CD Projekt: „Cyberpunk 2077“-Debakel lässt den Videospielentwickler nicht los – rollen jetzt Köpfe? Großinverstor äußert seinen Unmut

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Spätestens mit dem weltweiten Erfolg des Rollenspiels „The Witcher III - Wild Hunt“ hatte sich der Videospielentwickler CD Projekt den Rang einer Edelschmiede verdient, die zusammen mit den anderen Großen der Branche genannt wird. Bis Ende 2020 hatte sich das Spiel über 30 Millionen Mal verkauft - von der gesamten „The Witcher“-Spiele-Reihe wurden bis Ende 2020 weltweit mehr als 50 Millionen Einheiten abgesetzt. Bis heute gilt der dritte Teil als eines oder vielleicht sogar das beste RPG auf dem Markt.

Entsprechend groß waren die Erwartungen an den neuen Titel „Cyberpunk 2077“ von CD Projekt, der die Messlatte noch höher legen sollte. Das neue Spiel im futuristischen Setting wurde mit entsprechenden Vorschusslorbeeren als großer Blockbuster angekündigt - unter anderem mit dem Hollywood-Schauspieler Keanu Reeves als einer Hauptfigur. Selbst Elon Musk twitterte über das Spiel.

Die letztendliche Veröffentlichung war jedoch eine absolute Katastrophe: Sie wurde dreimal verschoben und die letzten Endes veröffentlichte Version war gespickt mit technischen Fehlern und Performance-Problemen, die soweit gingen, dass Sony sich gezwungen sah, den Titel aus seinem Online-Store für die Spielekonsole Playstation zu entfernen und den Kunden eine Rückerstattung anzubieten. Auch auf anderen Plattformen, die den Titel angeboten haben, darunter die PC-Spieleplattform Steam, wurden massenweise Exemplare aufgrund der Fehler von Kunden zurückgegeben.

Rollen jetzt Köpfe?

Das Entwicklerstudio hat sich zwar seitdem bemüht, Schadensbegrenzung zu betreiben und versucht, die Fehler durch diverse Updates zu minimieren, doch die Rufschädigung und den gefloppten Start des Spiels konnte man damit nicht mehr beheben. Für das seit 2009 an der Börse notierte Unternehmen, welches durch den Witcher-Erfolg extrem an Börsenwert hinzugewonnen hatte, war das Scheitern von Cyberpunk auch finanziell ein Fiasko, da mehr als die Hälfte des Börsenwerts mittlerweile wieder vernichtet wurde.

Nun drohen weitere Probleme: Der aktivistische Investor Abri Advisors mit Sitz in London, der Anteile an CD Projekt besitzt, will laut Berichten der Nachrichtenagentur Bloomberg die Unternehmensführung ersetzen lassen. Der Investor hat im Namen aller Aktionäre eine Nachricht an den Vorstand geschickt und „völlige Bestürzung und Unglaube über die Entwicklungen des Unternehmens in den letzten 12 Monaten“ ausgedrückt. Abri CEO Jeffrey Tirman sagte, er werde andere Aktionäre bitten, den Aufsichtsrat zu ersetzen, wenn CEO Adam Kicinski und sein Stellvertreter Marcin Iwinski nicht sofort abberufen werden. Trennen wolle man sich vorerst nicht von seinem Aktienpaket, von dem Abri nicht öffentlich macht wie groß es ist. „Ich möchte, dass das Unternehmen einen öffentlichen Plan vorlegt, wie es alle Mängel beheben und aus strategischer Sicht seine Marke und sein Vertrauen, das bei seinem Kundenstamm und seiner Aktionärsbasis verloren gegangen ist, reparieren will ,“ so Tirman.

Quartalszahlen waren enttäuschend

Zuletzt hatte auch die Veröffentlichung der Quartalszahlen für Enttäuschung bei den Anlegern gesorgt. Zum Start ins neue Geschäftsjahr 2021 hat CD Projekt deutlich weniger Gewinn gemacht als im Vorjahreszeitraum. In den ersten drei Monaten im vergangenen Jahr hatte der Spieleentwickler noch umgerechnet etwas mehr als 20 Millionen Euro verdient. Jetzt hat CD Projekt noch nicht einmal die Hälfte dieses Gewinns eingefahren. Es sind gerade einmal 7,2 Millionen Euro.

onvista-Redaktion

Titelfoto: Miguel Lagoa / Shutterstock.com

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