China-Aktien: Die Katze ist aus dem Sack – Parteichef Xi Jinping will neue Börse in Peking gründen!

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Langsam, aber sicher wird klar, warum Peking den Börsenneulingen Didi und Full Truck Alliance nach ihren Börsengängen mit neuen Regularien auf die Füße getreten ist. Sie wären bestimmt gute Zugpferde für  Pläne von Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping gewesen. Das chinesische Staatoberhaupt hat jetzt auf einer internationalen Dienstleistungsmesse in Peking per Videolink die Katze aus dem Sack gelassen. Im Reich der Mitte entsteht nach Shanghai und Shenzhen in der Hauptstadt eine weitere Börse.

Wall Street damit für Börsengänge wohl endgültig tabu

Der neue Handelsplatz in Chinas Hauptstadt soll eine wesentliche Plattform für innovative kleine und mittlere Unternehmen werden, sagte Xi Jinping am Donnerstag. China wolle die Innovation und Entwicklung kleiner und mittelgroßer Unternehmen fördern. Wann der neue Aktienmarkt entstehen soll, wurde zunächst nicht bekannt. Damit dürften Börsengänge dieser Unternehmen an der Wall Street von Tisch sein.

Sensible Daten bleiben im Reich der Mitte 

Damit dürfte auch klar sein, dass aufstrebende Unternehmen, die nach Ansicht von Peking über sensible Daten verfügen, nicht mehr an der Wall Street anzutreffen sind. Ihnen dürfte der Börsengang in den USA untersagt werden. Damit sie das aber nicht so schlimm trifft, dürfen sie frisches Kapital in Peking einsammeln. Somit dürfte Peking die Kontrolle über die Unternehmen nicht mehr verlieren.

Wird noch eine Rückholaktion gestartet?

Jetzt bleibt nur noch die Frage, ob Xi Jinping nach der Gründung der Börse Peking auch die Daumenschrauben bei Alibaba, Tencent & Co so anzieht, dass sie die Wall Street verlassen und nur noch an den heimischen Börsen gelistet sind. Alibaba-Gründer Jack Ma hatte mit regierungskritischen Äußerungen den Stein ins Rollen gebracht. Danach ist Xi Jinping wohl erst richtig bewusst geworden, dass die großen chinesischen Konzerne dem Parteisystem schaden könnten. Aber nicht nur die chinesischen Unternehmen werden an die Kandare genommen, auch in der Unterhaltungsindustrie werden die Zügel angezogen.

Programm wird künftig eingeschränkt

Die chinesischen Sender wurden heute angewiesen, Künstler mit „inkorrekten politischen Positionen“ von Programmen auszuschließen. Es müsse eine „patriotische Atmosphäre“ kultiviert werden, wie die Nationale Radio- und Fernsehbehörde (NRTA) mitteilte. Die Regulierung von Kulturprogrammen werde verschärft. Gegen als ungesund empfundene Inhalte werde ebenso vorgegangen wie gegen hohe Gehälter der Stars und Steuerhinterziehung.

„Deformierter“ Geschmack und „verweichlichte“ Ästhetik 

Die Zensur durch Peking wird immer größer. Die Auswahl der Schauspieler und Gäste in den Sendern soll zudem sorgfältig kontrolliert werden. Politische Bildung und moralisches Verhalten gelten demnach als Kriterien. Der „deformierte“ Geschmack wie eine „verweichlichte“ Ästhetik in den Programmen solle beendet werden. Unterhaltung mit „vulgären“ Internetstars und das Zurschaustellen von Reichtum sollen abgelehnt werden. Auch gegen eine ungesunde Fankultur müsse hart vorgegangen werden. Aufforderungen an die Fans, Geld für die Stimmabgabe in Fernsehsendern auszugeben, sollten strikt verboten werden.

Zu viele reiche Chinesen?

Durch markwirtschaftliche Umstellungen ist China zur zweitgrößten Volkswirtschaft hinter den USA aufgestiegen. Von diesem Weg haben auch viele Chinesen profitiert. Im Reich der Mitte gibt es hunderte von Milliardären und tausende von Millionären. Die Kluft zwischen Reich und Arm ist dadurch immer größer geworden. Dieser Entwicklung möchte China jetzt wieder Einhalt gebieten. Im Kampf gegen Ungleichheit und für „gemeinsamen Wohlstand“ gehe es nicht darum, „die Reichen zu töten, um den Armen zu helfen“, sagte kürzlich Han Wenxiu von der einflussreichen Kommission für Finanz- und Wirtschaftsangelegenheiten. Doch diejenigen, die zuerst reich geworden seien, sollten denen helfen, die bislang zurückgeblieben seien. Und damit auch gleichzeitig ein wenig Macht verlieren. Einen zweiten Fall Jack Ma möchte Peking unter allen Umständen vermeiden.

Von Markus Weingran

Foto: Naresh777 / shutterstock.com

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