Barclays CEO Staley warnt vor immer weiter wachsenden Unternehmensschulden – „Es steht viel auf dem Spiel für das Finanzsystem“

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James Staley, CEO der britischen Großbank Barclays, warnt vor einer wachsenden Bedrohung für die Stabilität des Finanzsystems durch weiter steigende Unternehmensschulden. Bei dem Versuch, eine weitere Weltwirtschaftkrise zu vermeiden, stehe „viel auf dem Spiel“, wird er in einem Bericht des Nachrichtendienstes CNBC zitiert.

Staley vermutet, dass eine Liquiditätsunterbrechung an einem bestimmten Kreditmarkt häufig die Auslöser für ernsthafte globale Finanzprobleme ist, sagte jedoch, dass die Banken in Bezug auf Kapital und Liquidität in einer stärkeren Position sind als jemals zuvor, was bedeutet, dass sie diesmal wahrscheinlich nicht im Mittelpunkt einer Krise stehen werden, sondern verschuldete Unternehmen.

Auch der Internationale Wirtschaftsfonds hat bereits Anfang des Monats vor den wachsenden Gefahren in diesem Bereich gewarnt. „Durch die günstigen finanziellen Bedingungen hat sich der Kreditzyklus der Unternehmen verlängert, und die Unternehmen sind weitere finanzielle Risiken eingegangen und haben weiterhin Schulden angehäuft. In mehreren systemrelevanten Volkswirtschaften sind die Schwachstellen des Unternehmenssektors bereits erhöht, was auf die steigende Verschuldung und die oft schwache Schuldendienstkapazität zurückzuführen ist “, heißt es im Global Financial Stability Report des IWF. „Niedrigere Renditen bei längerer Laufzeit können institutionelle Anleger dazu veranlassen, riskantere und illiquidere Anlagen zu suchen, um ihre angestrebte Rendite zu erzielen.“

Staatsanleihen geben spätestens seit der inversen Zinskurve verstärkt Alarmsignale für eine anstehende Rezession, doch das vielleicht noch viel bedrohlichere Minenfeld könnte bei den Unternehmensanleihen liegen. Laut einer Statistik der OECD sind die weltweiten ausstehenden Schulden in Form von Unternehmensanleihen, die von nichtfinanziellen Unternehmen gemacht wurden, Ende 2018 auf ein Rekordniveau von knapp 13 Billionen US-Dollar angestiegen. Unternehmen aus Industrienationen waren für 79 Prozent davon verantwortlich und das Volumen ist von 5,97 Billionen im Jahr 2008 auf 10,17 Billionen im Jahr 2018 geklettert. Die Kreditaufnahme über Anleihen ist seit der Finanzkrise also extrem gestiegen.

Was mit den Schulden gemacht wurde, darin liegt ein großer Teil des Problems

Dass Unternehmen Schulden machen ist an sich nicht unbedingt eine negative Sache, da Schulden auch sinnvoll sein können, wenn das Geld nachhaltig in Wachstum, Mitarbeiter und technische Innovation investiert wird. Das große Problem: Ein erheblicher Teil der Schulden wurde in den letzten Jahren von den Unternehmen vor allem dafür verwendet, Aktienrückkäufe in großem Stil zu betreiben. Die Zahl ist immer weiter gestiegen, 2018 wurde laut einer Studie der Union Investment ein neuer Rekordstand erreicht. Diese Rückkäufe dienen vor allem dazu, die Aktionäre neben den Dividendenauszahlungen zusätzlich zu vergüten. Dadurch, dass weniger Aktien auf dem Markt sind, steigt der ausgeschüttete Gewinn je Aktie. Zudem bietet es den Unternehmen noch andere Vorteile, beispielsweise bei Steuern und Kapitalkosten.

