOFT

Verwaltungsratschef und OpenAI-Mitgründer Greg Brockman hatte wegen des Altman-Rauswurfs am Freitag hingeworfen. Er geht Nadella zufolge ebenfalls zu Microsoft. Auch einige hochrangige Entwickler reichten inzwischen ihre Kündigung ein. Medienberichten zufolge hätten Dutzende weitere Beschäftigte ähnliche Schritte angekündigt.

Am Sonntag hatte Altman ein Bild von sich mit einem Besucherausweis von OpenAI auf X gepostet. "Das ist das erste und letzte Mal, dass ich so etwas tragen werde", schrieb er dazu. Am Montag kommentierte er Nadellas Ankündigung des Wechsels mit den Worten: "Die Mission geht weiter." Der Microsoft-Aktie gab die Personalie Rückenwind. Sie stieg im vorbörslichen US-Geschäft um 2,4 Prozent auf ein Rekordhoch von 378,82 Dollar.

"MR. KI" MUSS GEHEN - TWITCH-MITGRÜNDER HEUERT AN

Altman gilt als das menschliche Gesicht der sogenannten Generativen KI, die menschliche Kommunikation simulieren und auf Basis weniger Stichworte komplette Texte, Video oder Bilder generieren kann. Vor knapp zwei Wochen hatte Altman noch die erste Entwicklerkonferenz des Unternehmens geleitet. Der OpenAI-Mitgründer genießt darüber hinaus den Ruf eines Meisters der Geldbeschaffung. So hatte er fast im Alleingang Microsoft-Chef Nadella davon überzeugt, zehn Milliarden Dollar in sein Startup zu investieren. Mit der Veröffentlichung von ChatGPT vor rund einem Jahr hatte OpenAI den aktuellen KI-Hype ausgelöst.

Das Ruder bei dem Unternehmen übernimmt nun Shear, der den Livestreaming-Dienst Twitch mitgegründet hat. Der 40-Jährige hatte sich im März bei der vor allem bei Videospiele-Enthusiasten beliebten Plattform, die inzwischen zu Amazon gehört, zurückgezogen. Am Freitag hatte OpenAI zunächst Technologiechefin Mira Murati an die Firmenspitze gehievt.

(Bericht von Stephanie Kelly, Jeffrey Dastin und Anna Tong; geschrieben von Hakan Ersen, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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