Börse Frankfurt-News: "Raus aus Technologie, rein in Zykliker" (Wochenausblick)

dpa-AFX · Uhr

FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Altmodisch ist manchmal nicht schlecht: Der DAX profitiert jedenfalls im Moment von seinem Old Economy-Charakter. Denn die Old Economy holt gegenüber der New Economy, also den Tech-Werten, auf. Neue DAX-Hochs sind in Sicht.

15. März 2021. Frankfurt (Börse Frankfurt). Corona scheint an den Börsen längst abgehakt: An der Wall Street kletterte der Dow Jones am Freitag auf ein neues Allzeithoch, der DAX hatte kurz zuvor ein neuen Rekordstand 14.595 Punkten erreicht und liegt am Montagmorgen mit 14.521 Punkten nur leicht darunter. Tech-Werte konnten sich vergangene Woche zwar etwas erholen, der Nasdaq 100 liegt aber noch deutlich unter seinem Hoch von Mitte Februar.

"Bewertungen sind schon hoch"

"Rotation ist derzeit das Thema an den Aktienmärkten: Raus aus Technologie, rein in Zykliker", fasst es Markus Reinwand von der Helaba zusammen. Die Bedenken mancher Marktteilnehmer, steigende Anleiherenditen könnten Aktien empfindlich treffen, schienen erst einmal vom Tisch zu sein. Vielmehr zögen wieder die bekannten Argumente für Aktien: massive Unterstützung durch Konjunkturprogramme, eine weiterhin ultralockere Geldpolitik, der Mangel an Anlagealternativen und verbesserte Wachstumsaussichten durch fortschreitende Impfungen.

"Allerdings sind die Bewertung nun schon hoch", betont der Analyst. Für nachhaltiges Kurspotenzial müssten die Unternehmensgewinne in den kommenden Quartalen schon über das bislang unterstellte Ausmaß zulegen. Angesichts bereits recht hoher Erwartungen dürfte dies jedoch zunehmend schwerfallen. "Auf dem aktuellen Kurs- und Bewertungsniveau ist das Chance-Risiko-Profil dies- und jenseits des Atlantiks nicht sonderlich attraktiv."

Weiter hohe Volatilität bei Einzelwerten

Auch nach Ansicht von Chris-Oliver Schickentanz von der Commerzbank dürften nach der fulminanten Vorwoche weitere Kursavancen schwerfallen. "Auf Branchenebene dürfte sich das Gerangel zwischen Old und New Economy weiter fortsetzen, wobei der vorherrschende Trend Richtung Zyklik überwiegen sollte." Bei Einzelwerten sei weiter von hoher Volatilität auszugehen.

Nach Einschätzung Robert Halvers von der Baader Bank könnte die Umschichtung Ende des Monats sogar noch einen weiteren Schub erhalten, wenn viele Aktienfonds zum Quartalswechsel routinemäßig ihre Allokation anpassten. "Vor allem Momentum-Fonds werden nach festen Regeln verwaltet und investieren in Titel, die sich zuletzt überdurchschnittlich gut entwickelt haben", bemerkt Halver. Und das seien vor allem Zykliker und Substanzwerte, deren Anteil in den Fonds von rund 40 auf mehr als 60 Prozent steigen könnte. Dagegen könne der Anteil von Gesundheits- und Technologietiteln sinken.

Auch anderenorts reiht sich Allzeithoch an Allzeithoch: Das Bitcoin hat am Wochenende erstmals die Marke von 60.000 übersprungen und kostete am Samstag in der Spitze über 61.600 US-Dollar. Am Montagmorgen sind es wieder "nur" 57.737 US-Dollar.

Kursziel 15.000 Punkte

Charttechnisch zeigt der DAX laut Martin Utschneider von Donner & Reuschel aktuell eine nicht ganz klassische "Evening-Star"-Konstellation innerhalb seines kurzfristigen Aufwärtsmodus. Diese zeuge von einem seitwärts gerichteten Wochenstart. Heute bildeten das Allzeit-Hoch bei 14.595 Punkten sowie die untere Linie des kurzfristigen Aufwärtstrends bei rund 14.335 Zählern die charttechnische Orientierung, mittelfristig werde der DAX aber wohl auch 14.595 überschreiten. "Dieses ist nahezu gleichbedeutend mit dem Donner & Reuschel-Jahresziel für 2021 bei 15.000 Punkten."

Martin Utschneider

Utschneider

Wichtige Konjunktur- und Wirtschaftsdaten

Dienstag, 16. März

11.00 Uhr. Deutschland: ZEW-Indikator März. Die Optimisten behalten die Oberhand, meint die DekaBank. Sowohl Lageeinschätzung als auch Konjunkturerwartungen sollten leicht ansteigen.

13.30 Uhr. USA: Einzelhandelsumsatz Februar. Nach dem fulminanten Anstieg im Januar dürfte es im Februar eine gewisse Gegenbewegung gegeben haben, erklären die Volkswirte der Commerzbank. Der nächste starke Anstieg zeichne sich allerdings schon ab.

Mittwoch, 17. März

19.00 Uhr. USA: Sitzung der US-Notenbank. Wer hier ein Signal für eine zumindest partielle Rücknahme der Krisenmaßnahmen erwartet, wird laut Helaba vermutlich enttäuscht werden. Die Notenbank werde wohl trotz rund laufender Konjunktur stur an ihrem bisherigen Kurs festhalten.

Freitag, 19. März

Dreifacher Verfallstermin an allen wichtigen Terminmärkten weltweit,

von: Anna-Maria Borse

15. März 2021, © Deutsche Börse AG

(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)

Meistgelesene Artikel