Stifterverband mit 'Masterplan' gegen Lehrkräftemangel
BERLIN (dpa-AFX) - Der Lehrkräftemangel im Land könnte nach Ansicht des Stifterverbands durch Reformen des Lehramtsstudiums und der Aus- und Weiterbildung abgemildert werden. Der Verband hat dafür Vorschläge entwickelt, die er am Donnerstag veröffentlichte. In dem "Masterplan" zur Lehrkräftebildung werden insgesamt 75 Maßnahmen vorgeschlagen.
So sollten die Bundesländer mindestens so viele Studienplätze für Lehramtsstudenten vorhalten, dass der prognostizierte Lehrkräftebedarf mit den Absolventen gedeckt werden könnte. Stipendien könnten junge Menschen für ein Lehramtsstudium begeistern. Hochschullehrer, die angehende Lehrkräfte ausbilden, sollten dem Plan zufolge regelmäßig auch an Schulen unterrichten, so wie Mediziner, die Nachwuchs an der Uni ausbilden, ebenfalls praktisch tätig sind.
Der Verband spricht sich zudem für ein Ein-Fach-Studium für den Zugang zum Beruf aus. Wer Lehrer oder Lehrerin werden will, muss momentan in der Regel auf mindestens zwei Fächer studieren. Ein Ein-Fach-Studium als zusätzliche Möglichkeit würde Studentinnen und Studenten, die sich zum Studienbeginn noch nicht vorstellen können, einmal Lehrkraft zu werden, später dennoch die Möglichkeit bieten und auch die Anerkennung internationaler Lehramtsabschlüsse erleichtern, so das Argument.
Appelliert wird auch an die Politik, die Attraktivität des Berufs zu erhöhen und Karriere- und Aufstiegsmöglichkeiten zu verbessern, etwa durch einfachere Laufbahnwechsel zwischen den Schularten und Fortbildungsverpflichtungen - auch hier ähnlich wie bei Ärzten, die innerhalb bestimmter Zeitspannen Fortbildungspunkte nachweisen müssen.
"Wenn uns nicht schnell eine Trendumkehr gelingt, wir genügend Lehrkräfte gewinnen und diese befähigen, guten Unterricht zu erteilen, droht Deutschland ein Bildungsnotstand mit schwerwiegenden Folgen für unsere Zukunfts- und Wettbewerbsfähigkeit", heißt es.
Im Stifterverband haben sich Unternehmen, Verbände, Stiftungen und Privatpersonen zusammengeschlossen. Der Verein setzt sich nach eigenen Angaben dafür ein, "das Bildungs- und Wissenschaftssystem wirksam und zielgerichtet zu verändern". Das Papier erscheint bewusst gut eine Woche vor einem von der Kultusministerkonferenz (KMK) angekündigten Gutachten, das sich ebenfalls mit der Thematik der Lehrkräftebildung beschäftigt./jr/DP/zb