Bayer nicht in der Spur ++ Aixtron wird gelobt ++ Macht Wirecard heute den DAX klar?

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Trotz wenig überzeugender Zahlen muss Bayer nicht befürchten aus dem DAX zu fliegen. Bei der Commerzbank sieht es da ganz anders aus. Heute Abend könnte es schon amtlich sein, dass die zweitgrößte deutsche Bank in den MDAX absteigt. Wirecard scharrt schon etwas länger mit den Hufen.

Der Arbeitskreis Aktienindizes der Deutschen Börse, der alle drei Monate zusammentrifft, trifft heute zusammen. Um 22 Uhr wird der Frankfurter Börsenplatzbetreiber dann sein Ergebnis, sprich die neuen Index-Zusammensetzungen, bekanntgeben.

Maßgeblich für die Zugehörigkeit zum Kreis der 30 Konzerne im Deutschen Aktienindex sind Börsenumsatz (Handelsvolumen) und Börsenwert (Marktkapitalisierung) der Unternehmen. Beim Börsenwert hatte Wirecard in den vergangenen Monaten nicht nur die Commerzbank weit hinter sich gelassen, sondern auch schon die Deutsche Bank überflügelt.

Der Bezahldienstleister wird schon längere Zeit als DAX-Kandidat Nummer 1 gehandelt. Die Aktie hat sich im laufenden Jahr mehr als verdoppelt und die Analysten trauen dem Wert noch deutlich mehr zu. Sollte Wirecard in den deutschen Leitindex aufgenommen werden, dann müssten vor allen Dingen Index-Fonds, die den DAX abbilden, bei der Aktie zugreifen.

Die Analysten raten Anlegern dies ebenfalls zu tun. Heute kommt der Tipp von Barclays und der UBS. Beide Banken haben ihr Kursziel für die Aktien von Wirecard angehoben. Barclays sieht es bei 240 und die UBS bei 220 Euro.

Auch der DAX dürfte sich über den Neuzugang freuen. In diesem Jahr kann er jede Hilfe für steigende Kurse gebrauchen. Nach dem Rücksetzer am Dienstag liegt der deutsche Leitindex mittlerweile seit Jahresanfang über 5 Prozent hinten.

Heute sieht es auch nicht danach aus, dass der deutsche Leitindex große Unternehmungen anstrebt um die Performance etwas hübscher zu gestalten. Der DAX startet mit einem Minus von 0,50 Prozent bei 12.149,52 Punkten in den Handelstag. Die Zahlen von Bayer trüben die allgemeine Stimmung ein Stück weit ein.

Bayer: Umsatz ist nicht alles

Obwohl Bayer heute die Umsatzprognose angehoben hat, steht die Aktie kräftig unter Druck. Die restlichen Kennziffern der Bilanz für das zweite Quartal liegen nämlich zum Teil deutlich unter den Erwartungen der Analysten.

Der Pharma- und Agrarchemiekonzern Bayer rechnet nach der Übernahme von Monsanto für das laufende Jahr mit einem Umsatz- und Gewinnwachstum. Dank des erwarteten Beitrags des US-Saatgutkonzerns von mehr als 5 Milliarden Euro werde 2018 nun ein Umsatz von insgesamt mehr als 39 Milliarden Euro erwartet, wie der Dax-Konzern am Mittwoch in Leverkusen mitteilte. Dabei ist wegen des Verkaufs von Geschäftsteilen an den Rivalen BASF auch eine Umsatzminderung von rund einer Milliarde Euro berücksichtigt. Bisher hatte Konzernchef Werner Baumann einen Umsatz von weniger als 35 Milliarden Euro in Aussicht gestellt.

Beim um Sondereinflüsse bereinigten Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) wird nun ein Anstieg im unteren bis mittleren einstelligen Prozentbereich angepeilt, nachdem bisher mit einem leichten Rückgang gerechnet worden war.

