Commerzbank: Coronavirus sorgt für rote Zahlen ++ Tui: Fast 900 Millionen Euro Verlust im ersten Halbjahr ++ VW: Arbeit wird stellenweise schon wieder runtergefahren

onvista · Uhr

Die Angst vor einer zweiten Welle der Corona-Pandemie scheint den Dax heute weiter zu belasten. Allerdings scheiden sich die Geister an dieser Befürchtung. Während viele Anführen, dass sie schon längst in Asien gestartet sein müsste, führen die warnenden Finger an, dass Covid-19 nicht so einfach vom Erdball verschwinden wird. Sicherlich haben beide Seiten gute Argumente für ihre Seite.

Vielleicht macht auch genau diese Tatsache die Lage so schwierig. Mit Gewissheit lässt sich aktuell nicht sagen, welche Seite am Ende recht behält. Viel Raum für „ich habe es ja schon immer gesagt“, aber im Nachhinein wird das auch niemand in der aktuellen Situation helfen. Wichtig ist vielmehr jetzt, dass sich die Parteien der unterschiedlichen Lager nicht an die Gurgel gehen. So herrscht zum Beispiel zwischen Trump und Fauci anscheinend Friede, Freude, Eierkuchen, obwohl sie unterschiedliche Meinung vertreten.

Alles in bester Ordnung

Der Immunologe und US-Regierungsberater Anthony Fauci hat betont, zwischen ihm und US-Präsident Donald Trump lägen in der Corona-Pandemie keine Verstimmungen vor. „Es gibt gewiss keine konfrontative Beziehung zwischen mir und dem Präsidenten“, sagte Fauci am Dienstag in einer Video-Anhörung des US-Senats. Er berate Trump basierend auf wissenschaftlichen Informationen. Der Präsident höre sich das an, respektiere dies und bekomme auch von anderen Seiten Ratschläge.

Andere Experten aus der Corona-Arbeitsgruppe des Weißen Hauses betonten bei der Anhörung im Senat ebenfalls, es gebe keine Konfrontationen mit Trump. Die Fachleute gäben in der Runde offen ihre Einschätzungen ab, und der Präsident höre zu.

In den vergangenen Wochen hatten sich Mitglieder der Arbeitsgruppe – allen voran Fauci, mehrfach bemüßigt gesehen, Trump bei bestimmten inhaltlichen Aussagen zur Corona-Pandemie öffentlich zu widersprechen.

Auch am Dienstag warnte Fauci etwa eindringlich vor einer übereilten Rückkehr zur Normalität in den USA, während Trump Lockerungen vorantreibt. Fauci mahnte ebenso, das Virus werde nicht einfach verschwinden. Trump hatte dies zu Beginn mehrfach behauptet.

Fauci hatte vor Wochen der Webseite des Fachjournals „Science“ gesagt, dass Trump ihm zuhöre – „auch wenn wir in manchen Sachen nicht einer Meinung sind“. Trump habe seinen eigenen Stil. „Aber in inhaltlichen Fragen hört er auf das, was ich sage.“

Trump selbst hatte Fauci trotz inhaltlicher Meinungsunterschiede auch mehrfach ausdrücklich öffentlich gelobt. Er betonte, er schätze die Experten in seinem Coronavirus-Team sehr und werde weiter auf ihren Rat hören.

Dax: Erneut auch zur Wochenmitte im Minus

Die Corona-Krise hat den deutschen Aktienmarkt wieder etwas stärker im Griff. Der Leitindex Dax fiel im frühen Handel am Mittwoch um 1,52 Prozent auf 10 654,55 Punkte und entfernte sich damit weiter von der bereits erfolglos getesteten Marke von 11 000 Punkten.

Für den MDax der mittelgroßen Werte ging es um 0,74 Prozent auf 23 644,77 Punkte nach unten. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 büßte 1,4 Prozent ein.

Am Vorabend hatte der prominente US-Immunologe und Regierungsberater Anthony Fauci vor einer übertrieben schnellen Rückkehr zur Normalität gewarnt. „Das könnte wirklich ernste Konsequenzen haben“, sagte Fauci in einer Video-Anhörung des Senats. Die Aussagen des Experten hatten am Dienstag bereits der Wall Street einen gehörigen Dämpfer verpasst.

Angesichts der verheerenden wirtschaftlichen Folgen der Pandemie treibt US-Präsident Donald Trump derweil Lockerungen voran. Obendrein ist der Handelsstreit zwischen den USA und China wieder in den Köpfen der Anleger präsent.

