Streik der US-Hafenarbeiter legt Hälfte der Seeschifffahrt im Land lahm

Reuters · Uhr
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New York (Reuters) - Der seit Dienstag laufende Streik der US-Hafenarbeiter an der Ost- und Golfküste droht der US-Wirtschaft milliardenschwere Kosten einzubrocken und sorgt vor den Präsidentschaftswahlen für Unruhe.

Das Weiße Haus, das bislang seine Befugnisse zu Beendigung des Arbeitskampfes nicht einsetzen will, erhöhte den Druck auf die Arbeitgeber und forderte eine rasche Einigung. "Ich habe die USMX, die eine Gruppe von Reedereien in ausländischem Besitz vertritt, aufgefordert, an den Verhandlungstisch zu kommen und den Arbeitern der International Longshoremen’s Association ein faires Angebot zu unterbreiten, das sicherstellt, dass sie entsprechend ihrer unschätzbaren Beiträge angemessen bezahlt werden", sagte Präsident Joe Biden.

Die Sprecherin des Weißen Hauses, Karine Jean-Pierre, verwies zudem auf die boomende Nachfrage nach Schifffahrtsdienstleistungen seit der Corona-Pandemie. "Die Reedereien haben seit der Pandemie Rekordgewinne und in einigen Fällen einen Gewinnanstieg von über 800 Prozent erzielt." Es sei nur fair, dass auch die Arbeiter eine deutliche Lohnerhöhung erhielten. Arbeitsministerin Julie Su sagte, die Arbeitgeberseite habe sich geweigert, "ein Angebot vorzulegen, das die Opferbereitschaft der Arbeitnehmer und ihren Beitrag zum Gewinn ihrer Arbeitgeber widerspiegelt." Die Parteien müssten an den Verhandlungstisch zurück.

Regierungsvertreter hatten sich vor dem Streik mit der Arbeitgebergruppe United States Maritime Alliance (USMX) und der Gewerkschaft International Longshoremen's Association (ILA)getroffen, um eine Einigung zu erzielen. Die Regierung hat wiederholt ausgeschlossen, im Falle eines Scheiterns die Bundesbefugnisse zur Beendigung eines Streiks zu nutzen. Der US-Präsident hat das Recht, gewisse Streiks zu unterbinden. Die Gewerkschaft ILA, die 45.000 Hafenarbeiter vertritt, hatte mit der USMX über einen neuen Sechsjahresvertrag verhandelt. Nach Ablauf der Frist am 30. September um Mitternacht begann der Arbeitskampf.

HÄLFTE DER HÄFEN LAHM GELEGT - AUTOINDUSTRIE ZITTERT

Der Arbeitskampf hat bislang etwa die Hälfte des Seetransports des Landes lahm gelegt. Nach Schätzungen von Analysten von JP Morgan könnte der Streik die amerikanische Wirtschaft täglich etwa fünf Milliarden Dollar kosten. Alle Warenströme - von Lebensmitteln über Bekleidung bis zu Autotransporten - sind blockiert. John Bozzella, Vorsitzender der Alliance for Automotive Innovation sagte, die vom Streik betroffenen Häfen hätten im vergangenen Jahr 34 Prozent des gesamten US-Handels mit Kraftfahrzeugen und -teilen im Wert von 135,7 Milliarden Dollar abgewickelt. "Wenn der Streik sich über Wochen hinzieht, wird es eine Tragödie", sagte Steve Hughes, Vorsitzender von HCS International, eine Firma, die den Automobilsektor in Schifffahrtsfragen berät.

Europäische Auto-Konzerne seien am stärksten betroffen, sagte Barclays-Analyst Dan Levy. "Die europäischen Autohersteller verlassen sich bei Importen stark auf Baltimore und bei Exporten auf südöstliche Häfen wie etwa Charleston, da der Großteil ihrer US-Produktion in dieser Region stattfindet." BMW und Volkswagen erklärten, sie würden die Situation genau beobachten und daran arbeiten, die Auswirkungen zu minimieren. Volvo Cars teilte mit, Notfallpläne auszuarbeiten. Ein Mangel an Teilen könnte einige Autobauer dazu nötigen, die Fahrzeugproduktion herunterzufahren. Analysten führten indes an, angesichts ihrer hohen Auftragsbestände würden insgeheim einige Autobauer wie etwa Stellantis dies begrüßen.

(Bericht von Doyinsola Oladipo unter Mitarbeit von Gursimran Kaur, Nilutpal Timsina, Shivani Tanna und Shubham Kalia in Bangalore, David Shepardson in Washington und Stine Jacobsen in Kopenhagen, Gianluca Lo Nostro in Danzig, geschrieben von Anneli Palmen, redigiert von Myria Mildenberger, Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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