In Südkorea schwindet Rückhalt für Präsident Yoon

Seoul (Reuters) - In Südkorea schwindet einen Tag vor der erwarteten Abstimmung über eine Amtsenthebung von Präsident Yoon Suk Yeol der Rückhalt im Parlament für das Staatsoberhaupt.
Mindestens sieben Mitglieder seiner Partei PPP haben angekündigt, für seine Absetzung zu stimmen. Acht Stimmen der PPP sind nötig, um zusammen mit den Voten der Opposition Yoon zu stürzen. Yoon hatte am 3. Dezember das Kriegsrecht erklärt und damit das Land in eine schwere Regierungskrise gestürzt.
Oppositionsführer Lee Jae-myung sagte am Freitag, der beste Weg, die Ordnung im Land wiederherzustellen, sei die Amtsenthebung von Yoon. Am Donnerstag hatte Yoon in einer auch in den eigenen Reihen mit Unverständnis aufgenommenen Rede angekündigt, "bis zum Ende zu kämpfen". Er erklärte unter anderem, durch von Nordkorea gesteuerte Manipulationen habe seine Partei die Parlamentswahlen im April klar verloren. Oppositionsführer Lee sah in den Äußerungen eine "Kriegserklärung" an das Volk.
Ein erster Antrag, Yoon von seinen Aufgaben zu entbinden, war vergangenes Wochenende noch gescheitert, nachdem die Regierungspartei PPP die Abstimmung boykottiert hatte. Sollte das Parlament an diesem Samstag für die Amtsenthebung stimmen, muss das Verfassungsgericht endgültig über eine Absetzung Yoons entscheiden.
Yoon hatte das von ihm ausgerufene Kriegsrecht angesichts massiver Proteste nach nur sechs Stunden zurückgenommen. Südkoreanische Sicherheitskräfte ermitteln auch gegen Unterstützer des Präsidenten. So wurde etwa der Verteidigungsminister inhaftiert. Er versuchte sich im Gefängnis das Leben zu nehmen.
(Bericht von Jack Kim, geschrieben von Hans Busemann, redigiert von Christian Rüttger. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte)