Aufsichtsratssitzung: Wer führt künftig die Commerzbank?

dpa-AFX · Uhr

Personalien statt Strategie

Frankfurt/Main (dpa) - Nachdem sowohl Vorstandschef Martin Zielke als auch der Aufsichtsratsvorsitzende Stefan Schmittmann ihren Rücktritt angekündigt haben, müssen gleich zwei Spitzenpositionen bei dem teilverstaatlichten Frankfurter MDax-Konzern neu besetzt werden.

Und das möglichst rasch, denn die Bank steckt mitten in einer Diskussion über eine Verschärfung des im Herbst eingeleiteten Sparkurses.

Ob bei der Sitzung des Kontrollgremiums heute bereits eine dauerhafte Lösung für den Aufsichtsratsvorsitz gefunden wird, ist ungewiss. Die Zeit drängt: Amtsinhaber Schmittmann will sein Mandat zum 3. August niederlegen.

Zielkes Vertrag soll nach Angaben vom vergangenen Freitag spätestens zum 31. Dezember 2020 einvernehmlich aufgelöst werden. Als aussichtsreiche Kandidaten für seine Nachfolge als Chief Executive Officer (CEO) gelten der seit Januar als Firmenkundenvorstand tätige Roland Boekhout - ehemals Chef der Direktbank ING-Diba (heute ING Deutschland) - sowie Finanzvorständin Bettina Orlopp.

Zielke und Schmittmann reagieren mit ihrem Rückzug auf heftige Kritik von Investoren - namentlich des Großaktionärs Cerberus - am Kurs der Bank. Der US-Fonds, der gut fünf Prozent der Anteile hält, hatte der Führung vorgeworfen, «über Jahre eklatant versagt» zu haben. Cerberus ist nach dem deutschen Staat zweitgrößter Aktionär der Commerzbank.

Zielke räumte ein, dass die im Herbst beschlossenen Maßnahmen nicht durchschlagend genug waren, um die Bank im Zinstief profitabler zu machen. Der seit Mai 2016 amtierende Manager verkündete, er wolle nun den Weg für einen Neuanfang frei machen: Nötig sei ein tiefgreifender Umbau und dafür ein neuer Vorstandschef, «der vom Kapitalmarkt auch die notwendige Zeit für die Umsetzung einer Strategie bekommt».

Der oder die Neue an der Spitze des Vorstands wird drastische Einschnitte vorantreiben müssen. Auf dem Tisch liegen dem Vernehmen nach Pläne, die Zahl der zuletzt knapp 40.000 Vollzeitstellen um bis zu ein Viertel zu verringern. Das Filialnetz soll erheblich verkleinert werden: Von ursprünglich 1000 Standorten könnten demnach gerade einmal 200 übrig bleiben, in denen Kunden sich beraten lassen können. Aber auch das Auslandsgeschäft soll eingedampft werden - nach dem Motto «weniger Masse, mehr Klasse». Dies könnte 1000 bis 1500 Vollzeitstellen im Firmenkundenbereich kosten.

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