Allianz-Aktie: Sind die Zahlen glasklar oder durchgewirbelt!

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Kurz vor dem Wochenende beendet die Allianz die Zahlenflut im deutschen Leitindex. Europas größter Versicherer wird an diesem Freitag seine Geschäftszahlen für das dritte Quartal vorlegen. Bereits am Mittwoch hat die Nummer zwei auf dem europäischen Markt, AXA, ihre Zahlen präsentiert. Dabei haben die Franzosen so gerade die Erwartungen getroffen. Macht es die Allianz morgen besser?

Versicherer soll schlanker werden

Der Dax-Konzern Allianz steht vor der Neuausrichtung seines Schaden- und Unfallgeschäfts. Nachdem der Vorstand die Lebensversicherung auf die Niedrigzins-Ära angepasst und die Vermögensverwaltung nach turbulenten Zeiten wieder auf Wachstumskurs gebracht hat, hat sich Allianz-Chef Oliver Bäte die größte Sparte des Konzerns vorgenommen.

Die Zahl der Vertragsvarianten soll deutlich schrumpfen, zudem will der Manager Produktangebote über viele Länder hinweg gemeinsam entwickeln und gestalten. Sein neues Strategieprogramm für das Schaden- und Unfallgeschäft will der Vorstand beim Kapitalmarkttag am 30. November vorstellen.

Digitalisierung ist Trumpf

Dabei will Bäte mit einer verstärkten Digitalisierung voraussichtlich die Verwaltungskosten senken – und so den Gewinn nach oben treiben. Dass die Allianz sich neu erfinden kann, hat sie in der Lebensversicherung gezeigt, in der sie in Deutschland weiterhin Marktführer ist. In Reaktion auf die Niedrigzinsen hatte sie neuartige Verträge ohne klassischen Garantiezins eingeführt, die den Versicherer einiges an Kapital spart. Inzwischen hat der Konzern fast sein gesamtes Neugeschäft auf diese Verträge umgestellt.Steigerung bei den Quartalszahlen erwartet

Ein Jahr nach der schweren Hurrikan-Serie in den USA dürfte die Allianz im dritten Quartal wieder mehr verdient haben. Von der Nachrichtenagentur Bloomberg befragte Analysten rechnen im Schnitt mit einem Überschuss von 1,9 Milliarden Euro, ein Anstieg um 21 Prozent. Der operative Gewinn dürfte um 15 Prozent auf knapp 2,9 Milliarden Euro gewachsen sein. Ein Jahr zuvor hatten Naturkatastrophen wie die Wirbelstürme „Harvey“, „Irma“ und „Maria“ die Allianz mehr als 500 Millionen Euro gekostet.

Richtig ruhig war es für den Versicherer nicht

Auch 2018 dürfte die Allianz nicht ungeschoren davongekommen sein. So hatten Hurrikan „Florence“ in den USA sowie mehrere Taifune in Japan im dritten Quartal hohe Schäden angerichtet, die in den Bilanzen anderer Versicherer bereits Spuren hinterlassen haben. Im Schnitt gehen die Analysten jedoch davon aus, dass die Allianz in diesem Jahr einen operativen Gewinn von rund 11,5 Milliarden Euro erreicht. Dies wären knapp vier Prozent mehr als im Katastrophenjahr 2017.

Analyst Michael Huttner von JPMorgan hält es aber für möglich, dass die Allianz ähnlich wie Konkurrent Talanx (HDI) im Sommer von überraschend hohen Schäden in der Industrieversicherung getroffen wurde. Talanx-Chef Torsten Leue hatte deshalb sogar sein Gewinnziel für 2018 kappen müssen. Unter anderem schlugen bei Talanx die Überschwemmungen bei einem Staudamm-Projekt in Kolumbien und der Zusammenbruch der Autobahnbrücke in Genua teuer zu Buche. Bei der Brücke ist die Allianz doppelt mit im Boot: als Versicherer und als Miteigentümerin der Betreibergesellschaft Autostrade per l’Italia.

Die eigenen ErwartungenAllianz-Chef Oliver Bäte hat sich bei seinen Gewinnplänen für 2018 wie üblich eine Spanne von einer Milliarde Euro gelassen. Demnach soll das operative Ergebnis 10,6 bis 11,6 Milliarden Euro erreichen. Finanzchef Giulio Terzariol schürte im Sommer die Hoffnung, dass es am Ende zwischen 11,1 und 11,6 Milliarden Euro werden – und der Versicherer damit in der oberen Hälfte der Zielspanne landet.

Auf den Zeitraum kommt es an

Für die Allianz-Papiere ging es in diesem Jahr um einiges Auf und Ab. War der Kurs Ende Januar noch auf rund 206 Euro gestiegen, ging es bis Ende Juni auf rund 170 Euro abwärts. Zuletzt wurde die Aktie zum Preis von um die 187 Euro gehandelt. Auf Sicht von zwölf Monaten hat sie damit rund mehr als sieben Prozent an Wert verloren. Wer vor fünf Jahren bei der Allianz eingestiegen ist, hat allerdings einen Kursgewinn von rund 50 Prozent eingefahren – und über Jahre dicke Dividenden kassiert.

onvista/dpa-AFX

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