Trümmerteil von Boeing-Pannenflieger gefunden - Flugverbot

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Washington (Reuters) - Nach dem dramatischen Zwischenfall bei einer brandneuen Boeing 737 Max 9 haben die Ermittler in den USA inzwischen das herausgebrochene Kabinen-Teil des Flugzeugs gefunden.

Das 27 Kilogramm schwere Trümmerteil sei in einem Garten in einem Vorort von Portland in Oregon aufgetaucht, teilte die US-Verkehrssicherheitsbehörde NTSB am Sonntag mit. Die NTSB-Vorsitzende Jennifer Homendy sagte, die Behörde werde das Trümmerteil nun genau unter die Lupe nehmen. "Das wird uns viel darüber erzählen, was passiert ist."

Die Maschine von Alaska Airlines mit 177 Menschen an Bord musste notlanden, nachdem in 4900 Metern Höhe ein türgroßes Teil der Kabinenwand herausgebrochen war. Die Flugaufsicht FAA verhängte daraufhin ein Flugverbot für bestimmte Maschinen des Typs 737 MAX 9; allein in den USA sind davon 171 Flugzeuge betroffen. "Sie bleiben am Boden, bis sich die FAA davon überzeugt hat, dass sie sicher sind", erklärte die Behörde. Auch in einigen anderen Ländern gelten Flugverbote.

"Wenn sich schwere Unfälle wie dieser ereignen, ist es für uns von entscheidender Bedeutung, mit unseren Kunden und den Aufsichtsbehörden transparent zusammenzuarbeiten, um die Ursachen des Vorfalls zu verstehen und zu beheben und sicherzustellen, dass sich so etwas nicht wiederholt", schrieb Boeing-Chef Dave Calhoun an die Mitarbeiter. Die Reaktion auf den Vorfall "ist und muss der Fokus" des Unternehmens sein. An der Börse gaben die Boeing-Aktien im vorbörslichen Handel 8,3 Prozent nach.

Die 737 MAX ist das meistverkaufte Modell von Boeing und steht im Wettbewerb mit dem Airbus-Bestseller A320. Es ist jedoch nicht das erste Mal, dass die Aufsichtsbehörden ein Flugverbot für die Maschinen verhängen: Nach Abstürzen 2018 und 2019 in Indonesien und Äthiopien mit insgesamt 346 Toten mussten die Maschinen aus Sicherheitsgründen fast zwei Jahre lang am Boden bleiben. Es stellte sich heraus, dass eine mangelhafte Cockpit-Software für die Abstürze verantwortlich war. Vor wenigen Tagen hatte Boeing seine Kunden zudem aufgefordert, alle 737 MAX-Flugzeuge auf eine möglicherweise lose Schraube im System der Rudersteuerung hin zu überprüfen.

Bei dem jüngsten Vorfall am Freitagabend konnten die Piloten mit der Maschine jedoch zum Flughafen Portland in Oregon umkehren und notlanden. Es gab nur wenige Leichtverletzte. Es sei großes Glück, dass der Vorfall nicht tragischer ausgegangen sei, sagte NTSB-Chefin Homendy. Teile des Sitzes neben dem herausgebrochenen Teil des Rumpfes und die Kopfstütze fehlten. Der Sitz selbst war während des Fluges nicht besetzt. In der Maschine habe zum Zeitpunkt des Unfalls Chaos geherrscht, sagte sie. Die Piloten hätten einen lauten Knall gehört; der Druckabfall sei so star gewesen, dass die Tür zum Cockpit aufgegangen sei. Der Flugschreiber sei allerdings bei der Suche nach dem Unglückshergang keine Hilfe: Die Daten seien inzwischen überschrieben, weil das Gerät erst nach mehr als zwei Stunden ausgelesen werden konnte.

An der Stelle in der Kabine wird oft eine zusätzliche Ausgangstür von Billig-Airlines eingebaut, die mehr Sitze haben und zusätzliche Evakuierungswege benötigen. Bei Jets mit weniger Sitzen gibt es dies nicht. Für Passagiere sieht der Bereich wie ein normaler Fensterplatz aus. Der Rumpf der 737 wird von der US-Firma Spirit AeroSystems hergestellt, die sich 2005 von Boeing getrennt hat. Möglicherweise spielt nach Angaben von Insidern aber auch Boeing selbst eine Rolle, da es normalerweise die halb montierte linke Türverkleidung entferne, um die Kabinenausrüstung einzubauen und die Produktion zu beschleunigen.

Die meisten Flugzeuge des Boeing-Modells 737 Max 9 werden in den USA von United Airlines und Alaska Airlines betrieben. Turkish Airlines, Panamas Copa Airlines und Aeromexico haben ebenfalls ein vorläufiges Flugverbot verhängt. Die Maßnahmen könnten bei einigen Airlines zu mehrtägigen Störungen im Flugplan führen.

(Bericht von David Shepardson, Valerie Insinna, Tim Hepher, Lisa Barrington und Hannah Lang. Geschrieben von Ralf Bode und Christina Amann, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com)

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