Anschläge auf Frankreichs Bahn kurz vor Olympia-Eröffnung

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- von Dominique Vidalon und Elizabeth Pineau

Paris (Reuters) - Wenige Stunden vor der Eröffnung der Olympischen Spiele in Paris haben Unbekannte das Schnellzugnetz in Frankreich attackiert und wichtige Verbindungen beschädigt.

Brandstifter hätten gezielt in der Nacht Feuer an Anlagen der Hochgeschwindigkeitsstrecken gelegt, die die Hauptstadt mit dem Westen, Norden und Osten des Landes verbinden, teilte die staatliche Bahn SNCF am Freitag mit. Wer hinter den Anschlägen steckt und ob sie politisch motiviert sind, war zunächst unklar. Ministerpräsident Gabriel Attal sagte: "Was wir sehen, was wir wissen, ist, dass dies vorbereitet und koordiniert war. Dass kritische Punkte ins Visier genommen wurden, die ein bestimmtes Wissen über das Netz zeigen." Nur Stunden später gab es eine Bombendrohung am Flughafen Basel Mulhouse Freiburg im Dreiländereck. Er wurde kurzzeitig evakuiert, nahm dann den Betrieb aber wieder auf.

Der französische Verkehrsminister Patrice Vergriete bezeichnete die Taten als kriminell. Auch Sportministerin Amelie Oudea-Castera verurteilte sie. "Das ist absolut entsetzlich", sagte sie dem Sender BFMTV. "Die Spiele ins Visier zu nehmen, heißt, Frankreich ins Visier zu nehmen."

SNCF-Chef Jean-Pierre Farandou sprach von mehr als 800.000 betroffenen Passagieren, da in Frankreich zudem die Hauptferienzeit beginnt. Reparaturarbeiten seien im Gange, erklärte das Unternehmen. Aber der Verkehr werde mindestens bis zum Ende des Wochenendes stark beeinträchtigt sein. Züge würden zu ihren Abfahrtsorten zurückgeschickt. Die Bahngesellschaft rief Reisende auf, ihre Fahrten zu verschieben. Betroffen von den Ausfällen sind die TGV-Strecken Richtung Lille im Norden, Bordeaux im Westen und Straßburg im Osten.

Die Ausfälle wirken sich auch auf den Eurostar aus, der London unter dem Ärmelkanal hindurch mit dem Kontinent verbindet. Züge von und nach Paris würden umgeleitet, teilte die Zuggesellschaft Eurostar mit. Die Verspätung betrage 90 Minuten. Ein Viertel der Züge würden am Freitag ausfallen.

Bemerkbar machten sich die Anschläge auch in Deutschland: Auf der Hochgeschwindigkeitsstrecke 'LGV Est', über die die ICE und TGV zwischen Deutschland und Paris führen, gebe es Einschränkungen, teilte die Deutsche Bahn mit. "Die Züge verspäten sich und es kann vereinzelt zu Halt- und Zugausfällen kommen." Reisende sollten sich vor Reisebeginn über die verschiedenen Kanäle der Bahn informieren. Gekaufte Tickets könnten auch zu einem späteren Zeitpunkt genutzt werden. Betroffen ist hauptsächlich die Verbindung über Straßburg und Karlsruhe nach Mannheim/Frankfurt. Laut Bahn-Website fahren die meisten Züge von und nach Frankreich aber. Aus der Schweiz wurden keine Einschränkungen gemeldet.

ZEHNTAUSENDE POLIZISTEN UND SOLDATEN IM EINSATZ

Der Pariser Polizeichef kündigte an, er werde die Sicherheitsmaßnahmen an den wichtigsten Bahnhöfen der Hauptstadt noch weiter verstärken. Frankreichs Innenminister Gerald Darmanin hatte erst am Wochenende erklärt, die Sportveranstaltung sei gut abgesichert. "Nach unserem Kenntnisstand gibt es keine bekannte Bedrohung für die Sicherheit der Olympischen Spiele."

Die Sicherheitsvorkehrungen in Paris sind bereits sehr hoch, rund um die Seine ist eine Zone mit hohen Metallzäunen abgeriegelt. Der Luftraum über der Stadt und ihrer Umgebung ist am Abend für mehrere Stunden gesperrt. Mehr als 45.000 Polizisten, 10.000 Soldaten und 2000 Angehörige privater Sicherheitsfirmen sind im Einsatz und sollen die Eröffnungsfeier am Abend schützen. Scharfschützen werden auf Dächern postiert. Drohnen sollen das Gebiet im Zentrum von Paris überfliegen und überwachen. Es ist ein beispielloser Einsatz von Sicherheitskräften in Friedenszeiten.

Um 19.30 Uhr (MESZ) werden die Olympischen Sommerspiele in der französischen Hauptstadt eröffnet. Zur Feier, die nicht wie üblich in einem Stadion, sondern auf der Seine stattfindet, werden 160 Staats- und Regierungschefs sowie etwa 320.000 Zuschauerinnen und Zuschauer erwartet. Etwa 7000 Sportlerinnen und Sportler sollen auf 85 Booten sechs Kilometer den Fluss entlangfahren. Die Olympischen Spiele dauern bis zum 11. August.

(Weitere Berichterstattung von Marine Strauss, William James, Sabine Ehrhardt; geschrieben von Markus Wacket, redigiert von Kerstin Dörr. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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