Commerzbank: Verlust etwas höher als erwartet

Die Corona-Krise hat die Commerzbank im ersten Quartal mit fast einer halben Milliarde Euro belastet und in die roten Zahlen gedrückt. Unter dem Strich stand ein Verlust von 295 Millionen Euro nach einem Gewinn von 122 Millionen im Vorjahresquartal, wie die Commerzbank am Mittwoch mitteilte. Er fiel damit höher als von Analysten erwartet aus, die mit einem Fehlbetrag von 240 Millionen gerechnet hatten. Neben einer höheren Risikovorsorge wegen drohender Kreditausfälle, die sich auf 326 (Vorjahr: 78) Millionen Euro vervierfachte, schlugen negative Bewertungseffekte ins Kontor. Insgesamt bezifferte die Commerzbank die Belastungen durch den Coronavirus-Ausbruch auf 479 Millionen Euro.

Keine Schieflage erwartet

„Wir haben ein gesundes Kreditbuch. So können wir auch weitere Auswirkungen der Pandemie abfedern“, beteuerte Finanzchefin Bettina Orlopp. „Zugleich werden wir unser Kostenmanagement in diesem Jahr intensivieren.“ Das Commerzbank-Management will nach früheren Aussagen spätestens mit den Halbjahreszahlen im August neue Einsparziele vorstellen. Die bisherigen Pläne, nach denen bis 2023 unter anderem durch den Abbau von 4300 Stellen 600 Millionen Euro eingespart werden sollen, waren bei Anlegern und Finanzaufsehern als zu wenig ambitioniert durchgefallen. Bereits am Mittwoch kündigte die Bank an, die Kosten in diesem Jahr gegenüber den ursprünglichen Planungen, um zusätzlich rund 150 Millionen Euro zu drücken.

Dividende wird wohl wieder ausgesetzt

Die Aktionäre der Commerzbank müssen möglicherweise auch für 2020 auf eine Dividende verzichten. Die Bank werde erst dann Geld für eine Gewinnausschüttung zurücklegen, wenn die Auswirkungen der Corona-Krise klarer seien, hieß es am Mittwoch in einer Präsentation zu den Zahlen zum ersten Quartal. Fraglich ist, ob die Commerzbank in diesem Jahr überhaupt einen Gewinn erzielt, den sie an Aktionäre verteilen könnte. Analysten rechnen bislang im Schnitt für 2020 mit einem Verlust von 249 Millionen Euro. Für 2019 sollten Anleger eine Gewinnbeteiligung von 15 Cent (Vorjahr: 20 Cent) je Aktie erhalten.

Tui: Anleger atmen etwas auf

Der weltgrößte Reisekonzern steht nach starken Verlusten im Winter vor einer extrem schwierigen Sommersaison 2020 und will tausende Jobs abbauen. Wegen der anhaltenden Unsicherheiten durch die Corona-Krise müsse man die Verwaltungskosten beim größten Reiseanbieter der Welt um 30 Prozent drücken, sagte Vorstandschef Fritz Joussen am Mittwoch zur Vorlage der Zahlen für das abgelaufene erste Geschäftshalbjahr in Hannover. „Weltweit wird das Auswirkungen auf rund 8000 Stellen haben, die wir nicht besetzen oder abbauen“, kündigte der Manager an.

Joussen hofft, dass der Konzern in den kommenden Monaten möglichst große Teile seines im März fast komplett eingestellten Reiseprogramms wieder aufnehmen kann. In welchen Ländern die Kunden ab wann Urlaub machen können, ist aber vielerorts noch unklar. Weltweit gibt es weiterhin Reisebeschränkungen, das Sommerprogramm der Hannoveraner ist derzeit nur zu 35 Prozent ausgebucht. „Die Saison startet später, könnte dafür aber länger dauern“, meinte Joussen. Genaueres ist noch schwer zu sagen.

Bisher sind bei Tui Deutschland alle Reisen bis zum 14. Juni abgesagt. „Es gibt keine Zusagen, keine Planbarkeit, wann Flugreisen und Schiffsreisen aus Deutschland wieder möglich sind“, sagte Joussen am Morgen in einer Telefonkonferenz mit Journalisten.

Der Manager hatte bereits eine Verschärfung des internen Sparkurses angedeutet. Nun werden die Pläne konkret. „Die Tui soll gestärkt aus der Krise hervorgehen“, erklärte er. „Aber sie wird eine andere Tui sein und ein anderes Marktumfeld vorfinden als vor der Pandemie.“ Das Sparprogramm solle die jährlichen Kosten des Konzerns um 300 bis 400 Millionen Euro oder noch etwas stärker drücken.

