Der Dax kämpft jetzt um diese entscheidende Unterstützungszone – Börse soll trotz der zügellosen Talfahrt geöffnet bleiben

onvista · Uhr

Nach einer Stabilisierung am Dienstag hat sich der Einbruch am deutschen Aktienmarkt heute fortgesetzt. Der Dax im freien Fall droht nun die nächste runde Marke von 8000 Punkten ins Visier zu nehmen. Am Vormittag sackte der Leitindex um gut fünf Prozent auf 8479,55 Punkte ab. Die Verluste der vergangenen knapp vier Wochen summieren sich mittlerweile auf über 5000 Dax-Punkte oder fast 40 Prozent.

Das ist historisch bisher einmalig, sogar in der Finanzkrise von 2008 hat der Dax keine so herben Einbußen in so kurzer Zeit hinnehmen müssen. Hier liegt jedoch auch eine entscheidende Unterstützungszone, die vor der glatten Marke von 8000 Punkten eine Rolle spielen könnte. Die Zone liegt im Bereich der 8100er Marke, die einerseits von dem Hoch bei 8.136 Punkten vor dem Dotcom-Crash im Jahr 2000 erreicht wurde und weiter in dem Hoch vor dem Kollaps im Zuge der Finanzkrise bei 8.152 Punkten.

Immerhin konnte sich der Dax trotz des heutigen Rückfalls ein wenig von dem bisherigen Tief bei 8.256 Punkten, das am schwarzen Montag erreicht wurde, absetzen.

Wirklich nachhaltig entschärfen dürfte sich die Lage allerdings erst mit einem umfassenden Rückgang der Zahl der mit dem neuartigen Coronavirus Infizierten. Volkswirt Edgar Walk vom Bankhaus Metzler prognostizierte, „dass die Zahl der Infizierten im April im Trend sinkt und die Wirtschaftspolitik bis dahin eine Konkurswelle verhindern konnte“. Ab Mai könnte dann die Quarantäne gelockert werden und die Weltwirtschaft habe gute Chancen auf eine spürbare Erholung.

Noch sollen die Börsen geöffnet bleiben

Angesichts der zügellosen Kursverluste sind mittlerweile zuhauf Spekulationen über Börsenschließungen zu hören, doch noch ist die Talfahrt für die Deutsche Börse  kein Grund zur Einstellung des Handels. „Die Folge einer Schließung der Märkte wäre Intransparenz. Die Folge hiervon wäre noch größere Unsicherheit“, sagte ein Sprecher des Marktbetreibers in Eschborn bei Frankfurt gegenüber dpa. Die Verwerfungen an den Märkten würden dann noch drastischer werden.

Zudem gibt es auch keine rechtliche Grundlage. Nur etwa bei technischen Störungen, Informationsungleichgewichten oder bei Hinweisen auf Marktmanipulation kann die Geschäftsführung der Börse der Handel insgesamt oder für einzelne Wertpapiere aussetzen.

Auch die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) kann der Deutschen Börse einer Sprecherin zufolge eine solche Maßnahme nicht vorschreiben. Ein solcher Schritt könnte allenfalls von der Bundesregierung beschlossen werden, was Marktexperten aber im aktuellen Fall für äußerst unwahrscheinlich halten.

Die Vereinigung der EU-Wertpapierbörsen, FESE, sprach sich ebenfalls dafür aus, die Börsen geöffnet zu halten. Die regulierten Börsen erfüllten eine soziale und wirtschaftliche Funktion, die auch in Zeiten von Unsicherheiten gegeben sein müsse.

Eine wesentliche Schutzmaßnahme bei einem heftigen Kursverfall am deutschen Aktienmarkt ist die sogenannte Volatilitätsunterbrechung. Bei extremen Preisausschlägen in einem Wertpapier wird in einem solchen Fall der Handel gestoppt. In dieser Zeit werden in einer Auktion alle Kauf- und Verkaufsaufträge gesammelt und anschließend ein neuer Preis ermittelt. Der Handel wird wieder aufgenommen.

In den USA will die Regierung die Aktienmärkte indes zwar auch offen halten, wegen der heftigen Marktverwerfungen aber womöglich die Handelszeiten verkürzen. Am Montag war der weltweit bekannteste Index Dow Jones Industrial um knapp 13 Prozent abgesackt. Es war sein schlimmster Verlust seit dem „schwarzen Montag“ im Jahr 1987.

onvista-Redaktion/dpa-AFX

Titelfoto: Pavel Ignatov / Shutterstock.com

Neueste exklusive Artikel