DIHK nicht mehr ganz so pessimistisch - Stagnation nun 2024 erwartet

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Berlin (Reuters) - Die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) ist nicht mehr ganz so pessimistisch für die Konjunktur in diesem Jahr.

Auf Basis einer Umfrage unter mehr als 24.000 Unternehmen aus allen Branchen und Regionen geht der Verband nun von einer Stagnation aus. Im Februar wurde für 2024 noch ein Minus von 0,5 Prozent vorausgesagt. Aber dennoch läuft die deutsche Wirtschaft immer noch Gefahr, erstmals seit mehr als 20 Jahren wieder in zwei aufeinanderfolgenden Jahren zu schrumpfen. 2023 war das Bruttoinlandsprodukt (BIP) um 0,2 Prozent gefallen.

"Die Konjunktur schmiert nicht ab", sagte DIHK-Hauptgeschäftsführer Martin Wansleben am Donnerstag in Berlin. "Nach oben geht es aber auch nicht." Vor allem die Baubranche und die meisten Industriezweige seien pessimistisch. Noch immer sei das Investitionsniveau unter den Werten vor Ausbruch der Corona-Pandemie, also seit mittlerweile fünf Jahren. Ein Aufschwung sei weiterhin nicht in Sicht. Wansleben verwies auf strukturelle Herausforderungen. Als größtes Geschäftsrisiko machen die Unternehmen derzeit die schwache Inlandsnachfrage aus. Es folgen die hohen Energie- und Rohstoffkosten sowie der Fachkräftemangel. Auch die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen werden häufig als Risiko genannt.

Es gibt aber auch Lichtblicke. "Es sind tendenziell die Dienstleister", sagte DIHK-Konjunkturexperte Jupp Zenzen. Der Verband rechnet vor allem beim privaten Konsum mit einer spürbaren Verbesserung und Zuwächsen von einem Prozent, weil die Inflation merklich zurückgehen dürfte auf nur noch 2,3 Prozent. Die Reisebranche als auch Messeveranstalter brummten, auch dank Nachholeffekten nach der Pandemie. Gut laufe auch der Tiefbau, der von vielen Aufträge in die Energie-Infrastruktur profitiere. Innerhalb der Industrie steche die Chemiebranche positiv heraus.

Der DIHK-Stimmungsindex zeigt insgesamt einen unterdurchschnittlichen Wert von 97,2 an. "Das ist etwas besser als zu Jahresanfang. Es gibt aber weiterhin mehr Pessimisten als Optimisten", erklärte Wansleben. 28 Prozent der Betriebe meldeten im Frühjahr eine gute Lage, 23 Prozent eine schlechte. In der Industrie habe sich die Situation gegenüber dem Jahresanfang noch verschlechtert. Insgesamt hellen sich die Geschäftserwartungen aber auf. Negative Erwartungen haben nur noch 26 statt zuvor 35 Prozent der Unternehmen. Gedämpft bleiben in der Industrie die Exporterwartungen: 26 Prozent rechnen in den kommenden zwölf Monaten mit sinkenden Ausfuhren, 21 Prozent mit steigenden. Insgesamt prognostiziert die DIHK auch beim Export eine Stagnation. 2023 waren die Ausfuhren um 2,2 Prozent gesunken.

Die Investitionsneigung der Unternehmen bleibt schwach. 24 Prozent der Firmen gaben an, mit höheren Investitionen zu rechnen, 31 Prozent aber mit sinkenden Werten. 13 Prozent wollen mehr Personal einstellen, während 20 Prozent von weniger Beschäftigten ausgehen.

FURCHT VOR NEUEM HANDELSKRIEG

Die zuletzt wieder aufgeflammten Handelsstreitigkeiten zwischen den USA und China könnten die exportabhängige deutsche Wirtschaft in Mitleidenschaft ziehen. Die USA könnten sich den Konflikt eher leisten, so Wansleben. "Deutschland wird die Zeche zahlen." In der Regel folgten auf neue Zölle Gegenzölle. Deutschland müsse mit Sorge auf die US-Wahl im Herbst schauen, aber schon jetzt sei die US-Handelspolitik schwierig.

Die USA werfen China vor, mit staatlichen Subventionen Waren im Überfluss zu produzieren. Billig-Produkte würden dann gezielt Richtung USA oder Europa gelenkt. Die USA hatten deswegen zuletzt angekündigt, eine Reihe von chinesischen Produkten mit Sonderzöllen zu belegen. Die erste Runde tritt am 1. August in Kraft. Betroffen sind Waren im Wert von 18 Milliarden Dollar aus der Volksrepublik, unter anderem Stahl, Aluminium, Halbleiter, Elektroautos, Mineralien, Solarzellen und Kräne.

(Bericht von Christian Krämer, redigiert von Kerstin Dörr. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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