Dax kämpft sich vorwärts – Analysten zweifeln: „An nachhaltige Besserung ist vorerst nicht zu denken“ – Charttechnischer Befreiungsschlag noch weit entfernt

onvista · Uhr

Nachdem der Dax die vergangene, turbulente Woche am Freitag mit einem Plus geschlossen hatte, setzt er seinen Weg nach oben heute fort. Gut eine Stunde nach Handelsbeginn weist der Leitindex ein Plus von 2,9 Prozent vor und notiert bei etwa 10.770 Punkten. Damit nähert er sich langsam wieder der Marke von 11.000 Punkten – unter Analysten herrschen jedoch Zweifel, dass der Dax diese Marke wieder zurückerobern kann, zu groß sind weiterhin die Unsicherheiten am Markt.

Laut Robert Halver von der Baader Bank sind enttäuschende Gewinnzahlen undnebulöse Ausblicke im Rahmen der Berichtssaison fundamentale Handicaps für dieBörsen. „Auch wiederholte massive Drohungen Trumps und seines HandelsberatersNavarro im transpazifischen Handelskonflikt sorgen für Verunsicherung.“Allerdings würden diese angesichts der bereits geschwächten US-Exportwirtschaftwohl eher keine Folgen haben. „Kursrücksetzer sind einzukalkulieren“, meintHalver. Dramatische Einbrüche seien dagegen nicht zu erwarten, wenn derLockerungsprozess nicht stoppe oder gar umgekehrt werde.

Charttechnischer Befreiungsschlag noch weit entfernt

Laut Christian Henke von IG könnte sich auch die durch Covid-19 bedingteGeldflut der Notenbanken auf absehbarer Zeit zum Belastungsfaktor für dieFinanzmärkte entwickeln. „Zuletzt wurde der Begriff Eurokrise 2.0 genannt.“Daher überrasche es nicht, dass der DAX weiterhin im Abwärtstrend sei, diejüngste Erholung stehe unmittelbar vor dem Ende.

„Charttechnisch besteht unterhalb der Unterstützung die Gefahr einer sogenannten W-Formation“, erklärt der Charttechniker. Dies würde bedeuten, dassder DAX mindestens das Tief von März bei 8.250 Punkten sehen könnte. Erstoberhalb des fallenden exponentiellen 200-Tage-Durchschnitts bei rund 11.700Punkten würde sich die Lage ein wenig entspannen. „An eine nachhaltigeBesserung ist vorerst nicht zu denken. Die mittelfristigen Indikatorensignalisieren eine Fortsetzung der Abwärtsbewegung.“

US-KGVs zu hoch

Markus Reinwand von der Helaba weist darauf hin, dass die Aktienbewertungen mitden höheren Kursen und gleichzeitig fallenden Gewinnerwartungen in denvergangenen Wochen wieder gestiegen sind. Besonders ausgeprägt sei das in denUSA. „Dort hat das KGV des S&P 500 auch dank einer kräftigen Ausweitung derFed-Bilanzsumme das ohnehin schon hohe Niveau vor Ausbruch der Pandemieüberschritten.“

Reinwand fragt sich, ob sich die Unternehmensgewinne tatsächlich so schnellerholen konnten, um dies zu rechtfertigen und ob es bei der„Alternativlosigkeit“ von Aktien bleibe. „Auch die Historie zeigt, dass estrotz eines Mangels an Anlagealternativen zeitweilig zu Rücksetzern bei Aktienkommen kann.“

Gold als Indikator

Laut Analyst Christian Schmidt von der Helaba muss „in den kommenden Wochen davon ausgegangen werden, dass sich der Kampf zwischen den Bullen und Bären fortsetzen wird“. Aus technischer Sicht sei der Dax noch nicht über den Berg. Die Entwicklung des Goldpreises zeige, dass die Suche nach Sicherheit bei den Investoren noch immer anhält. Das Edelmetall ist mittlerweile so teuer wie letztmals 2012. Gold notiert heute mit einem Plus von 1 Prozent bei 1762 Dollar.

onvista/dpa-AFX

Titelfoto: solarseven / Shutterstock.com

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