Hackerangriff auf X-Konto von US-Börsenaufsicht - Bitcoin im Fokus

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- von Zeba Siddiqui und Raphael Satter

San Franciso/Washington (Reuters) - Ein Hackerangriff auf das Nutzer-Konto der US-Börsenaufsicht SEC beim Kurznachrichtendienst X sorgt weltweit für Aufsehen.

Eine Falschmeldung, wonach die SEC sich für eine Zulassung von börsengehandelten Bitcoin-Fonds (ETF) entschieden habe, versetzte die Kryptobranche in Aufruhr und ließ den Kurs der Cyberdevise kurzzeitig kräftig steigen. Wie X am Mittwoch mitteilte, hatte eine unbekannte Person über einen Dritten die Kontrolle über eine mit dem Nutzer-Konto verbundene Telefonnummer erlangt. Die SEC teilte mit, sie arbeite mit Strafverfolgungsbehörden und Regierungsstellen zusammen, um den Vorfall zu untersuchen. Bitcoin, die weltgrößte Kryptowährung, lag zuletzt leicht im Minus bei 45.270 Dollar. Nach der Falschmeldung war der Kurs zeitweise auf rund 48.000 Dollar geklettert.

Der nicht autorisierte Beitrag behauptete, die SEC habe die Genehmigung für Bitcoin-ETFs auf allen registrierten nationalen Wertpapierbörsen erteilt. Die SEC löschte den Beitrag etwa 30 Minuten nach seiner Veröffentlichung. Zum Zeitpunkt des Eindringens in ihr Konto hätte die SEC keine Zwei-Faktor-Authentifizierung aktiviert, erklärte X. Die früher als Twitter bekannte Online-Plattform hatte Anfang vergangenen Jahres für nicht-zahlende Nutzer die Möglichkeit eingeschränkt, diese wichtige Sicherheitsfunktion einzusetzen. Auf seiner Website schreibt das im Besitz des Milliardärs Elon Musk stehende Unternehmen, dass es bestimmte Konten - wie etwa von Regierungsvertretern - proakiv schütze. Ob der SEC-Account davon abgedeckt war, blieb zunächst offen.

Ohne diesen Schutz hätten Hacker das Konto mit einem alten durchgesickerten Passwort übernehmen können, sagte der ehemalige FBI-Sicherheitsanalyst Austin Berglas. Während X den Vorfall nicht auf Schlupflöcher in seinen Systemen zurückführte, zeigten sich Cyberexperten beunruhigt. "Wo man das SEC-Konto übernehmen und potenziell den Wert von Bitcoin auf dem Markt beeinflussen kann, da gibt es massive Möglichkeiten für Desinformation", ergänzte Berglas.

HEIKLER ZEITPUNKT FÜR FALSCHMELDUNG

Die Falschmeldung zu Bitcoin-ETFs wurde zu einem brisanten Zeitpunkt geposted. Denn es wird allgemein erwartet, dass die SEC noch im weiteren Tagesverlauf ihre tatsächliche Entscheidung zur Zulassung von Bitcoin-ETF's ankündigt. Die Firmen Ark Investments und 21Shares hatten einen entsprechenden Antrag gestellt. Dies könnte einen Wendepunkt für die Krypto-Branche darstellen, sagten Insider. Umso überraschter reagierte die Branche. Fieberhaft sei versucht worden herauszufinden, ob der Tweet auf X den Tatsachen entspreche und warum die SEC dies zuerst in den sozialen Medien bekanntgebe, hieß es. Ein Manager sagte, er sei besorgt, dass die Aufsicht in Reaktion auf den Hackerangriff die Zulassung verzögern oder aufhalten könnte.

Analysten des britischen Bankhauses Standard Chartered hatten geschätzt, dass Bitcoin-ETFs allein in diesem Jahr 50 bis 100 Milliarden Dollar an Anlegergeldern anziehen könnten. Dies würde womöglich den Bitcoin-Kurs auf bis zu 100.000 Dollar treiben. Andere Analysten gehen dagegen davon aus, dass die Zuflüsse über einen Zeitraum von fünf Jahren eher bei rund 55 Milliarden Dollar liegen könnten.

SICHERHEIT VON X IM FOKUS

X-Eigentümer Musk hatte die Sicherheit des Kurznachrichtendienstes seit seinem Kauf im Oktober 2022 mehrfach gepriesen, doch ehemaligen Mitarbeitern zufolge hat sie sich seitdem verschlechtert. Der Milliardär kürzte das Sicherheitsbudget von X um 50 Prozent, nachdem er die Social-Media-Plattform gekauft hatte. Auch Programme zur Behebung von digitalen Schwachstellen wollte er laut einer Klage des ehemaligen IT-Sicherheitschefs Alan Rosa abschaffen. Rosa erklärte kürzlich, er sei entlassen worden, als er sich gegen die Maßnahmen gestellt habe.

In der Vergangenheit hatte die Plattform mehrfach mit gekaperten Konten zu kämpfen, etwa 2020, als ein Teenager zahlreiche Accounts von führenden US-Politikern und Managern geknackt hatte. Darunter waren unter anderem die Profile von Ex-US-Präsident Barack Obama und Tesla-Gründer Musk, lange bevor er Twitter kaufte. In Europa steht X im Rahmen des neuen Gesetzes über digitale Dienste ("Digital Services Act") im Fokus. Die EU nahm den Kurznachrichtendienst im Dezember wegen möglicher Verstöße gegen die Verbreitung illegaler Inhalte ins Visier.

(Weitere Reporter Hannah Lang Und Suzanne McGee; Bearbeitet von Philipp Krach, Fank Siebelt redigiert von Christian Götz. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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