Israel greift Anlagen in Syrien an - Dementiert aber Vorstoß

Reuters · Uhr

(durchweg neu)

- von Maya Gebeily und Michelle Nichols

Damaskus/New York/Berlin (Reuters) - Nach dem Sturz des Assad-Regimes in Syrien greift Israel Militäreinrichtungen und Luftwaffenstützpunkte im ganzen Land an.

Durch die schweren Luftangriffe in der Nacht zum Dienstag seien Dutzende Hubschrauber und Jets sowie Einrichtungen der Republikanischen Garde in und um Damaskus zerstört worden, hieß es aus regionalen Sicherheitskreisen und von Offizieren der bisherigen syrischen Streitkräfte. Das israelische Militär dementierte aber, dass Soldaten auch am Boden jenseits der Pufferzone bis auf 25 Kilometer vor Damaskus vorgerückt seien.

Israel hatte am Montagabend weitere Angriffe in Syrien angekündigt. Es gehe um den Schutz israelischer Bürger, sagte Außenminister Gideon Saar. "Deshalb greifen wir strategische Waffensysteme an, wie zum Beispiel verbliebene chemische Waffen oder Langstreckenraketen, damit sie nicht in die Hände von Extremisten fallen." Verteidigungsminister Israel Katz sprach von "schweren strategischen Waffen", darunter Raketen und Luftabwehrsysteme.

Die grobe Schätzung von 200 Angriffen habe nichts von den Einrichtungen der syrischen Armee übrig gelassen, hieß es aus Sicherheitskreisen und von Offizieren der bisherigen syrischen Streitkräfte. Eine Insider sagte zudem, israelische Truppen hätten Katana erreicht. Die Stadt liegt zehn Kilometer östlich der von Israel kontrollierten Pufferzone. "Das ist nicht wahr, die Streitkräfte haben die Pufferzone nicht verlassen", sagte ein israelischer Militärsprecher.

USA WARNEN VOR WIEDERERSTARKEN DES IS

US-Außenminister Antony Blinken warnte vor einem Wiedererstarken der Extremisten-Miliz Islamischer Staat (IS) in Syrien. Zwar biete das Ende des Regimes von Baschar al-Assad eine historische Chance, sagte Blinken am Montagnachmittag in Washington. Der IS werde die Situation nutzen, um sich neu aufzustellen und sichere Häfen zu schaffen. "Wir werden das nicht zulassen, wie unsere Präzisionsangriffe am Wochenende zeigten." Das US-Militär griff nach eigenen Angaben am Sonntag IS-Ziele in Syrien an. Die IS-Miliz hatte 2014 große Teile von Syrien und des Irak eingenommen und ein Kalifat ausgerufen. Eine US-geführte Koalition trieb sie 2019 zurück.

Derweil laufen die internationalen Bemühungen um Kontakte mit den neuen Machthabern in Damaskus. Eine von der Rebellengruppe Haiat Tahrir al-Scham (HTS) geführte Offensive hatte am Sonntag zum Sturz von Präsident Bashar al-Assad geführt, der nach Moskau floh.

Assads Ministerpräsident Mohammed Dschalali hatte sich am Montag bereiterklärt, die Macht an die Übergangsregierung zu übergeben, die in den von den Rebellen kontrollierten Gebieten im Nordwesten Syriens ansässig ist. Der wichtigste Rebellenkommandeur Ahmed al-Scharaa, besser bekannt als Abu Mohammed al-Golani, traf sich mit Dschalali, um die Übergangsregierung zu besprechen, so eine mit den Gesprächen vertraute Quelle.

Der Fernsehsender Al Dschasira berichtete, die Übergangsregierung solle von Mohamed al-Baschir geleitet werden. Katar plante einem Insider zufolge am Dienstag Gespräche mit ihm. Das arabische Land ist enger Verbündeter der USA und hat in der Region immer wieder eine Vermittlungsrolle eingenommen.

Bundeskanzler Olaf Scholz und Frankreichs Präsident Emmanuel Macron erklärten am Montagabend, man sei bereit, mit den neuen Machthabern zusammenzuarbeiten, "auf der Basis grundlegender Menschenrechte und dem Schutz ethnischer und religiöser Minderheiten".

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan kündigte derweil die Öffnung des Grenzübergangs Yayladagi zu Syrien an. Das solle eine sichere und freiwillige Rückkehr von Bürgerkriegsflüchtlingen ermöglichen. Auch in Deutschland hat eine Debatte über eine Rückkehr Geflüchteter begonnen. Laut Bundesinnenministerium hielten sich Ende Oktober 974.136 Menschen syrischer Herkunft in Deutschland auf. Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge hatte am Montag die Prüfung weiterer Asylverfahren für Syrer auf Eis gelegt.

(Berichte von Reuters-Büros in Damaskis, Amman, Jerusalem, Beirut, Kairo, Dubai, New York und Berlin. Bearbeitet von Holger Hansen, redigiert von Christian Rüttger. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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