Banken für Spekulanten

Der onvista-Börsenfuchs · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Hallo Leute! In Mainhattan sind die beiden Big Banks auf krisensolidarischen Schmusekurs gegangen (eine an sich sensationelle Entwicklung). Auch was sich in der Breite abspielt, kann man mit Konsolidierung und Konzentration zusammenfassen. Überall spart die Kreditwirtschaft, reduziert und schließt, dreht andererseits an der Gebührenschraube. Im Norden ist ein Deal soeben perfekt gemacht worden, denn das Tauziehen um die Bremer Landesbank ist vorbei: Die Norddeutsche Landesbank (NordLB) wird das wegen fauler Schiffskredite angeschlagenen Bankhaus ganz übernehmen.

Trotz Elektronik, Fintech und alternativer Geldsysteme müssen wir das Thema Banken weiter wachsam im Auge behalten. Ich habe in jüngster Zeit mehrfach meine Sorgen anklingen lassen (u. a. mit den Headlines „Wenn Banken wanken“, „Sind Boxspringbetten sicherer als Banken?“ und „Lieber Bankimmobilien als Bankaktien“). Jedes Mal lautet die Empfehlung: Bis auf weiteres Hände weg von Bankaktien, dafür lieber Immobilien im Rhein-Main-Gebiet kaufen, auch wenn die schon verdammt teuer geworden sind! Jetzt kitzelt mich die Kursentwicklung so sehr, dass ich alle Vernunft verdrängen und ein bisschen spielen möchte.

Anlass sind die Fusionsspekulationen Deutsche Bank / Commerzbank mit zeitweise euphorischen Kursreaktionen und eine druckfrische Studie der DZ Bank mit dem Titel „Reifen bei Bankaktien Chancen?“ Ein geiles Thema, das viele von Euch brennend interessieren dürfte.

Für Aktionäre europäischer Banken waren die letzten zehn Jahre ein Albtraum. Allein seit Jahresbeginn 2016 entwickelten sich die Bankaktien im Durchschnitt um 18% schlechter als der Vergleichsindex. Die Gründe für diese verheerende Kursentwicklung sind vielfältig und hinlänglich bekannt. Und die Analysten der Obergenossen-Bank dämpfen zunächst: „Wir erwarten an keiner dieser Fronten eine unmittelbare Verbesserung! Insbesondere das Niedrigzinsniveau dürfte noch geraume Zeit Bestand haben. Allerdings, und das ist der zentrale Punkt in unserer Argumentation zum Kauf von Bankaktien, dürfte den Notenbanken auch klar geworden sein, dass es ihnen mit QE allein nicht gelingt, ihre eigentlichen Ziele zu erreichen.“

Aber: Die DZ-ler halten die Risiken bei einem durchschnittlichen Verhältnis von Kursen zu Buchwert von 0,59 für hinreichend eingepreist. Ein ähnliches Bewertungsniveau wurde im Tiefpunkt der Finanzmarktkrise 2009 sowie der Griechenlandkrise 2012 erreicht. Und: In beiden Fällen dürfte das mit Bankinvestments verbundene Risiko erheblich höher gewesen sein. Auch die jüngst veröffentlichten Ergebnisse des Stresstests attestieren nahezu allen europäischen Banken eine höhere Krisenfestigkeit, als dies noch in den Vorjahren zu verzeichnen war. Fazit: „Insofern erwarten wir zumindest eine Teilaufholung der zuletzt verzeichneten Underperformance europäischer Bankaktien und nehmen in einem taktisch motivierten Schritt den STOXX Europe 600 Banks Net Return Index (Bloomberg: SX7R INDEX) mit einer Gewichtung von 10% in das DZ BANK Portfolio auf. Die Transaktion geht zu Lasten unserer Liquiditätsersatzposition in europäischen Staatsanleihen, deren Position dadurch auf etwa 56% schrumpft.“

Für einen Trendfolge-Fan wie mich ist eigentlich nach wie „Hände weg!“ angesagt. Vergesst nicht, meine Freunde, dass man ja nicht in ein fallendes Messer greifen soll. Und dennoch, wagemutige Spielertypen unter Euch und Anleger mit gaaanz viel Zeit (und nur die, bitte!) sollten genau jetzt mal checken, ob sie ein paar Euro aus ihrem Spekulationstopf locker machen wollen - zum Beispiel für Deutsche Bank (die sind too big to fail).

Meistgelesene Artikel