Russland sieht nach wie vor Ukraine hinter dem Anschlag von Moskau

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Moskau (Reuters) - Russland macht nach wie vor eher die Ukraine für den Anschlag auf eine Konzerthalle bei Moskau verantwortlich als die Extremisten-Organisation Islamischer Staat. Der Sekretär des russischen Sicherheitsrates und enge Vertraute von Präsident Wladimir Putin, Nikolai Patruschew, bekräftigte diese Ansicht am Dienstag. Das russische Nachrichtenportal Shot veröffentlichte ein Video, in dem einer seiner Reporter Patruschew im Vorbeigehen nach den Verantwortlichen fragt: "ISIS oder Ukraine?" Patruschew antwortete: "Natürlich die Ukraine."

Die Ukraine wies auch die jüngsten Vorwürfe Russlands zurück. Das seien Lügen, erklärte der enge Berater des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj, Mychailo Podoljak, auf dem Kurznachrichtendienst X. "Die Lügen werden offiziell verbreitet von Patruschew und danach vom FSB-Chef Bortnikow." Alexander Bortnikow ist der Direktor des russischen Inlandsgeheimdienstes FSB. Patruschew verfügt als Sekretär des wichtigen Sicherheitsrates, dessen Vorsitz Präsident Putin hat, über viel Einfluss.

Der afghanische Ableger der Extremisten-Organisation Islamischer Staat (IS oder ISIS), ISPK, hat sich mehrfach zu der Tat bekannt, bei der am Freitag mindestens 139 Menschen getötet wurden. Putin hatte nach dem Anschlag eine Verbindung zur Ukraine gezogen. Am Montag räumte er ein, dass radikale Islamisten hinter der Tat steckten. Allerdings passe der Angriff auch zu ukrainischen Einschüchterungsversuchen. "Diese Gräueltat ist möglicherweise nur ein Glied einer Kette von Versuchen, derjenigen, die sich seit 2014 durch die Handlungen des neonazistischen Kiewer Regimes im Krieg mit unserem Land befinden." Russland hatte 2014 die ukrainische Halbinsel Krim annektiert und Ende Februar 2022 eine größere Invasion in die Ukraine folgen lassen.

Der Anschlag auf die Konzerthalle ist nach Einschätzung des russischen Generalstaatsanwalts eine neue Herausforderung für das gesamte Strafverfolgungssystems des Landes. Putin äußerte im Fernsehen die Hoffnung, dass die Staatsanwaltschaft alles dafür tun werde, die Attentäter gerecht zu bestrafen. Die Zahl der Komplizen der Attentäter wird nach Einschätzung des Inlandsgeheimdienstes FSB noch weiter steigen. Es seien noch mehr als die bislang festgenommenen elf Verdächtigen, sagte FSB-Chef Bortnikow den staatlichen russischen Nachrichtenagenturen Interfax, RIA und Tass zufolge. Geheimdienste westlicher Staaten sowie der Ukraine hätten den Anschlag gebraucht, um Panik in Russland auszulösen. "Die USA, Großbritannien und die Ukraine stecken hinter dem Angriff auf die Moskauer Konzerthalle." Der Chef des ukrainischen Militärgeheimdienstes, Kyrylo Budanow, sei ein "legitimes Ziel", fügte der FSB-Chef hinzu.

(Bericht von Reuters, geschrieben von Sabine Ehrhardt, Kerstin Dörr, redigiert von Sabine Ehrhardt. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte)

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