Abgesang der Kaufhäuser - Umsatz und Personal seit 20 Jahren massiv gesunken

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Berlin (Reuters) - Die seit vielen Jahren dauernde Krise der Kaufhäuser in Deutschland zeigt sich deutlich beim Einbruch von Umsatz und Beschäftigung in den vergangenen 20 Jahren.

Kauf- und Warenhäuser machten 2023 inflationsbereinigt 34,8 Prozent weniger Umsatz als 2003, wie das Statistische Bundesamt am Montag mitteilte. In der gleichen Zeit hingegen kletterten die Erlöse beim stationären Einzelhandel um real 11,3 Prozent, während die Umsätze im Versand- und Onlinehandel sogar um 170,1 Prozent zulegten. Hatte sich das Geschäft der Kauf- und Warenhäuser 2022 mit einem Umsatzplus von gut 13 gegenüber 2021 noch von den Einbrüchen der Pandemiejahre erholt, so gingen 2023 die Umsätze binnen Jahresfrist erneut zurück - und zwar real um 3,9 Prozent. Die Statistik umfasst neben klassischen Kaufhäusern auch Ladengeschäfte mit gemischtem Warenangebot und dem Schwerpunkt Nicht-Nahrungsmittel.

Als Sinnbild für die Krise der Branchen aufgrund von geändertem Kaufverhalten der Menschen und dem Vormarsch des E-Commerce gilt Galeria Karstadt Kaufhof. Die letzte große Warenhauskette in Deutschland war Anfang Januar zum dritten Mal in gut drei Jahren in die Insolvenz gerutscht. Die Schieflage ist die Folge der Pleite des Signa-Imperiums des Tiroler Investors Rene Benko, zu dem Galeria gehörte. Galeria-Chef Olivier van den Bossche will den Warenhauskonzern mit seinen noch rund 15.000 Beschäftigten erhalten und sucht dazu einen neuen Eigentümer. Gespräche dazu laufen.

Mit dem Umsatzrückgang ging branchenweit langfristig ein Personalabbau in Kaufhäusern einher. 2023 lag die Zahl der Beschäftigten hier um gut ein Fünftel (21,7 Prozent) unter dem Niveau von 2003. Nach Einbrüchen in den Corona-Jahren 2020 und 2021 allerdings stieg die Beschäftigung in Warenhäusern 2022 um 3,9 Prozent zum Vorjahr und 2023 noch einmal um 5,2 Prozent.

Noch schlechter als bei den Warenhäusern lief es in den vergangenen 20 Jahren nur beim Einzelhandel mit Büchern. Diese Sparte verzeichnete 2023 ein reales Umsatzminus von 44,1 Prozent im Vergleich zu 2003. Positiv entwickelte sich dagegen der stationäre Einzelhandel mit Bekleidung (+4,6 Prozent), mit Spielwaren (+6,0 Prozent) sowie mit Uhren und Schmuck (+9,1 Prozent). Der Handel mit Schuhen und Lederwaren steigerte seine Umsätze um 40,5 Prozent und das Geschäft mit Geräten der Unterhaltungselektronik verbuchte binnen 20 Jahren sogar ein Umsatzplus von fast 176 Prozent.

(Bericht von Klaus Lauer; redigiert von Christian Rüttger - Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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