Der DAX ist verrückt geworden!

Holger Scholze · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Nach dem Motto „The trend is your friend“ hat der DAX in gerade einmal vier Monaten rund 30 Prozent zugelegt. Natürlich gibt es hierfür auch gewichtige Gründe. Dennoch ging das alles viel zu schnell. Deshalb wäre eine Korrektur nicht nur überfällig, sondern auch gesund. „Minsk II“ wackelt gewaltig
Die Unterzeichnung der Vereinbarungen von Minsk wurde von der Bundeskanzlerin und vom Bundesaußenminister als „Hoffnungsschimmer“ bezeichnet. Mehr war es leider nicht. Warum dies von vielen Marktteilnehmern zum Anlass genommen wurde, den DAX auf ein Rekordhoch von 11.014 Punkten zu treiben, ist mir ein Rätsel. Vermutlich warteten sie nur auf einen kleinen Impuls, um die runde Marke von 11.000 Zählern einfach mal zu testen. Doch oberhalb selbiger wurde die Luft sofort extrem dünn. Da zu befürchten ist, dass uns der Ukraine-Konflikt noch lange beschäftigen wird, sollten wir hier nicht zu schnell auf eine Entspannung setzen. Trotzdem habe auch ich die Hoffnung, dass wenigstens das Blutvergießen gestoppt werden kann. Die griechische Tragödie wird verlängert
Alles deutet darauf hin, dass uns die Staatsschuldenkrise in Griechenland weiter beschäftigen und damit auch immer wieder belasten wird. Nach der hellenischen Wahl sind die Fronten auf europäischer Ebene verhärtet. Speziell das Auftreten des neuen Finanzministers trägt seltsame Züge. Eine schnelle Einigung scheint unwahrscheinlich zu sein, deshalb wird es wohl allenfalls einen zeitlichen Aufschub von sechs Monaten geben, um nach geeigneten Kompromissen zu suchen. Die Probleme werden also vorerst nicht mal im Ansatz gelöst. Gebe es klare Ergebnisse, könnten sich die Börsianer damit auseinandersetzen und darauf einstellen. So aber bleiben die Unsicherheiten diesbezüglich erhalten. Die Notenbanken dominieren weiter das Geschehen Wie an dieser Stelle schon oft beschrieben, wird die anhaltend extrem expansive Geldpolitik der wichtigsten Notenbanken der Welt weiterhin viel Geld in den Aktienmarkt spülen. Denn den Anlegern fehlen ganz einfach die Alternativen. Aber auch wenn der übergeordnete Trend nach oben zeigt, wird der Aktienmarkt kurzfristig entstehende Überhitzungen nicht lange aushalten können. Aktuell bewegt sich der DAX mit rund 12,5 Prozent über seinem 200-Tage-Durchschnittswert. Seit Jahresbeginn hat das deutsche Börsenbarometer bereits um zwölf(!) Prozent zugelegt. Wäre dies die Gesamtjahresentwicklung, könnten auch institutionelle Anleger schon sehr zufrieden sein. Allein deshalb erwarte ich baldige Gewinnmitnahmen. Bisher zeigt der DAX aber lediglich eine Konsolidierung auf hohem Niveau. Natürlich ist durchaus denkbar, dass diese auch länger anhalten könnte und sich die kurzfristige Übertreibung damit Stück für Stück relativiert. Einen deutlicheren Kursrückgang halte ich aber für wahrscheinlicher. Die Marke von 10.600 Punkten hat sich zuletzt immer wieder als markante Kaufzone bewiesen. Sollte der DAX aber hier durchbrechen, würde es wohl sehr schnell bis in den Bereich von 10.300 Zählern zurückgehen. Damit wären zumindest 50 Prozent nach dem jüngsten großen Ausbruch des DAX korrigiert. Und dies wäre für eine nachhaltige Aufwärtsbewegung mehr als gesund. Seien Sie also darauf vorbereitet. Ihr Holger Scholze

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