Coronavirus Update: Altmaier warnt vor früher Selbstzufriedenheit , Laschet hält „flexiblen Einstieg“ für möglich – Ärzte ohne Grenzen befürchten Katastrophe in Afrika

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Die Osterfeiertage sind nach Einschätzung von Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier entscheidend für das weitere Vorgehen im Kampf gegen die Coronavirus-Pandemie.

Es gebe im Augenblick zwar erste positive Nachrichten, sagte der CDU-Politiker am Donnerstag im Deutschlandfunk. „Aber es ist viel zu früh, um in Selbstgewissheit und Selbstzufriedenheit zu verfallen.“ Über Ostern müssten die Maßnahmen weiter diszipliniert und mit viel Verantwortungsgefühl umgesetzt werden. „Und erst nach Ostern wird man wissen, ob und wann man mit diesen Lockerungen beginnen kann“, fügt er mit Blick auf den von der EU-Kommission unterbreiteten Vorschlag zum Abbau von Beschränkungen hinzu.

„Ausstiegsszenarien kann es nur in den Ländern – und das gilt auch für Deutschland – geben, wo man die Ausbreitung der Krise und der Seuche verlangsamt hat“, so Altmaier. Dass nicht „von heute auf morgen“ das öffentliche Leben „von null auf hundert“ hochgefahren werden könne, verstehe sich von selbst. Das sei der Kern des Kommissionsvorschlags und entspreche dem Vorgehen, das auch die Bundesregierung für richtig und notwendig halte. „Ein Vorgehen, das verhindert, dass wir schon wenige Tage nach einer Lockerung dann wieder neue Verschärfungen brauchen.“ Das würde zu Enttäuschung in der Bevölkerung führen. „Und dafür haben sich die Menschen nicht diese großen Entbehrungen auferlegt.“

„Flexibler Wiedereinstieg möglich“

Der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Armin Laschet hat ein Kriterium für eine mögliche Öffnung des Corona-Lockdowns genannt. „Sind die Regeln für den richtigen Abstand einhaltbar und gibt es dafür auch die richtigen Schutzmaßnahmen? Wenn das der Fall ist, kann man den flexiblen Einstieg wagen“, sagte der CDU-Politiker dem „Handelsblatt“ (Donnerstag). „Wir müssen die Menschen gezielter als durch pauschales Schließen schützen“, sagte er mit Blick auf die einschneidenden Beschränkungen im Alltagsleben.

Vor dem Treffen der Kanzlerin mit den Ministerpräsidenten der Bundesländer am Mittwoch sagte er: „Wir brauchen einen klaren Fahrplan, durch den das öffentliche und wirtschaftliche Leben wieder ins Laufen kommt.“

Mit Blick auf den Einzelhandel betonte Laschet, dass der Zustand, dass viele Geschäfte geschlossen sind, „nicht viel länger andauern darf, wenn wir keine Massenpleite und eine folgende neue Massenarbeitslosigkeit erleben wollen“. Auch zur Autoindustrie äußerte er sich. Die Produktion sei dort teils auch eingestellt worden, weil Autohäuser geschlossen wurden. „Hier könnte man auch unter Einhaltung der Abstandsregeln Kunden in die Geschäfte lassen.“ Dies könne ein Anreiz für die Industrie sein, wieder zu produzieren.

Fast 1,5 Millionen Infizierte weltweit

Nach aktuellen Zahlen der Universität Johns Hopkins ist weltweit bei rund 1,48 Millionen Menschen das neuartige Coronavirus nachgewiesen worden (Stand: Donnerstag 9 Uhr deutscher Zeit). Rund zehn Stunden zuvor hatte die Universität in Baltimore in den USA bereits mehr als 1,5 Millionen Infektionen mit Sars-CoV-2 gemeldet. Diese Zahlen wurden später nach unten korrigiert. Die Webseite der Universität nutzt unter anderem Medien und Behörden als Quellen und wird regelmäßig mit eingehenden Daten aktualisiert.

Ärzte ohne Grenzen befürchten Katastrophe in Afrika wegen Corona

Die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen befürchtet katastrophale Auswirkungen der Corona-Pandemie in Afrika. „Schwere Fälle zu behandeln, ist wegen der geringen Zahl an Intensivstationen gar nicht möglich“, sagte der für die Organisation arbeitende Epidemiologe Maximilian Gertner im Interview der „Sächsischen Zeitung“ aus Dresden. Selbst einfache Schutzmaßnahmen seien wegen der Lebensverhältnisse in afrikanischen Staaten oft nicht möglich. „Wer beengt wohnt und keinen Wasseranschluss hat, kann sich nur schwer vor einer Infektion schützen“, sagte Gertler.

„Ärzte ohne Grenzen“ unterstütze zahlreiche afrikanische Länder bei der Ausbildung von medizinischem Personal, der Einrichtung von Isolierzentren und Desinfektionsstationen und mit fachlicher Beratung, sagte Gertler. Neben dem Mangel an Schutzausrüstung würden auch Reisebeschränkungen der afrikanischen Staaten die Mitarbeiter von Ärzte ohne Grenzen vor Herausforderungen stellen. „Es bestehen oftmals Einreiseverbote für Mitarbeiter, die wir dringend brauchen“, sagte Gertler der „Sächsischen Zeitung“.

Britischer Premier Johnson weiter auf Intensivstation

Der britische Premierminister Boris Johnson ist nach seiner dritten Nacht auf der Intensivstation eines Londoner Krankenhauses in einem „stabilen Zustand“. Johnson scheine es einigermaßen gut zu gehen, sagte Kulturminister Oliver Dowden am Donnerstag dem Sender BBC. Am Mittwochabend hatte eine Regierungssprecherin mitgeteilt, der Premier mache kontinuierlich Fortschritte, bleibe aber noch auf der Intensivstation.

Johnson war am Sonntag ins St. Thomas‘ Hospital gebracht worden, nachdem die Symptome seiner Covid-19-Erkrankung nach eineinhalb Wochen noch nicht abgeklungen waren. Am Montag verschlechterte sich sein Zustand derart, dass er auf die Intensivstation verlegt werden musste. Britische Medien rechneten damit, dass es Wochen dauern könnte, bis Johnson wieder die Regierungsgeschäfte übernehmen kann.

Vertreten wird er von dem ehrgeizigen, aber teils unsicher auftretenden Außenminister Dominic Raab. Er sollte auch die Tagung des Nationalen Sicherheitsrats Cobra am Donnerstag in London leiten. Dort sollte eine eventuelle Verlängerung der Ausgehbeschränkungen im Kampf gegen die Pandemie erörtert werden. Johnson hatte unter anderem alle Läden, die nicht zur Grundversorgung dienen, schließen lassen. Sportliche Aktivitäten sind nur noch einmal am Tag und nur gemeinsam mit Mitgliedern desselben Haushalts erlaubt.

Eine Entscheidung über die Fortsetzung der Maßnahmen solle aber erst in der kommenden Woche verkündet werden, sagte Dowden der BBC. Er hält es für unwahrscheinlich, dass die Beschränkungen gelockert werden, da sie gerade erste Wirkungen zeigten. Der Höhepunkt der Pandemie ist in Großbritannien noch nicht erreicht.

Es wird befürchtet, dass viele Briten bei schönem Wetter über die Osterfeiertage gegen die Beschränkungen verstoßen werden. Vor allem in den Londoner Parkanlagen gab es immer wieder Ärger, weil die Menschen nicht genug Abstand zueinander hielten.

onvista/dpa-AFX/reuters

Titelfoto: Alexandros Michailidis / Shutterstock.com

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