Billigere Energie drückt Inflation - Tiefster Stand seit 2016

Reuters · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Berlin (Reuters) - Billigere Energie drückt die deutsche Inflation in der Corona-Krise auf den tiefsten Stand seit fast vier Jahren.

Die Verbraucherpreise stiegen im Mai nur noch um 0,6 Prozent zum Vorjahresmonat nach 0,9 Prozent im April, wie das Statistische Bundesamt am Donnerstag mitteilte. Damit fiel die Teuerungsrate wie von Ökonomen vorhergesagt auf den niedrigsten Wert seit September 2016. Die Europäische Zentralbank sieht einen Wert von knapp zwei Prozent als ideal für die Konjunktur an, verfehlt dieses Ziel aber für den Euro-Raum schon seit Jahren.

Der weltweite Konjunktureinbruch infolge der Corona-Pandemie hat den Ölpreis in den vergangenen Wochen kräftig gedrückt. Dadurch verbilligte sich Energie binnen Jahresfrist um 8,5 Prozent, wobei vor allem Benzin und Heizöl günstiger zu haben waren. Nahrungsmittel wie Obst und Gemüse verteuerten sich hingegen erneut weit überdurchschnittlich um 4,5 Prozent. Dienstleistungen kosteten 1,3 Prozent mehr, wobei die Wohnungsmieten um 1,4 Prozent anzogen.

Experten gehen davon aus, dass der Preisdruck angesichts der Corona-Rezession schwach bleiben wird. "Die deutsche Inflation wird sich unserer Ansicht nach in den kommenden Monaten weiter in eine Richtung bewegen: nach unten", sagte ING-Chefvolkswirt Carsten Brzeski. Die fehlende Nachfrage dürfte die Preise ebenso drücken wie die Tatsache, dass sich in vielen Geschäften die Waren wegen wochenlanger Schließungen stapeln - etwa im Bekleidungshandel. Die Geschäfte dürfte versuchen, ihre Güter durch Preisnachlässe noch an den Mann oder die Frau zu bringen.

"Allerdings ist die Aussagekraft der Inflationsraten derzeit eingeschränkt, da wegen der Corona-Krise etliche Preise nicht wie üblich erhoben werden können", sagte Commerzbank-Ökonom Marco Wagner. Das Statistikamt räumte ein, dass es wegen der Krise "zu Ausfällen bei der Preiserhebung" gekommen sei. "Im Vergleich zum April konnten jedoch wieder mehr Preise erhoben werden", betonte das Bundesamt. "Die Qualität der vorläufigen Gesamtergebnisse ist damit auch im Mai 2020 gewährleistet."

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