Anwältin: Wir haben kein Zutritt zu neuem Flüchtlingscamp auf Lesbos

dpa-AFX · Uhr

LESBOS (dpa-AFX) - Auf Lesbos herrscht Unklarheit über die Zustände in dem neuen Zeltlager, das seit dem Großbrand von Moria für die obdachlosen Migranten errichtet wird. "Wir haben keinerlei Informationen über das Lager und können die Menschen deshalb auch nicht so beraten, dass sie selbst eine fundierte Entscheidung treffen können", sagte die griechische Rechtsanwältin Elli Kriona, die Asylsuchende auf Lesbos vertritt, am Donnerstag bei einer Online-Pressekonferenz.

Bisher stehe nur fest, dass das Lager weit unter Standard ausgestattet sei und es keine Duschen gebe. Die Anwälte selbst aber dürften gar nicht hinein, um die Menschen zu betreuen. Es herrsche die Sorge, dass auch das neue Lager als Internierungslager operieren solle, sagte Kriona. So sei es seit Ausbruch der Corona-Pandemie bereits im nun abgebrannten Lager Moria gewesen, als Ausgangssperren verhängt wurden und täglich nur 100 Menschen von rund 12 000 das Lager verlassen durften.

Die Flugblätter, mit denen die griechische Regierung seit mehreren Tagen in sieben Sprachen dazu aufruft, das Lager aufzusuchen, gäben ebenfalls keinen Aufschluss, sagte Kriona. "Die Ängste der Menschen hinsichtlich des Lagers sind absolut berechtigt." Man wisse nicht, ob es sich um ein geschlossenes Lager handeln werde, das die Menschen nicht verlassen dürfen, und ob sich um eine Langzeitlösung handele oder nicht.

Am Donnerstagmorgen hatte die griechische Polizei begonnen, die vielen tausend Migranten in das neue Zeltlager zu eskortieren, die seit dem Großbrand im Lager Moria vergangene Woche obdachlos sind. Bisher sollen etwas mehr als 3000 Menschen eingezogen sein. Die Aktion der rund 170 Beamten lief bis zum Donnerstagmittag ohne Zwischenfälle ab, berichteten griechische Medien./axa/DP/eas

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