Von Oktober bis März verbuchte Tui unter dem Strich einen Verlust von 892,2 Millionen Euro und war damit mehr als zweieinhalb Mal so tief in den roten Zahlen wie im Vorjahreszeitraum. Ab März schlug der Effekt der Pandemie voll auf die Tourismusbranche durch. Das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern rutschte bei Tui um knapp 175 Prozent auf minus 828,7 Millionen Euro ab. Der Umsatz sank leicht um 0,6 Prozent auf 6,6 Milliarden Euro.

Kurz und knapp:

VW: Wegen des Verkaufseinbruchs in der Corona-Krise der Autobauer die Arbeit nach dem jüngsten Wiederanlauf stellenweise schon wieder herunterfahren. Im Stammwerk Wolfsburg soll die Produktion des kleinen SUV Tiguan sowie des Touran und des Seat Tarraco demnächst an vier Tagen komplett ruhen. Dies gelte an diesem Freitag (15.05.) sowie für den 20., 25. und 29. Mai, hieß es am Dienstagabend aus Unternehmenskreisen. Auch der neue Golf 8 ist betroffen, hier entfallen an den genannten Tagen aber vorerst nur einzelne Schichten. Zudem soll die Möglichkeit von Kurzarbeit mindestens auf den Zeitraum vom 18. bis 31. Mai erweitert werden. Angemeldet habe man die Option bei der Arbeitsagentur bis Ende Juni. Etwa ein Drittel der rund 80 000 Beschäftigten, für die in Deutschland bisher eine verringerte Arbeitszeit angezeigt wurde, seien noch nicht zurückgekehrt, heißt es in einem Interview mit dem Manager Arne Meiswinkel im VW-Intranet. Der Wiederanlauf habe zwar „hervorragend geklappt“, sagte die für Personalgrundsätze zuständige Führungskraft. „Aber: Je nach Fahrzeugbestellungen der Kunden müssen wir flexibel weiter auf Sicht fahren.“ Es könne vorkommen, dass Mitarbeiter „mal vor Ort“ seien, dann wieder kürzer arbeiten müssten. In Wolfsburg seien im Mai 7700 Produktionsbeschäftigte in Kurzarbeit.

United Internet: Der Telekommunikationsanbieter hat Umsatz und operatives Ergebnis zum Jahresauftakt wie erwartet gesteigert und bleibt unter Vorbehalt bei seinen Jahreszielen. Dank gut laufender Service-Geschäfte bei der Telekommunikationstochter 1&1 Drillisch legten die Erlöse im Vergleich zum Vorjahr konzernweit um vier Prozent auf 1,33 Milliarden Euro zu, wie der MDax-Konzern am Mittwoch in Montabaur mitteilte. 

Aston Martin: Der britische Luxussportwagenbauer ist im Zuge der Corona-Krise zum Jahresauftakt noch tiefer in die roten Zahlen gerutscht. Im ersten Quartal hat sich der Verlust vor Steuern deutlich von 17,3 Millionen Pfund im Vorjahreszeitraum auf 118,9 Millionen Pfund ausgeweitet, wie das Unternehmen am Mittwoch in London mitteilte. Die Auslieferungen gingen um 45 Prozent auf 578 Autos zurück. Angesichts der Virus-Pandemie sei kein Ausblick aufs laufende Jahr möglich, die ursprüngliche Prognose zieht der Hersteller des legendären James-Bond-Autos zurück. Nahezu alle Händler seien wegen der Virus-Pandemie zeitweise geschlossen gewesen, die Werke standen still. Dennoch laufe die Produktion des SUVs DBX mittlerweile wie geplant an. Der Hoffnungsträger soll erstmals im Sommer ausgeliefert werden – es gebe zahlreiche Vorbestellungen, hieß es. Der Fokus liege nun weiterhin darauf, Angebot und Nachfrage auszubalancieren und den Lagerbestand bei Händlern zu verringern. Außerdem prüfe Aston Martin Möglichkeiten, um die Finanzlage weiter aufzubessern. Der Autobauer ist schon seit längerer Zeit in finanzieller Schieflage. Eine Kapitalerhöhung in Höhe von 536 Millionen Pfund sei im ersten Quartal abgeschlossen worden.

Von Markus Weingran / dpa-AFX

Foto: volzformat/shutterstock.com

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