Boeing: Weitere Hiobsbotschaft für den Flugzeugbauer ++ Facebook: FTC drückt Rekordstrafe in Milliardenhöhe auf ++ Iran-Konflikt: Baldiges Treffen mit US-Regierung?

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Am deutschen Aktienmarkt winken zum Start in die neue Handelswoche zunächst moderate Gewinne. Dabei können sich die Anleger hierzulande auf gute Vorgaben aus China und dem späten US-Aktienhandel stützen.

In der vergangenen Woche war der deutsche Leitindex allerdings hinter der Rally am US-Markt zurückgeblieben und hatte – nach dem starken Anstieg im Juni – eine Korrektur vollzogen. Die Investoren hierzulande blieben zuletzt zwischen der Aussicht auf eine lockerere Geldpolitik der Notenbanken und ihren Konjunktursorgen gefangen. Ganz anders die Wall Street: Dort schien zuletzt die Rekordjagd nicht zu stoppen. Am Freitag hatte der US-Leitindex Dow Jones Industrial  im späten Handel immer mehr zugelegt und nur knapp unter dem Tageshoch geschlossen.

China wächst so langsam wie seit drei Jahrzehnten nicht mehr

Am Montag gibt es zudem weitere Rückendeckung aus China für die Märkte, zwar nicht mit glänzenden Zahlen, aber immerhin mit der Erfüllung der Erwartungen. Unter dem Druck des Handelskrieges mit den USA hat sich das Wachstum in China im zweiten Quartal des Jahres auf 6,2 Prozent verringert. Damit wächst die zweitgrößte Volkswirtschaft so langsam wie seit fast drei Jahrzehnten nicht mehr. Wie das Statistikamt am Montag in Peking berichtete, erreichte das Wachstum seit Jahresanfang insgesamt noch einen Wert von 6,3 Prozent.

So war Chinas Wirtschaft im ersten Quartal zunächst überraschend robust mit 6,4 Prozent gewachsen. Doch wird der Abwärtsdruck stärker. Der Außenhandel ist seit Jahresanfang um zwei Prozent und im Juni sogar um vier Prozent zurückgegangen. Auch entwickelt sich die Industrieproduktion zwei Monate in Folge schlecht. Als weiteres Zeichen für die Konjunkturschwäche stagnieren die Erzeugerpreise.

Zahlen liegen immer noch im Rahmen

Trotz des Rückgangs im zweiten Quartal liegt das Wachstum allerdings weiter im Rahmen der durchaus vorsichtigen Vorgabe der Regierung von 6,0 bis 6,5 Prozent für dieses Jahr. Die Wirtschaftsplaner in Peking versuchen, die Konjunktur durch Steuersenkungen, eine lockere Geldpolitik und andere Maßnahmen anzukurbeln.

Damit tritt allerdings der eigentlich notwendige Kampf gegen die hohe Schuldenlast in China weiter in den Hintergrund. Die Verschuldung ist nach einer Schätzung der Experten der Finanznachrichtenagentur Bloomberg auf 271 Prozent der Wirtschaftsleistung gestiegen – von 164 Prozent vor der globalen Finanzkrise 2008.

Baldiges Treffen zwischen Iran und USA?

Weitere Hoffnungssignale für die Märkte haben sich derweil auch im Krisen-Thema Iran-Konflikt abgezeichnet. Der iranische Präsident Hassan Ruhani hat sich bereit erklärt, umgehend mit den USA zu verhandeln – und befeuert damit Gerüchte um Vorbereitungen eines Treffens. „Für Verhandlungen (mit den USA) sind wir immer bereit, auch diese Stunde, sogar jetzt gleich“, sagte Ruhani am Sonntag. Er stellte laut seinem Webportal allerdings erneut Bedingungen: Vorher müssten die Amerikaner zur Vernunft kommen, den Druck beenden und die Sanktionen gegen den Iran aufheben.

Die Äußerung Ruhanis kommt zu einem bemerkenswerten Zeitpunkt: Am Sonntag traf der iranische Außenminister Mohammed Dschawad Sarif in New York ein. Nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur IRNA wird Sarif am Mittwoch vor dem Wirtschafts- und Sozialrat der UN eine Rede halten. In Teheran kursieren Gerüchte, Sarif wolle in New York am Rande der UN-Vollversammlung eventuell ein Treffen im September mit der amerikanischen Seite vorbereiten. Diese Gerüchte wurden durch Ruhanis Äußerungen befeuert.

Sarif wollte einen Kontakt mit der amerikanischen Seite weder bestätigen noch dementieren. „Derzeit sind nur Treffen im Rahmen der UN geplant“, sagte Sarif iranischen Reportern nach seiner Ankunft in New York.

Facebook steht vor Rekordstrafe durch die FTC

Nach mehr als einjährigen Ermittlungen gegen Facebook wegen Datenschutzverstößen hat die US-Handels- und Verbraucherschutzbehörde FTC einem Medienbericht zufolge einem milliardenschweren Vergleich mit dem Online-Riesen zugestimmt. Die fünf leitenden Vertreter der Kommission hätten in dieser Woche mit drei zu zwei Stimmen für eine Zahlung von rund 5 Milliarden Dollar (4,4 Mrd Euro) votiert, schrieb das „Wall Street Journal“ am Freitag unter Berufung auf eingeweihte Kreise. Die FTC und Facebook lehnten einen Kommentar ab.

