Euro-Wirtschaft auf Rezessionskurs - Industrie und Dienstleister schwächeln

Berlin (Reuters) - Die Wirtschaft der Euro-Zone ist einer Unternehmensumfrage zufolge im November überraschend auf Rezessionskurs geschwenkt.
Der Einkaufsmanagerindex sank um 1,9 auf 48,1 Punkte und damit auf ein Zehn-Monats-Tief, wie der Finanzdienstleister S&P Global am Freitag mitteilte. Das Barometer rutschte so wieder unter die Wachstumsschwelle von 50 Zählern. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hingegen hatten mit einem unveränderten Wert von 50 Punkten gerechnet. Der Indikator fasst Industrie und Dienstleister zusammen und fußt auf Einschätzungen von Führungskräften zum Geschäftsumfeld. Die Aussichten der befragten Manager für die nächsten zwölf Monate sanken auf den tiefsten Wert seit über drei Jahren.
Der Mangel an Neuaufträgen sorgte dafür, dass der sechste Auftragsrückgang in Folge stark ausfiel. Da auch die Auftragsbestände abnahmen, sank die Beschäftigung, wenngleich nur minimal. "Viel schlimmer hätte es kaum kommen können", bilanzierte Cyrus de la Rubia, Chefvolkswirt der Hamburg Commercial Bank - der Sponsorin der Umfrage. "Während sich die Rezession im verarbeitenden Gewerbe der Eurozone vertieft, taucht der Dienstleistungssektor nach zwei Monaten nur moderaten Wachstums in die Schrumpfungszone ab." Es sei sicher kein Zufall, dass die politische Unsicherheit in den zwei größten Volkswirtschaften der Euro-Zone in den vergangenen Monaten massiv zugenommen habe. Denn in Frankreich wackele die Regierung und in Deutschland gebe es vorgezogene Neuwahlen. "Dies und die Wahl von Donald Trump zum Präsidenten der USA dürften dazu beigetragen haben, dass es mit der Wirtschaft schneller bergab ging", sagte De la Rubia. "Man fährt nur noch auf Sicht."
Das Barometer für die Industrie sank um 0,8 auf 45,2 Punkte. Der Indikator für die Service-Branche fiel um 2,4 auf 49,2 Zähler.
(Bericht von Klaus Lauer, redigiert von Christian Götz. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)