Lemke will scharfen Plastikvertrag gegen Meeres-Vermüllung erreichen
Berlin/Busan (Reuters) - Bundesumweltministerin Steffi Lemke setzt auf ein weltweites Plastikabkommen gegen die wachsende Vermüllung von Meeren und Landschaften.
"Ich setze mich daher für ein möglichst umfassendes, verpflichtendes, globales UN-Abkommen gegen Plastikmüll ein", sagte die Grünen-Politikerin am Montag zum Auftakt der Plastik-Konferenz im südkoreanischen Busan. Dafür brauche man konkrete Ziele und eine wirksame Überprüfung. "Wenn es gelingt, kann dieses Abkommen eine ähnliche historische Bedeutung haben wie das Klimaabkommen von Paris oder das Naturschutzabkommen von Montreal." Ähnlich wie bei der Weltklimakonferenz gibt es Widerstand von Erdölländern, die den Grundstoff für Plastik liefern. Zudem ist die Rolle Chinas als Großproduzent unklar. Die USA hatten sich zwar für eine Obergrenze bei der Produktion ausgesprochen, ob das nach dem Regierungswechsel zu Donald Trump noch gilt, ist ungewiss.
175 Staaten verhandeln in Busan bis Anfang Dezember über das Abkommen, das in den vergangenen Jahren bei mehreren Treffen bereits vorbereitet wurde. Es würde erstmals alle Staaten binden, die Vermüllung von Meeren und Umwelt zu beenden. Nach Schätzungen könnte sich die Plastikproduktion bis zur Mitte des Jahrhunderts nochmals verdoppeln oder sogar verdreifachen.
Weltweit werden jedes Jahr etwa 400 Millionen Tonnen Plastik produziert, der größte Teil Einwegprodukte und Verpackungen. Der Industriestaaten-Organisation OECD zufolge wird nur ein Zehntel des Mülls aktuell recycelt. Dieser Anteil wird sich nach Angaben der OECD zwar erhöhen, allerdings nur auf rund 15 Prozent bis Mitte des Jahrhunderts. Der Rest wird verbrannt, wächst zu Müllbergen oder gelangt in die Meere und die Umwelt. Geschätzt wird, dass jede Minute mehrere Lastwagenladungen Plastikmüll in Meeren oder Flüssen landen.
Deutschland nimmt eine führende Rolle bei den Verhandlungen ein und will in einem Vertrag den gesamten Lebenszyklus von Plastik in den Blick nehmen: Rohstoffabbau und Produktion, Nutzung, Recycling und Entsorgung. Ein Ergebnis könnte zunächst das Bekenntnis der Staaten sein, die Plastikproduktion weltweit zu senken. Konkrete Reduktionsziele könnten auch später festgelegt werden. Pfandsysteme sollen eine große Rolle spielen. Deutschland will vor allem die Produzenten in die Pflicht nehmen.
Da Plastik aus Erdöl hergestellt wird, gelten besonders die Ölförderländer als Bremser eines Abkommens. Deutschland dringt zudem darauf, dass auch Länder wie China, die zu den größten Produzenten gehören, die ärmsten Länder bei der Bekämpfung der Plastikflut unterstützen.
(Bericht von: Markus Wacket, Valerie Volcovici; redigiert von Christian Götz. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)