Russischer Milliardär kritisiert Krieg ungewohnt deutlich - Scharfe Reaktion
Moskau (Reuters) - Der russische Milliardär Oleg Deripaska hat mit einer überraschend deutlichen Missbilligung des Kriegs gegen die Ukraine heftige Kritik in Russland auf sich gezogen.
In einem Interview der japanischen Zeitung "Nikkei Asia" hatte Deripaska einen "sofortigen, bedingungslosen Waffenstillstand" gefordert. "Wenn man den Krieg beenden will, muss man zuerst den Beschuss stoppen", sagte er in dieser Woche am Rande einer Wirtschaftskonferenz in Japan, an der er als offizieller Repräsentant Russlands teilgenommen hatte. Er bezeichnete den gewaltsamen Konflikt als "verrückt".
Der russische Philosoph Alexander Dugin, der als einer der wichtigsten Ideologen dieses Krieges gilt, griff den Unternehmer daraufhin scharf an. "Das ist ein Dolchstoß in den Rücken unserer Streitkräfte und eine Unterstützung für die Terroristen der ukrainischen Armee, die in die Region Kursk eingedrungen sind", erklärte Dugin über den Kurznachrichtendienst Telegram. "Bisher war Deripaskas Position zur militärischen Spezialoperation unklar. Jetzt hat er seine Haltung klar gemacht. Er steht auf der anderen Seite."
Deripaska zählt zu den wohlhabendsten und einflussreichsten Unternehmern in Russland und wird wegen seiner Nähe zu Präsident Wladimir Putin von westlichen Ländern sanktioniert. Im Gegensatz zu anderen im Land gebliebenen Prominenten hat Deripaska sich wiederholt kritisch über russische Politik geäußert, allerdings nicht so deutlich wie in diesem Interview. Nach dem Beginn des russischen Großangriffs auf die Ukraine, der in Russland als "Spezialoperation" bezeichnet wird, hatte Deripaska 2022 von einer Tragödie für beide Völker gesprochen und zum Frieden aufgerufen. Die Verdrängung westlicher Unternehmen aus Russland hatte er als schädlich für die Wirtschaft kritisiert.
Deripaska war bei der Privatisierung von Aluminium- und Bergbaukonzernen nach dem Zerfall der Sowjetunion zu Reichtum gekommen. Sein Vermögen wird von der US-Zeitschrift "Forbes" auf 2,8 Milliarden Dollar geschätzt.
(Bericht von Gleb Bryanski.; Redigiert von Hans Busemann; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)