Ukraine meldet einen der schwersten Angriffe auf Kiew seit Kriegsbeginn

Reuters · Uhr
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Kiew (Reuters) - Russland hat den massiven Beschuss der Ukraine mit Drohnen auch in der Nacht zu Dienstag fortgesetzt und dabei erneut zivile Ziele angegriffen.

Russland habe 315 Drohnen und sieben Raketen eingesetzt, erklärte Präsident Wolodymyr Selenskyj am Dienstag. "Heute war einer der größten Angriffe auf Kiew", ergänzte er. Angriffe gab es aber auch in anderen Landesteilen. Nach Behördenangaben wurden mindestens drei Menschen getötet. In Odessa wurde demnach eine Entbindungsstation getroffen. Durch den Angriff wurde auch die Sophienkathedrale beschädigt, ein Unesco-Weltkulturerbe im historischen Zentrum von Kiew, wie Kulturminister Mykola Tochytsky sagte.

Russland greift die 2022 überfallene und teilweise besetzte Ukraine seit Tagen verstärkt mit Drohnen an. Offenbar ist dies Teil der vom russischen Präsidenten Wladimir Putin angekündigten Vergeltung für die spektakulären ukrainischen Angriffe auf mehrere Militärflughäfen in Russland, bei denen zahlreiche russische Kampfflugzeuge zerstört worden waren. 277 der 315 Drohnen konnten nach ukrainischen Angaben abgefangen werden.

"SCHWIERIGE NACHT"

"Eine schwierige Nacht für uns alle", teilte Timur Tkachenko, Chef des Militärbezirks Kiew, auf dem Messengerdienst Telegram mit. "Die ganze Nacht über terrorisierte der Feind Kiew unerbittlich mit Angriffsdrohnen. Sie nahmen zivile Infrastruktur und friedliche Einwohner der Stadt ins Visier." Neben Treffern an Häusern verursachten die Drohnenangriffe auch Brände auf Freiflächen und sollen offenbar demoralisierend wirken. Zusätzlich zu den Drohnen- und Raketenschwärmen der vergangenen Tage hat Russland nach eigenen Angaben auch an der Frontlinie in der Ostukraine weitere Fortschritte erzielt und am Dienstag behauptet, dort mehr Territorium erobert zu haben. Seit Monaten sind die Geländegewinne aber sehr begrenzt.

"Man kann die Ukrainer nicht mit Terror brechen", schrieb Andrij Yermak, Stabschef von Präsident Selenskyj, nach den Angriffen in einem Telegram-Beitrag. Außenminister Andrij Sybiha forderte nach dem Angriff strengere Sanktionen gegen Russland und eine Stärkung der Luftabwehr der Ukraine. "Die russischen Raketen- und Schahed-Angriffe übertönen die Bemühungen der Vereinigten Staaten und anderer Länder weltweit, Russland zum Frieden zu zwingen", erklärte Selenskyj auf der Plattform X.

Auch Russland meldete wieder ukrainische Drohnen-Angriffe. Russland hat deshalb nach Angaben von Beamten erneut vorübergehend den Flugverkehr an vier Flughäfen in Moskau, am Flughafen Pulkovo in St. Petersburg und an Flughäfen in neun weiteren Städten eingestellt.

In Deutschland warnte BND-Chef Bruno Kahl, dass die russische Aggression über die Ukraine hinausgehe. Der BND habe nachrichtendienstliche Belege, dass die Ukraine für Russland nur ein Schritt auf dem Weg nach Westen sei, hatte Kahl in dem Medienportal Table am Montag gesagt. In Moskau gebe es Leute, die nicht mehr daran glaubten, dass die USA von Russland angegriffenen Ländern in Europa wirklich beispringen würden. Sie wollten deshalb etwa im Baltikum den Artikel 5 der Nato testen. Dafür müsse Russland "keine großen Bombenangriffe fliegen oder Panzerarmeen in Bewegung setzen". Es reiche schon, "kleine grüne Männchen" nach Estland zu schicken, um vorgeblich unterdrückte russische Minderheiten zu schützen. "Würde dann, so die Kalkulation in Moskau, wirklich ein amerikanischer Präsident GIs über den Atlantik schicken?", fragte Kahl. Verhandlungen des Westens mit Russland bezeichnete er als nicht vielversprechend, weil Russland immer noch eine Kapitulation der Ukraine wolle.

(Bericht von Anastasiia Malenko, Pavel Polityuk, Irina Nazarchuk, Andreas Rinke; redigiert von Christian Rüttger Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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