Nato und EU besorgt wegen nordkoreanischer Soldaten für Ukraine-Krieg
Seoul/Berlin/Moskau (Reuters) - Der mögliche Einsatz nordkoreanischer Soldaten im Ukraine-Krieg sorgt für immer größere internationale Empörung.
Sowohl die Nato als auch die EU äußerten sich besorgt über die mögliche Hilfe Nordkoreas für Russland beim Krieg gegen die Ukraine. Das südkoreanische Außenministerium bestellte am Montag den russischen Botschafter Georgi Sinowjew in Seoul ein, um gegen die angebliche Entsendung nordkoreanischer Truppen nach Russland zum Einsatz in der Ukraine zu protestieren. Der Kreml lehnte eine direkte Antwort auf die Frage ab, ob nordkoreanische Truppen in der Ukraine kämpfen würden. Kreml-Sprecher Dmitri Peskow sagte aber, dass sich die Zusammenarbeit Moskaus mit Pjöngjang nicht gegen Länder wie Südkorea richte.
Russland hat südkoreanische Behauptungen zurückgewiesen, wonach Nordkorea möglicherweise einige Soldaten entsandt habe, um Russland im Kampf gegen die Ukraine zu unterstützen. Die südkoreanische Spionagebehörde hatte vergangene Woche berichtet, dass Nordkorea 1500 Spezialeinheiten in den Fernen Osten Russlands verlegt habe, um sie dort zu trainieren. Sie würden wahrscheinlich für Kampfeinsätze im Krieg in der Ukraine eingesetzt. Die Truppen wurden mit russischen Militäruniformen, Waffen und gefälschten Ausweispapieren versorgt, bevor sie in den Kampf geschickt wurden, hieß es. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj beschuldigte Pjöngjang daraufhin, die Entsendung von 10.000 Soldaten nach Russland vorzubereiten.
Nato-Chef Mark Rutte erklärte nach einem Telefonat mit dem südkoreanischen Präsidenten Yoon Suk Yeol auf der Social-Media-Plattform X, dass eine Entsendung von Truppen durch Nordkorea in die Ukraine den Konflikt erheblich eskalieren würde. Lin Jian, ein Sprecher des chinesischen Außenministeriums, sagte, Peking hoffe, dass alle Parteien auf eine Deeskalation der Situation hinarbeiten würden.
"Sollten sich die Berichte über die Verlegung von Soldaten von Nordkorea nach Russland bestätigen, würde dies eine weitere Eskalationsstufe und eine deutliche Zunahme der Zusammenarbeit bedeuten", sagte auch ein Sprecher der EU-Kommission in Brüssel. "Dies zeigt nur, wie entschlossen Russland ist, seine illegalen Aktionen gegen die Ukraine zu eskalieren, und dass Russland absolut nicht daran interessiert ist, nach friedlichen Lösungen zu suchen."
Das Bundesverteidigungsministerium betonte, dass es keine eigenen Erkenntnisse über den Einsatz von Nordkoreanern im direkten Kriegsgeschehen habe. Eine Sprecherin des Auswärtigen Amtes wiederholte, dass man Nordkorea mehrfach aufgefordert habe, eine Unterstützung Russlands in dem Krieg einzustellen. Dem Land wird etwa vorgeworfen, Russland ebenso wie der Iran mit ballistischen Raketen auszustatten, die auf die Ukraine abgefeuert würden. Man verurteile die Hilfe "aufs Schärfste", sagte sie. Es zeige auch ein wenig die Verzweiflung auf der russischen Seite, wenn Moskau Hilfe aus Nordkorea brauche.
Die Entsendung der Soldaten würde ein enormes Risiko der Eskalation des Konfliktes bedeuten, sagte der ukrainische Außenminister Andrij Sybiha in Kiew. Nordkorea verfügt nach jüngsten Angaben Südkoreas über 1,28 Millionen aktive Soldaten und hat die Entwicklung von ballistischen Raketen und eines Atomwaffenarsenals vorangetrieben.
(Bericht von Josh Smith, Hyunsu Yim and Hyonhee Shin, Andreas Rinke, Bart Meijer; Redigiert von Scot W. Stevenson; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)