KI-Aktien

Trump droht mit Zöllen: Trifft es nach Nvidia nun TSMC?

onvista · Uhr

Erst stellt das chinesische KI-Startup Deepseek die Rally der Tech-Werte in Frage, dann will Donald Trump auch noch Zölle auf taiwanesische Chips. Wie trifft das den weltgrößten Chipfertiger TSMC?

Quelle: Below the Sky/Shutterstock.com

Satte 17 Prozent Minus, ein Verlust von 589 Milliarden US-Dollar Marktkapitalisierung – einen Kursrutsch wie bei Nvidia am Montag hat es in der Geschichte der Wall Street nie gegeben. Und das alles nur durch ein „kleines“ chinesisches Startup, dessen KI sich mit den Branchengrößen messen kann, trotz vergleichsweise geringer Kosten und Rechenpower.

Wenn sich Deepseeks Erfolg wirklich mit so wenig Aufwand wie behauptet reproduzieren lässt, hat aber nicht nur Nvidia ein Problem, sondern auch TSMC – ebenfalls ein Profiteur des Booms. Nvidia designt die gefragten Chips. TSMC, als sogenannte „Foundry“, fertigt sie.

Viele westliche Chip-Firmen, wie Nvidia, Qualcomm oder AMD, designen die Mikroprozessoren nur, haben aber keine eigenen Werke mehr. Daher werden sie als  „fabless“ (ohne Fabrik) betitelt. Die Fertigung übernehmen sogenannte „foundries“, Chip-Gießereien, wie etwa TSMC oder Globalfoundries, die wiederum selbst keine eigenen Chips entwickeln.

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Die TSMC-Aktie fiel im gestrigen Handel in den USA um satte 13 Prozent, wenngleich Schnäppchenjäger nachbörslich schon wieder zuschlugen. Doch am Dienstag folgte prompt die nächste negative Nachricht: US-Präsident Donald Trump liebäugelte in einer Rede in Florida mit „sehr viel größeren“ Zöllen als 2,5 Prozent in vielen Bereichen – auch bei Halbleitern.

Trump droht mit Zöllen von bis zu 100 Prozent

„Sie [die Chipindustrie] haben uns verlassen und sind nach Taiwan. Wir wollen, dass sie zurückkommen“, so Trump. Die Zölle könnten dabei „25, 50, sogar 100 Prozent“ betragen. Auch die Subventionsprogramme für den Bau von Chip-Fabriken, eingeführt unter Amtsvorgänger Joe Biden, stellte Trump in Frage.

TSMC-Aktionäre sehen sich demnach mit gleich zwei Risikofaktoren konfrontiert: Einerseits könnte effizientere KI-Modelle wie das von Deepseek die Nachfrage nach den fortgeschrittensten und damit teuersten Chips dämpfen. Andererseits drohen Zölle im wichtigen Abnehmerland USA.

Börsenprofis sehen höhere Risiko bei Herstellern

Ohnehin, sagen Experten, seien Chip-Hersteller nun stärker durch Deepseeks Erfolg betroffen als KI-Aktien wie Meta, Alphabet oder Microsoft. „Am stärksten ist sicherlich der Halbleiterbereich negativ exponiert, weil hier die Wachstumserwartungen und Bewertungen am höchsten sind“, erklärte beispielsweise Chris-Oliver Schickentanz, Chef-Anlagestratege der Vermögensverwaltung Capitell, gegenüber onvista.

Auch Conrad Lauterbach, Vorstand bei der Vermögensberatung Allington Investors, sieht die Chip-Fertiger im Nachteil: „Alle Unternehmen, die von einem vermehrten Einsatz von KI-Modellen und geringeren Kosten in diesem Bereich profitieren und deren Kurse [durch Deepseek] trotzdem gefallen sind, wurden aus unserer Sicht zu Unrecht abgestraft. Hardware-Anbieter wie Nvidia hingegen sind vermutlich die berechtigen Verlierer.“

Lauterbach zufolge zeige Deepseeks Beispiel, dass „mit der nötigen Kreativität in der Programmierung auch aus Chips mit niedrigerer Leistungsfähigkeit mehr herausgeholt werden kann als erwartet wurde“. Sein Urteil fällt daher klar aus: „Aus unserer Sicht ist also die ideale Positionierung eine Fokussierung auf Anbieter von KI-Rechenleistung (Microsoft, Amazon & Alphabet) und andere Profiteure wie Meta. Vom Bereich Chip-Produktion sollte man vorerst Abstand nehmen.“

So stark hängt TSMCs Erfolg an den KI-Chips

Nur: Wie stark ist TSMC als Musterbeispiel der Hersteller wirklich betroffen? Ein Blick in die Bilanzen zeigt: KI ist binnen weniger Jahre zum Umsatz- und Margentreiber für TSMC geworden. Im vierten Quartal machten Umsätze mit Chips für das „High Performance Computing“ 53 Prozent der Erlöse aus, zehn Prozentpunkte mehr als noch vor zwei Jahren und 24 Prozentpunkte mehr als noch vor fünf Jahren, im vierten Quartal 2019.

Das zweite Standbein – Smartphone-Chips – hat dagegen an Bedeutung verloren. Noch Ende 2019 stammten 53 Prozent der Erlöse aus diesem Segment, zuletzt waren es nur 35 Prozent. Die übrigen Geschäftsfelder "Internet of Things", "Automotive", "Consumer Electronics" und "Sonstiges" kommen zusammen nur auf einen Umsatzanteil von zwölf Prozent.

Beim Gewinn ist ebenfalls zu erkennen, wie stark TSMC vom Geschäft mit den KI-Chips profitiert. Zwischen dem vierten Quartal 2019 und dem vierten Quartal 2024 stieg die Nettoprofitmarge von 36,6 auf 43,1 Prozent. 

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Verantwortlich dafür dürfte aber ebenso eine bessere Ausbeute dank kleinerer Fertigungsgrößen sein. 2019 machte die Sieben-Nanometer-Fertigung noch ein Drittel des Umsatzes aus, zuletzt waren es nur noch 14 Prozent. Weit mehr Erlöse erzielte die Fertigung von Fünf-Nanometer- und Drei-Nanometer-Chips. Je kleiner der Fertigungsmaßstab, desto mehr Chips lassen sich pro Silizium-Wafer herstellen.

Bedeutendster Markt sind dabei die USA. Im vierten Quartal erzielte TSMC 75 Prozent seines Umsatzes über Kunden in Nordamerika, 2019 waren es nur 59 Prozent und damit sogar deutlich weniger als 2018 (69 Prozent).

Viel Unsicherheit, und nur ein Pluspunkt für TSMC

Bestenfalls tangieren die Zölle, sofern sie kommen, TSMC nur peripher. Denn der Fertiger hat im US-Bundesstaat Arizona bereits eine „Fab“, die sogar schon Chips produziert. Ein zweites und drittes Werk dort sollen folgen – zumindest, wenn sich TSMC an seine Pläne hält und Trump zugesprochene Subventionen nicht zurückzieht.

Das ist natürlich ein Unsicherheitsfaktor, ebenso wie das nunmehr in Frage gestellte Hardware-Wettrüsten bei KI. Immerhin einen Vorteil hat die TSMC-Aktie gegenüber vielen Konkurrenten: die Bewertung.

Mit einem erwarteten Kurs/Gewinn-Verhältnis von 18,9 fürs laufende Jahr ist TSMC deutlich günstiger bewertet als andere Chiphersteller wie Globalfoundries (25,6), Texas Instruments (34,9), Broadcom (31,8) oder Nvidia (30,1). 

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