Erster Tarifabschluss im Großhandel - Beide Seiten sehen Durchbruch

Berlin (Reuters) - Im monatelangen Tarifkonflikt um die Bezahlung von bundesweit etwa 1,9 Millionen Beschäftigten im Groß- und Außenhandel ist in Bayern ein erster Abschluss gelungen.
Die Gewerkschaft Verdi sprach am Mittwoch von einem Durchbruch und die Arbeitgeber von einer wegweisenden Einigung. "Wir erwarten, dass nun auch die übrigen Tarifgebiete rasch zu Ergebnissen kommen", sagte Verdi-Vorständin Silke Zimmer. Verdi und der Landesverband Bayern Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen (LGAD) hätten am Dienstagabend eine Einigung für 240.000 Beschäftigte erzielt. Auch bei den Arbeitgebern hieß es: "Es ist davon auszugehen, dass dieses Ergebnis Grundlage für weitere Abschlüsse in den anderen Tarifgebieten sein wird."
Laut Verdi wurde eine Einigung für 36 Monate erreicht. Die Entgelte würden um 5,1 Prozent rückwirkend zum 1. Oktober 2023 angehoben. Ab 1. Mai 2024 stiegen sie um weitere fünf Prozent. In einem dritten Schritt erhielten die Beschäftigten zum 1. Mai 2025 eine weitere Erhöhung um zwei Prozent. Vereinbart worden sei auch eine Inflationsausgleichsprämie von 1000 Euro, die nicht auf bisherige Zahlungen anrechenbar sei. Zudem hätten sich Verdi und der LGAD auf eine tarifliche Altersvorsorge von 480 Euro verständigt. Sie wollten zeitnah Tarifverhandlungen über ein obligatorisches Altersversorgungswerk aufnehmen.
"Der Tarifabschluss ist ein schmerzhafter Kompromiss, mit dem wir als Arbeitgeber nach ungewöhnlich langen und äußerst schwierigen Verhandlungen an die Grenze des Machbaren gegangen sind", sagte Volker Schlinge, Vorsitzender des Tarif- und Sozialpolitischen Ausschusses des Bundesverbandes Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen (BGA). "Der Abschluss wird die Unternehmen stark belasten." Aber die erstmals erzielte dreijährige Laufzeit gebe den Firmen das Maß an Planungssicherheit, "das in wirtschaftlich fordernden Zeiten besonders wertvoll ist". Mit dem neuen Baustein zur Altersvorsorge wollten die Tarifpartner versuchen, gemeinsam einen neuen Weg zu gehen, um den Groß- und Außenhandel als attraktiven Arbeitgeber zu positionieren. Dieser Teil des Abschlusses müsse noch ausgestaltet werden. "Hier liegt noch viel gemeinsame Arbeit vor uns", sagte Schlinge.
(Bericht von Holger Hansen und Klaus Lauer; Redigiert von Hans Busemann; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)