Innerhalb dieses stark gewachsenen Schuldenvolumens liegt das Haar in der Suppe: Der Anteil der Investment-Grade-Anleihen mit der niedrigsten Qualität liegt bei 54 Prozent, ein historischer Höchststand. Seit 2009 ist das Volumen an BBB-Bonds allein in den vereinigten Staaten um etwa 230 Prozent auf 2,5 Billionen US-Dollar angewachsen. Die Hälfte aller Investment-Grade Anleihen haben nur noch ein BBB-Rating oder schlechter. Von diesem Volumen von 2,5 Billionen Dollar sind eine Billionen auf dem Level eines Verschuldungsgrades, der auf Junkbond-Nievau ist.

Sollte der wirtschaftliche Abschwung also weitergehen oder sich schnell verstärken, könnte es zu einem unschönen Effekt kommen, einer Kettenreaktion sozusagen. Eine hohe Zahl dieser Unternehmen würde ihr derzeitiges Rating verlieren und dadurch ganz schnell in finanzielle Schwierigkeiten geraten, da sie ihre Schulden aufgrund höherer Risikoprämien bei neu ausgegeben Anleihen nicht mehr bedienen können.

Was würde das bedeuten?

Für die Unternehmen würde das bedeuten, das die Risiko-Prämie für zukünftige Anleihen stark steigt, da sie als weniger vertrauenswürdig eingestuft werden. Für den Markt an sich hätte das noch viel weitreichendere Auswirkungen. Die meisten Fonds, wie beispielsweise Pensions- oder Hedge-Fonds haben strenge Richtlinien, in was sie investieren dürfen und in was nicht. Sollten die oben erwähnten Anleihen unter das niedrigste Investment-Grade-Rating fallen, das für institutionelle Käufer noch akzeptabel ist, dann müssten diese Fonds die Anleihen so schnell wie möglich abstoßen. Das würde zu einem starken Kursverfall am Anleihemarkt führen und würde wahrscheinlich zu einer Kettenreaktion anwachsen, die eine Liquiditäts-Krise wie 2008 hervorrufen könnte.

Der sich abzeichnende Abschwung der globalen Wirtschaft macht die Unternehmen, vor allem die mit BBB-Rating oder schlechter, also nervös, weil sie Angst haben, aufgrund ihrer zurückgehenden Gewinnerwartungen abgestuft zu werden. Sie werden sich also wahrscheinlich mehr darauf konzentrieren, ihren Status zu erhalten und ihre Schulden weiter bedienen zu können. Das heißt: Einsparungen, Umstrukturierungen, und vor allem keine teuren, schuldenfinanzierten Aktienrückkäufe mehr. In den letzten Jahren waren diese Aktienrückkäufe aber einer der Hauptkurstreiber für die Aktienmärkte. Somit könnte hier also auch eine Gefahr für die Aktienmärkte in Form von fallenden Kursen bestehen.

Als Konsequenz daraus müssten dann die Notenbanken als letzte Instanz die Hähne aufdrehen, durch weitere Zinssenkungen und/oder Anleihen-Kaufprogramme (wie im Falle der EZB nun bereits geschehen ud auch die FED hat angefangen wieder Geld in die Märkte zu pumpen, um Liquiditätsengpässe zu vermeiden). Auf dem Anleihen-Markt könnten sie aber selbst wahrscheinlich nur im oberen Investment-Grade-Bereich aktiv werden, ein Großteil der Untenrehmen würde als nicht von einem QE-Programm profitieren. Eine drastischere Option wäre es, dass die Notenbanken die Aktien direkt kaufen und in ihre Bilanz aufnehmen. Die Bank of Japan macht dies teilweise schon in Form von ETF-Käufen.

Das alles kommt zudem zu einer Zeit, in der nichtfinanzielle Unternehmen laut OECD in den nächsten drei Jahren Unternehmensanleihen im Wert von rund 4 Billionen US-Dollar zurückzahlen oder refinanzieren müssen, was in etwa der Gesamtbilanz der US-Notenbank entspricht (Stand Anfang 2019).

onvista-Redaktion

Titelfoto: Immersion Imagery / Shutterstock.com

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