Euro-Wirtschaft bremst Abschwung - "Winterhalbjahr bleibt schwierig"

Reuters · Uhr
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Berlin (Reuters) - Die Wirtschaft der Euro-Zone schielt wieder Richtung Wachstum.

Der Einkaufsmanagerindex stieg im Dezember um 1,2 auf 49,5 Punkte, wie der Finanzdienstleister S&P Global am Montag zu seiner monatlichen Unternehmensumfrage mitteilte. Das Barometer näherte sich damit der Marke von 50, ab der es Wachstum signalisiert. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hatten dagegen mit einem leichten Rückgang auf 48,2 Punkte gerechnet.

"Das Jahresende ist etwas versöhnlicher als allgemein zu erwarten war", sagte Chefvolkswirt Cyrus de la Rubia von der Hamburg Commercial Bank, der Sponsorin der Umfrage. Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer zufolge liegt das Barometer aber immer noch im Rezessionsbereich. "Eine Trendwende nach oben ist nicht sichtbar", sagte Krämer. "Das Winterhalbjahr bleibt schwierig."

Rückenwind für 2025 könnte von der Europäischen Zentralbank (EZB) kommen, die ihren Leitzins im zu Ende gehenden Jahr viermal gesenkt hat. Bis die besseren Finanzierungsbedingungen auf die Investitionen durchschlagen, dauert es aber. "Der Schub durch sinkende EZB-Zinsen wird durch ungelöste Strukturprobleme nicht nur in Deutschland teilweise neutralisiert", sagte Commerzbank-Chefökonom Krämer.

EZB-Präsidentin Christine Lagarde signalisiert derweil weitere Zinssenkungen. "Wenn die eingehenden Daten weiterhin unsere Grundlinie bestätigen, ist die Richtung klar", sagte Lagarde laut Redemanuskript in Litauen. "Wir gehen davon aus, dass wir die Zinssätze weiter senken werden."

DIENSTLEISTER WACHSEN WIEDER

Für die Verbesserung des Einkaufsmanagerindex sorgten allein die Dienstleister: Deren Barometer kletterte um 1,9 auf 51,4 Punkte und damit wieder in die Wachstumszone. "Für die Gesamtwirtschaft ist der Rebound der Dienstleister eine gute Nachricht", sagte de la Rubia.

Die Industriekrise setzt sich dagegen fort: Hier verharrte das Barometer bei 45,2 Punkten und damit deutlich unter der Wachstumsschwelle. "Die Lage im Verarbeitenden Gewerbe bleibt miserabel", sagte de la Rubia. Die Produktion fiel der Umfrage zufolge so stark wie im gesamten Jahr noch nicht. Das Neugeschäft blieb mau, während die Zahl der Beschäftigten schrumpfte.

Die Aussichten für das kommende Jahr sind nicht besonders gut: "Die beiden großen Euro-Länder Deutschland und Frankreich sind derzeit politisch in unsicherem Fahrwasser", sagte de la Rubia. "Dies verhindert, kurzfristig notwendige Reformen durchzuführen, um das Wachstum wieder anzukurbeln, und trägt zu der anhaltenden Wachstumsschwäche in beiden Ländern bei."

Die EZB rechnet im kommenden Jahr mit einem Wachstum des Bruttoinlandsprodukts in der Währungsunion von 1,1 Prozent. Im zu Ende gehenden Jahr soll es lediglich zu einem Plus von 0,7 Prozent reichen. Dass die Prognosen nicht optimistischer ausfallen, liegt auch an der Konjunkturkrise in Deutschland. Die deutsche Wirtschaft hat ihre Talfahrt im Dezember zumindest bremsen können. Der Einkaufsmanagerindex für die Privatwirtschaft stieg um 0,6 auf 47,8 Punkte, blieb aber klar unter der Wachstumsschwelle von 50.

(Bericht von Rene Wagner, redigiert von Hans Busemann; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)

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