Erzbischof kritisiert anwesenden argentinischen Präsidenten Milei scharf

Buenos Aires (Reuters) - In Argentinien hat der Erzbischof von Buenos Aires von der Kanzel herab den Präsidenten Javier Milei scharf kritisiert.
"Unser Land blutet. So viele Brüder und Schwestern leiden unter Marginalisierung und Ausgrenzung", sagte Erzbischof Garcia Cuerva am Sonntag während eines Gottesdienstes, an dem auch Milei und sein Kabinett teilnahmen. "Die Rentner verdienen ein würdiges Leben mit Zugang zu Medikamenten und Lebensmitteln, eine Wunde, die seit Jahren offen ist und blutet, aber als Gesellschaft müssen wir sie bald heilen", sagte das Oberhaupt der Erzdiözese, die früher vom jüngst verstorbenen Papst Franziskus geleitet wurde. In Argentinien würden "Brüderlichkeit, Toleranz und Respekt im Sterben" liegen.
Milei folgte der Predigt mit versteinertem Gesicht. Der ultralibertäre Präsident hat seit seinem Amtsantritt Ende 2023 unter anderem umfassende Kürzungen der öffentlichen Ausgaben vorgenommen, um die jahrelange Wirtschaftskrise des Landes in den Griff zu bekommen. Vor allem einkommensschwache Bevölkerungsschichten waren von den Einschnitten stark betroffen Jeden Mittwoch treffen sich Rentner zu Protesten in Buenos Aires und sehen sich häufig polizeilichen Repressionen ausgesetzt.
"Wir haben alle Grenzen überschritten. Disqualifizierung, ständige Aggression, Misshandlung und Diffamierung scheinen alltäglich zu sein", sagte der Erzbischof. Mileis Regierung bezeichnet häufig Politiker, Wirtschaftswissenschaftler und Journalisten, die ihre Politik in Frage stellen, in sozialen Medien als "Paviane", "Degenerierte", "Minderleister" und "Mongoloide".
(Bericht von Cassandra Garrison, geschrieben von Hans Busemann, redigiert von Ralf Bode. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)