Boehringer steigert in der Pandemie Forschungsausgaben auf Rekordniveau

Reuters · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Frankfurt (Reuters) - Boehringer Ingelheim hat inmitten der Corona-Krise seine Forschungsausgaben auf ein Rekordniveau geschraubt.

Deutschlands zweitgrößter Pharmakonzern nach Bayer gab 2020 mit 3,7 Milliarden Euro so viel Geld wie noch nie in der 136-jährigen Firmengeschichte für Forschung und Entwicklung aus - ein Plus von sieben Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Dabei wurden vor allem die Bemühungen zur Erforschung möglicher Corona-Medikamente verstärkt. "Forschungsgetriebene Pharmaunternehmen spielen eine wichtige Rolle in der Pandemie", sagte Boehringer-Chef Hubertus von Baumbach am Mittwoch bei der Vorstellung der Jahresbilanz. Im laufenden Jahr will das Familienunternehmen seine Forschungsaktivitäten weiter verstärken. Für 2021 rechnet der Konzern deshalb mit einem leicht reduzierten Betriebsergebnis, der Umsatz soll dagegen leicht zulegen.

Von Baumbach geht von einem zunehmenden Preisdruck in mehreren wichtigen Märkten aus. Auch die andauernde Pandemie und ein schwieriges Branchenumfeld dürften sich auf die Ergebnisse auswirken. Für verschreibungspflichtige Medikamente erwartet der Manager aber ein starkes Marktwachstum. Gegenwärtig beteiligt sich Boehringer an mehreren Projekten für die Entwicklung von Covid-19-Medikamenten. Im Dezember startete eine klinische Studie mit einem Antikörper zur Abwehr des Virus. Von Baumbach geht davon aus, dass gegen Jahresende genügend Daten vorliegen werden, um möglicherweise eine Notfallzulassung für das Mittel beantragen zu können.

Der Suche nach einem Corona-Impfstoff hat sich das Unternehmen dagegen nicht angeschlossen. Boehringer erhalte aber regelmäßig Anfragen, ob der Konzern bei der Impfstoffherstellung helfen könne. "Wir beschäftigen uns mit jeder Anfrage, wir müssen aber auch erkennen, dass es keine schnellen Beiträge von uns geben kann", sagte von Baumbach. Denn es sei schwierig und dauere Zeit, die Produktion umzustellen.

In den nächsten fünf Jahren will Boehringer voraussichtlich insgesamt 24 Milliarden Euro für Forschung und Entwicklung ausgeben. Zusätzlich sind Investitionen von mehr als eine Milliarde Euro alleine in der Onkologie und im Bereich Digitales geplant. Zur Stärkung der Pharma-Pipeline setzt von Baumbach auch auf Partnerschaften: "Bei Boehringer Ingelheim ist es unser Ziel, dass mehr als 30 Prozent unserer klinischen Pipeline auf externer Innovation basieren."

2020 profitierte Boehringer vor allem von starken Geschäften mit seinem Diabetesmittel Jardiance und dem Lungenmedikament Ofev. Aber auch die Umsätze mit Tierarzneien zogen an. Insgesamt setzte Boehringer 19,57 Milliarden Euro um, ein Plus von drei Prozent. Gegenwind kam von negativen Währungseffekten: Bereinigt um diese stand ein Plus von 5,6 Prozent zu Buche. Der Betriebsgewinn erhöhte sich auch dank einmaliger Veräußerungsgewinne und niedriger Kosten um mehr als ein Fünftel auf 4,6 Milliarden Euro, der Konzerngewinn zog um 13 Prozent auf knapp 3,1 Milliarden Euro an.

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