Daimler: 3. Gewinnwarnung innerhalb eines Jahres – Wie schwer sind die Stuttgarter angeschlagen?

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Der Erholungsversuch der Daimler-Aktie ist seit heute Geschichte. Fast genau vor einem Jahr nahm das Unheil bei dem Stuttgarter Autobauer seinen Lauf. Nach zwei Gewinnwarnungen für das Geschäftsjahr 2018 hat die Marke mit dem Stern heute die erste Prognosekürzung für das laufende Geschäftsjahr veröffentlicht. Bleibt es bei dieser einen Gewinnwarnung oder wird wie 2018 in etwa 4 Monaten noch eine weitere hinterher geschoben?

Dieselskandal hat Daimler fest im Griff

Gegen Ende Juni vergangenen Jahres kam der erste Schock für die Daimler-Anleger. Wegen der Handelsstreites zwischen der USA und China sowie der Diesel-Affäre werde das Ebit des Konzerns „voraussichtlich leicht unter dem Vorjahresniveau“ liegen. Bis zu diesem Zeitpunkt plante Daimler mit einer Steigerung der Kennzahl.

Mitte Oktober kam dann die nächste böse Überraschung für die Anleger. Aus „voraussichtlich leicht unter Vorjahresniveau“ wurde in einem nicht sehr erfreulichen Update zur Geschäftsentwicklung ein „deutlich unter Vorjahresniveau“. Damit war 2018 für Daimler schon eine Katastrophe.

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Nimmt 2019 eine ähnliche Entwicklung?

Was 2018 noch „deutlich unter Vorjahresniveau“ ist heute die Messlatte für 2019 geworden. Die Stuttgarter rechnen nämlich für das laufende Geschäftsjahr beim Konzernergebnis vor Zinsen und Steuern nur noch mit einem Wert, der „in etwa auf Vorjahresniveau“ liegt. So ähnlich nahm auch 2018 das Unheil bei Daimler seinen Lauf. Die Probleme sind nämlich nicht kleiner geworden. Der Handelsstreit zwischen den USA tobt weiter und die Diesel-Affäre fördert bei Daimler immer mehr Leichen aus dem Keller. Erst am Freitag hatte das Kraftfahrt-Bundesamt einen Rückruf für 60.000 Autos vom Typ Mercedes-Benz GLK 220 angeordnet. Die Behörde habe im Rahmen seiner Untersuchungen bei verschiedenen Herstellern bei diesen Mercedes-Modellen der Euro-5-Norm eine unzulässige Abschalteinrichtung der Abgasreinigung festgestellt, erklärte das Bundesverkehrsministerium. Da ist es auch kaum verwunderlich, dass die heutige Begründung für die Gewinnwarnung sich lediglich wie eine abgewandelte Form der letzte Prognosekürzung von 2018 anhört.

Analysten sind besorgt - weitere Kürzung nicht ausgeschlossen

Eine besonders große Überraschung sei die Gewinnwarnung nicht, erklärte Analyst Jürgen Pieper von der Metzler Bank. Ihn sorge aber, dass nicht nur Extrakosten und die Van-Sparte für die zurückgenommenen Gewinnaussichten verantwortlich seien, sondern auch das Kerngeschäft Mercedes-Benz-Pkw in einer eher schlechten Verfassung sei.

Auch J.P. Morgang schaut nicht gerade zuversichtlich in die Zukunft von Daimler. Die Hoffnung, der Autobauer könne mit seinem neuen Vorstandschef Ola Källenius auch neue Orientierungsmarken setzen, schwinde rasch, schrieb Analyst Jose M. Asumendi von der US-Bank J.P. Morgan. Zudem schließt der Experte weitere Rückstellungen von Daimler bis zum Jahresende nicht aus.

Die neuerliche Gewinnwarnung des Autobauers sei als „Erbe“ des vorherigen Vorstandschefs Dieter Zetsche zu sehen, schrieb Analyst Frank Schwope in einer am Montag vorliegenden Studie. Aus vermeintlichen Verwicklungen in Diesel-Manipulationen in den USA und dem potenziellen Kartell-Skandal könnten theoretisch weitere Milliarden-Belastungen resultieren. Dem neuen Chef Ola Källenius stünden daher noch einige Aufräumarbeiten bevor. Eine weitere Gewinnwarnung scheint damit auch für den Experten der Nord LB im Bereich des Möglich zu liegen.

Wie könnte es jetzt weiter gehen?

Geht es nach den Analysten, so liegt das durchschnittliche Kursziel noch klar über 50 Euro. Somit hätte die Aktie bis Jahresende noch ein Potenzial von rund 10 Prozent zu bieten. Wer allerdings mit einer weiteren Gewinnwarnung aus Stuttgart rechnet, der sollte einen Blick auf die Performance der Aktie im vergangenen Jahr werfen. Zwischen den beiden ausgesprochenen Gewinnwarnungen konnten Anleger mit der Aktie nämlich keinen Blumentopf gewinnen.

Chart Daimler zwischen den beiden Gewinnwarnungen 2018 (21.06 – 19.10.2018)

Seit der Prognosekürzung im Juni vergangenen Jahres hat die Aktie bis heute in etwa 15 Prozent an Wert verloren. Die weiteren Aussichten für die Autobauer lassen jetzt auch nicht darauf schließen, dass sich die Lage in der Branche schnell wieder aufhellen könnte. Daher sollten Anleger, die jetzt mit dem Wert liebäugeln, entweder auf eine kurze Erholung spekulieren oder sehr viel Geduld und Zeit mitbringen.

Von Markus Weingran

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Foto: nitpicker / Shutterstock.com

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