Britische Opposition: Gefahr neuer 'London Riots' ist höher denn je

dpa-AFX · Uhr

LONDON (dpa-AFX) - Zehn Jahre nach den "London Riots" mit tagelangen Ausschreitungen in mehreren englischen Städten hat die oppositionelle Labour-Partei vor einer Wiederholung gewarnt. Das Risiko neuer flächendeckender Krawalle sei so hoch wie nie, teilte die Partei am Donnerstag mit. Sie warf der Regierung von Premierminister Boris Johnson vor, sie habe dabei versagt, die Umstände, die damals zu dem Gewaltausbruch führten, zu bewältigen. Vielmehr habe sich die Zahl der "vergessenen Familien", aus denen viele der beteiligten jungen Menschen stammten, im vergangenen Jahrzehnt verdoppelt.

Die "London Riots" hatten am 6. August 2011 in der britischen Hauptstadt begonnen, nachdem Polizisten einen 29 Jahre alten Mann aus Tottenham erschossen. Die Proteste gegen Polizeigewalt eskalierten, landesweit kam es zu Plünderungen und Brandstiftungen, an denen sich Tausende beteiligten. Fünf Menschen starben, der Sachschaden wurde auf 500 Millionen Pfund (aktuell 588 Mio Euro) geschätzt.

Labour kritisierte, die Regierung habe nur einen kleinen Teil der Vorschläge umgesetzt, die eine unabhängige Untersuchung empfohlen hatte. Die Partei veröffentlichte zudem einen eigenen Bericht: "Der psychologische Schaden für die Gemeinden, die von den Unruhen betroffen waren, ist unermesslich", heißt es darin. Hunderttausende "vergessene Familien" erhielten keine oder nur unzureichende Unterstützung der Behörden. "Die tiefen sozialen Ungleichheiten haben sich nach einem Jahrzehnt der Kürzungen lebenswichtiger Dienstleistungen zur Unterstützung von Familien in Not und einer Zunahme der Armut noch verschärft", sagte Labour-Experte Steve Reed.

Die Regierung verwies hingegen darauf, dass die Sozialbehörden allein seit Beginn der Corona-Pandemie mit Milliarden Pfund unterstützt worden seien./bvi/DP/eas

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