Kolumne von Heiko Böhmer 26.05.2024

Die Inflation schlägt zurück

Heiko Böhmer · Uhr
Quelle: Maxx-Studio/Shutterstock.com

Die Inflation war in den vergangenen zwei Jahren ein großes Thema. Tatsächlich kletterte die Preissteigerungsrate in den USA in der Spitze auf über 10 Prozent im Jahresvergleich. Durch das massive Anheben der Zinsen haben die Notenbanken die Herausforderung erst einmal gemeistert. Die Inflationsrate ist wieder deutlich zurückgegangen. Doch jetzt scheint es, als ob die Inflation wieder zurückschlägt.

Viele Experten sehen die erneut hohe Inflation als großes Risiko an. Das hat auch die jüngste globale Fondsmanager-Umfrage gezeigt. Laut den Mai-Daten der Bank of America schätzen die Investmentprofis eine erneut hohe Inflation derzeit als größtes Risiko an den Kapitalmärkten ein.

Deshalb lohnt es sich, genauer hinzuschauen, wo die größten Inflationsrisiken lauern. Dabei muss eine Sache klar sein: Eine hohe Inflation ist für kaum jemanden gut. Die daraus resultierende Geldentwertung schadet jedoch einzelnen Bevölkerungsgruppen stärker als anderen. In Summe sorgt eine Geldentwertung jedoch für das Abschmelzen von Sparguthaben. Hier ist die Zeit der entscheidende Faktor. Selbst bei einer unterdurchschnittlichen Inflation von einem Prozent schrumpft das Vermögen zu Lebzeiten um 75 Prozent. Ganz anders stellte sich das bei den zuletzt extrem hohen Inflationsraten dar: Bei einer über drei Jahre andauernden Inflation von 8 Prozent ergibt sich ein Kaufkraftverlust von knapp 20 Prozent in diesem sehr kurzen Zeitraum.

Inflation: Kurzfristig runter – aber langfristig wieder höher

Die jährlichen Inflationsraten sind sowohl in den USA als auch bei uns in der Euro-Zone wieder deutlich gesunken. Genau das ist das wichtigste Signal für die Politik der Notenbanken im Hinblick auf Zinssenkungen. Noch Anfang des laufenden Jahres sah es nach zahlreichen Zinssenkungen aus – in den USA und der Euro-Zone.

Mittlerweile hat sich das Bild gewandelt. Gut möglich, dass die Europäische Zentralbank (EZB) schon bald den Anfang bei den Zinssenkungen machen wird. Die Daten würden es jedenfalls hergeben. Das ist ein klarer Unterschied zu den USA, wo vor allem die Kerninflation noch deutlich höher notiert. Der vor kurzem noch gerade Weg zu massiven Zinssenkungen 2024 scheint nun einige Kurven zu bekommen.

Hinzu kommen noch die strukturellen Veränderungen. Die massiven Investitionen in die Dekarbonisierung der gesamten Wirtschaft werden die Inflation strukturell antreiben. Diesen Effekt werden auch die demografischen Veränderungen bringen, mit immer mehr älteren Menschen und weniger Arbeitnehmern im erwerbsfähigen Alter. Der Arbeitsmarkt wird tendenziell zu starken Positionen auf der Seite der Arbeitnehmer führen, weil es kaum noch genügend Bewerber für viele qualifizierte Jobs geben wird. In der Folge dürfte auch der Druck auf die Löhne weiterhin hoch bleiben.

So dürften uns die Herausforderungen einer höheren Inflation noch längere Zeit beschäftigen, denn neben den kurzfristigen Faktoren sind es gerade die strukturellen Faktoren, die für eine weiterhin hohe Inflation sprechen.

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