Im abgelaufenen zweiten Quartal stieg der Umsatz um 8,8 Prozent auf 9,5 Milliarden Euro. Hier lag Bayer noch über den Erwartungen. Beim Ebitda sieht es schon anders aus. Vor Sondereinflüssen kletterte es um 3,9 Prozent auf 2,3 Milliarden Euro und blieb damit leicht hinter den Schätzungen der Analysten. Ohne den starken Euro wäre es zwar mehr gewesen, aber das reicht den Anlegern nicht.

Unter dem Strich verdiente der Konzern 799 Millionen Euro und damit rund ein Drittel weniger als vor einem Jahr. Damals floss aber auch noch die ehemalige Kunststofftochter Covestro ins Ergebnis ein, die mittlerweile verkauft ist. Die Analysten hatten im Schnitt mit einem Gewinn knapp über einer Milliarde Euro gerechnet. Dieses Ziel hat Bayer deutlich verfehlt und erhält dafür heute die Quittung von den Anlegern.

Berenberg steht auf Aixtron

Der Halbleiterausrüster Aixtron dürfte von seiner laut Analysten einzigartigen Stellung in attraktiven Märkten wie 3D-Sensortechnik profitieren. Zu diesem Schluss kommt Analystin Charlotte Friedrichs von der Privatbank Berenberg. Sie hob die Aktien in einer am Mittwoch vorliegenden Studie von „Hold“ auf „Buy“ und schraubte ihr Kursziel von 5,00 auf 13,80 Euro nach oben.

Damit ist die Expertin, die die Beobachtung von Aixtron erst vor kurzem übernommen hat, wesentlich optimistischer als ihre Vorgängerin Tammy Qiu. Sie traut den Aktien auf Basis des neuen Kursziels mittelfristig einen Anstieg um mehr als ein Drittel zu.

Zuletzt schwankte der Kurs zwischen rund 10 und etwa 13 Euro, was die deutliche Anhebung des Zielkurses wieder etwas relativiert. Die Aktie profitiert aber heute trotzdem von der Analyse und legt etwas mehr als 1 Prozent zu

Kurz & knapp:

Hugo Boss: Die britische Investmentbank HSBC hat den Modekonzern von „Hold“ auf „Buy“ hochgestuft und das Kursziel von 74 auf 86 Euro angehoben. Boss sei auf gutem Weg, ab dem zweiten Halbjahr 2018 wieder zu profitablem Wachstum zurückzukehren, schrieb Analyst Antoine Belge in einer am Mittwoch vorliegenden Studie. Wegen des jüngsten Rücksetzers des Aktienkurses sei das Unternehmen mit einem 28-prozentigen Abschlag zum Branchendurchschnitt nun wieder attraktiv. Der Experte erhöhte seine Prognose für den Gewinn je Aktie im laufenden Jahr leicht.

Covestro: Die US-Bank JPMorgan hat die Einstufung für die ehemalige Bayer-Tocher auf „Overweight“ mit einem Kursziel von 105 Euro belassen. Aufgrund ungeplanter Produktionsunterbrechungen in zwei Werken des Kunststoffkonzerns habe er seine Gewinnprognose (Ebitda) für das dritte Quartal reduziert, schrieb Analyst Chetan Udeshi in einer am Mittwoch vorliegenden Studie. Die Preistrends seien derzeit aber etwas besser als erwartet, so dass der deutliche Bewertungsabschlag der Aktie im Vergleich zum Branchendurchschnitt ungerechtfertigt sei.

Vapiano: Die Privatbank Berenberg hat die Restaurant-Kette nach einer Gewinnwarnung von „Buy“ auf „Hold“ abgestuft und das Kursziel von 29 auf 17,50 Euro gesenkt. Nur wenige Tage vor Bekanntgabe der Zahlen zum zweiten Quartal habe die Restaurantkette ihre Jahresziele reduziert, kritisierte Analyst Stuart Gordon in einer am Mittwoch vorliegenden Studie. Mit dieser großen Enttäuschung stehe nun das Management von Vapiano auf dem Prüfstand. Er revidierte seine Umsatz- und Gewinnprognosen für die Jahre 2018 bis 2020 deutlich nach unten.

Von Markus Weingran

Foto: ricochet64 / Shutterstock.com

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