Facebook hatte sich bereits auf eine Strafe eingestellt und im April mitgeteilt, dass diese sich auf 5 Milliarden Dollar belaufen könnte. Die FTC hatte im Zuge des Cambridge-Analytica-Skandals vor über einem Jahr eine Ermittlung eingeleitet.

Die Datenanalyse-Firma, die im US-Wahlkampf auch für den späteren Präsidenten Donald Trump arbeitete, hatte Daten von Millionen von Nutzern bei Facebook abgreifen können. Seit der Affäre ist der Internetkonzern durch weitere Datenschutzverstöße noch tiefer in die Kritik geraten.

Die Verbraucherschutzbehörde musste nun klären, ob Facebook gegen eine Vereinbarung mit der FTC aus dem Jahr 2011 verstoßen hat. Damals hatte sich der Konzern von Mark Zuckerberg verpflichtet, die Privatsphäre von Nutzerinnen und Nutzern zu schützen. Das jetzt laut „Wall Street Journal“ ausgehandelte Bußgeld wäre das höchste, das die FTC je gegen ein Technologieunternehmen verhängt hat. Allerdings entspricht es nicht einmal einem Zehntel des Gewinns von Facebook von knapp 56 Milliarden Dollar im vergangenen Jahr.

Weitere Hiobs-Botschaft für Boeing – 737 erst im Jahr 2020 wieder im Einsatz?

Die US-Fluggesellschaft American Airlines streicht den nach zwei Abstürzen mit einem Startverbot belegten Flugzeugtyp Boeing 737 Max für weitere Monate aus ihrem Flugplan. Flüge mit dieser Maschine würden nun bis zum 2. November abgesagt, teilte die Fluggesellschaft am Sonntag mit. Bislang war eine Frist bis zum 3. September vorgesehen, die zuvor bereits verlängert worden war. Der Ausfall führt nach Angaben von American Airlines zu rund 115 Flugstreichungen am Tag. Es ist eine der größten US-Fluggesellschaften.

Boeing könnte länger als gedacht brauchen, bis der Konzern seinen Mittelstreckenjet 737 Max wieder in Betrieb nehmen kann. Immer mehr Mitarbeiter der US-Luftfahrtbehörde FAA sowie Branchenvertreter nehmen mittlerweile an, dass aus dem Neustart in diesem Jahr nichts wird, berichtet das „Wall Street Journal“ (WSJ) unter Berufung auf mit der Sache vertraute Personen.

Nach den zwei Abstürzen binnen weniger Monate und 346 Toten hatten sowohl die US-Luftfahrtbehörde FAA als auch Boeing-CEO Dennis Muilenburg erklärt, sie erwarten, dass das Flugverbot noch in diesem Jahr wieder aufgehoben werden könne. Dem „WSJ“ zufolge rechnen viele Experten jetzt erst mit der Aufhebung im Januar 2020. Der Grund ist, dass die Entwicklung verbesserter Software länger dauere als gedacht.

Kurz und knapp:

Bayer: Die Leverkusener bekommen in einem bedeutenden Rechtsstreit um die Gesundheitsrisiken des Unkrautvernichters Glyphosat keine Gelegenheit, das Verfahren neu aufzurollen. Kläger Edwin Hardeman habe genug Belege dafür geliefert, dass das Mittel Roundup seinen Krebs hervorgerufen habe, verkündete der zuständige Richter Vince Chhabria am Wochenende. Bayer war zu Schadenersatzzahlungen an Hardeman in Höhe von gut 80 Millionen Dollar verdonnert worden. Allerdings hat Chhabria bereits zu erkennen gegeben, dass die Forderung möglicherweise falsch berechnet wurde. Am Montag wird eine zweite Entscheidung von Chhabria hinsichtlich der Höhe des Schadenersatzes erwartet.

Amazon: Beim Online-Händler wird nach Angaben der Gewerkschaft Verdi seit dem frühen Montagmorgen erneut gestreikt. Gestreikt wird an den sieben Amazon-Standorten in Werne und Rheinberg in Nordrhein-Westfalen, Leipzig, Graben in Bayern, Koblenz sowie an den zwei Standorten im osthessischen Bad Hersfeld, wie Verdi-Handelsexperte Orhan Akman der Deutschen Presse-Agentur sagte. Akman rechnete mit einer guten Beteiligung. Die Kollegen seien „ziemlich verärgert“. Anlass ist der bis einschließlich Dienstag laufende Aktionstag „Prime-Day“ mit Sonderangeboten für Stammkunden. Die Arbeitsniederlegungen laufen unter dem Motto „Kein Rabatt auf unsere Einkommen“. Akman sagte, die Kollegen seien „ziemlich verärgert“.

(onvista/dpa-AFX)

Titelfoto: vaalaa/shutterstock

 (Anzeige)

DAS WICHTIGSTE DER BÖRSENWOCHE – IMMER FREITAGS PER E-MAIL

Zum Wochenende die Top Nachrichten und Analysen der Börsenwoche!

Hier anmelden >>

PS: Mit unseren runderneuerten, kostenlosen Musterdepots und Watchlisten haben Sie Ihre Börsenwerte jetzt noch besser im Blick – auch mobil. Legen Sie noch heute gratis Ihren my.onvista-Account an und probieren Sie es aus! >> https://my.onvista.de/

Meistgelesene Artikel